Intellektuelle und der Große Krieg

Intellektuelle und der Große Krieg

Veranstalter
Universität Gent
Veranstaltungsort
Het Pand, Onderbergen 1, 9000 Ghent, Belgium
Ort
Gent
Land
Belgium
Vom - Bis
17.12.1914 - 19.12.1914
Deadline
01.02.1914
Website
Von
Universität Gent

Der Fokus dieses international postierten akademischen Treffens liegt auf der Rolle des Intellektuellen im Ersten Weltkrieg (EWK). Das Ziel besteht in der Erforschung von Strategien, die Intellektuelle, welche in den verschiedensten Bereichen und Kontexten tätig waren, entwickelten, um die Spannung, die Erschütterung und die Folgen des Großen Krieges zu verarbeiten. Insofern möchten wir besonders jene Konferenzbeiträge motivieren, welche die Position der Universitäten während des EWKs berücksichtigen; die Arten und Weisen, auf welche Akademiker/innen und die ‘monde international des esprits’ mit den Problemen von Handlung und Verpflichtung umgingen und welche Auswirkungen die physischen Aspekte des Krieges auf Gelehrte hatten. Der Großteil der bisher publizierten Studien über den EWK widmen der Rolle des Intellektuellen nur geringe Aufmerksamkeit. Die Verhandlungen dieser Thematik haben das Niveau transnationaler, multidisziplinärer Debatten bloß selten erreicht. Durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftler/innen mit unterschiedlichen akademischen sowie nationalen Hintergründen intendiert diese Genter Konferenz, den zahlreichen Gesichtern des Intellektuellen während des EWKs gerecht zu werden, und möchte zurückverfolgen, was die heutige Forschungswelt ihnen zu verdanken hat. Dabei sollen die Praktiken und Narrative der Intellektuellen aus der Entente und Zentraleuropa ebenso adressiert werden wie jene der Patrioten und Kollaborateure in den besetzten Gebieten.

Der Große Krieg brach während einer Periode von Reformen im Bildungssektor aus. Demographische Veränderungen und soziale Reformen am Anfang des 20. Jahrhunderts beschleunigten das Demokratisierungstempo der Hochschulbildung, das bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich angefangen hatte. Die Tatsache, dass Universitäten ihre Türen für Männer – und bisweilen sogar für Frauen – mit unterschiedlichsten sozialen Hintergründen öffneten, prägte das Profil des Intellektuellen, ausgehend von einem Hobbygelehrten über eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens bis hin zu einem furchtlosen Abenteurer. Der Effekt des EWKs auf diese Entwicklung kann dabei nicht genug betont werden. Diejenigen, die nicht auf den Schlachtfeldern kämpften, standen den Fragen gegenüber, ob und wie sie einen Beitrag leisten können. Welchen Einfluss hatte das Kriegsgeschehen auf innovative Entwicklungen innerhalb der Domänen der Wissenschaft und Philosophie oder der Literatur sowie der Kunst? Wie war darüber hinaus der Umgang mit dem gebrochenen Geist, den toten und versehrten Körpern in anderen Disziplinen? Was von den Einsichten oder Techniken im Umgang mit diesen Problemen hat bis heute überdauert? Wie blicken Intellektuelle des 21. Jahrhunderts, die sich mit dem Schreiben und Umschreiben der Geschichte von 1914 bis 1918 befassen, auf die Versuche unserer Kolleg/innen, ihren Geist und Körper zu mobilisieren, zurück? Im Folgenden werden vier Schauplätze intellektueller Tätigkeiten vorgeschlagen, um zu einer Diskussion anzuregen:

Wissenschaft
Der Fokus dieser Sektion soll auf der Positionierung der akademischen und wissenschaftlichen Welt während des EWKs im Allgemeinen liegen. Wir begrüßen auch Beiträge, welche der Frage nachgehen, was es damals bedeutete, Akademiker/in – sowohl in intellektueller wie praktischer Hinsicht – zu sein. Wir sind ebenso an der Legitimation wissenschaftlicher und technologischer Fortschritte im Dienste des Krieges interessiert. Schließlich laden wir auch Beiträge ein, die versuchen, die Konsequenzen des EWKs und der Russischen Revolution auf den transnationalen Umlauf von Ideen und Kulturgütern im Sinne von Kontinuität und Diskontinuität besser zu verstehen. Wir fördern Vorschläge, welche die individuellen Lebensgeschichten von Wissenschaftler/innen, Ingenieur/innen, Sozial- und Humanwissenschaftler/innen behandeln, insofern sie eine Erweiterung der Perspektive darstellen.

Literatur
In dieser Sektion möchten wir die Folgen des EWKs auf die Literatur des 20. Jahrhunderts sowie auf die Gegenwartsliteratur erforschen. Mögliche Themen sind: der EWK als Periode literarischer Innovation; Produktion und Rezeption patriotischer und nicht-pazifistischer Texte; das Bild von Kriegsdichtern als „verlorene Jugend“; Generationenkonflikte während der Zeit des Krieges; Produktion nationalistischer Literatur vor, während und nach dem Krieg; die Entscheidung von Schriftstellern entweder die Reihen am Schlachtfeld zu verstärken oder von der Seitenlinie zu kommentieren; das Ideal des Heroismus; die Beschäftigung von Frauen in Fabriken und in anderen männlichen Domänen; die Entstehung neuer sozialer Normen von Männlichkeit und Weiblichkeit; Kriegslyrik von weiblichen Autoren und deren Aufnahme in bzw. Ausschließung aus Anthologien bis nach 1980; die Natur und das Land als Szene für Krieg und Frieden; die Repräsentation von Trauma während des Krieges und danach.

Philosophie
Vortragsvorschläge, die die Beziehung eines Philosophen mit dem EWK und deren Rezeption unter Philosophen behandeln, sind besonders willkommen. Andere Themen könnten auch die Rolle des Krieges im Denken und Leben von bestimmten Philosophen (z.B. Wittgenstein, Otto Neurath, Carnap, Bergson, Russell, Reinach, Eucken) einschließen. Wir sind insbesondere an Vorträgen interessiert, welche die Rolle des Krieges im Aufstieg (und Fall) philosophischer Bewegungen (u.a. analytische Philosophie, Phänomenologie, Lebensphilosophie, Positivismus) und ihren breiteren Beziehung zu intellektuellen und politischen Bewegungen analysieren. Wir nehmen auch Beiträge entgegen, welche die Philosophie und die Moralität von Krieg behandeln und welche die Art und Weise thematisieren, wie aktuelle Ethikdebatten einen Bezug zu den Jahren 1914 bis 1918 – Waffengebrauch, Geschichtsphilosophie, soziale Verantwortlichkeit von Intellektuellen – herstellen.

Künstler und Architekten
Vorschläge, die folgende Themen behandeln, begrüßen wir sehr: der Große Krieg als künstlerisches Motiv; der Krieg als Katalysator für die Entwicklung neuer künstlerischer Strömungen sowie für den Aufstieg einer neuen Technik des künstlerischen Kopierens im Zuge industrieller Modernität; die Verwendung visueller Medien während des Kriegsgeschehens; die Beziehung zwischen Kunst und neuen kriegsbezogenen visuellen Tätigkeiten (wie Luftbildphotographie oder Tarnungstechniken); industrielle Kriegsführung als nihilistisches „Gesamtkunstwerk“ in Beziehung zu Strömungen der Avantgarde wie etwa Futurismus und Dadaismus; die Etablierung neuer internationaler Kontakte und Koalitionsbildungen zwischen Künstler/innen innerhalb pazifistischer Exilkreise; architekturale Konferenzen und Bildung von Architekten im Ausland; Rückkehr von Exilant/innen in die Heimat; Konfrontation zwischen lokalen und internationalen Ideen über den Wiederaufbau des Landes; et cetera.

Vorschläge für 20-minütige Vorträge in Form eines einseitigen Abstracts, zusammen mit einem kurzen Lebenslauf sollten bis zum 1. Februar 2014 via Email (intellectualsandthegreatwar@gmail.com) eingereicht werden. Im Falle, dass „complete panels” eingerichtet werden sollen, bitten wir um Abstracts und Lebensläufe von jedem Panelmitglied, einschließlich des Panelvorsitzenden (falls unterschiedlich).

Die Konferenz findet von 17. bis 19. Dezember 2014 im Het Pand (Onderbergen 1, 9000 Gent, Belgien) statt. Wir akzeptieren Abstracts auf Englisch, Französisch, Deutsch und Niederländisch.

Keynote speakers:

Christophe Prochasson und Anne Rasmussen (EHESS), Autoren von:Au nom de la patrie. Les intellectuels et la Première Guerre mondiale (1910-1919).
Santanu Das, Dozent an der London University und Autor von:Touch and intimacy in First World Warliterature andRace, Empire and First World War Writing.
Roy MacLeod, Professor Emeritus für (moderne) Geschichte an der Sydney University und Ehrenmitglied bei History and Philosophy of Science, Autor von: ‘The Scientists Go to War: Revisiting Precept and Practice, 1914-1919’, Journal of War and Culture Studies, 2 (1), (2009), 37-51, und: ‘Science and Scientists,’ Jay Winter (ed.) Cambridge History of the First World War Cambridge: Cambridge University Press, 2014), vol. 5, 434-459, 704-708.
Annette Becker, l'Université Paris Ouest Nanterre La Défense und Senior-Mitglied vom l'Institut universitaire de France. Sie ist Autorin, zusammen mit Stéphane Audoin-Rouzeau, von:1914-1918, Retrouver la guerre(Gallimard, 2000).
Sophie De Schaepdrijver, Pennsylvania State University, Autor von:De Groote Oorlog - Het Koninkrijk België tijdens de Eerste Wereldoorlog(1997).

Eineöffentliche Abendvorlesung undDebattemit zeitgenössischen Intellektuellen, Forschern, Schriftstellern und Künstlern aus aktuellen Kriegsregionen (bevorzugt in Zusammenarbeit mit Vooruit) wird organisiert.

Programm

Kontakt

Antoon Vrints

Universiteit Gent - Universiteitsforum (Ufo) Sint-Pietersnieuwstraat 35

32486062356
09 33 10299
antoon.vrints@ugent.be


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