Workshop: Geschichtsbewusstsein revisited?

Workshop: Geschichtsbewusstsein revisited?

Veranstalter
Prof. Dr. Martin Lücke / Prof. Dr. Bärbel Völkel, Arbeitskreis "Geschichtsdidaktik theoretisch" der Konferenz für Geschichtsdidaktik e.V.
Veranstaltungsort
Freie Universität Berlin, Seminarzentrum Habelschwerdter Allee 45, Raum L 115
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.02.2014 - 14.02.2014
Deadline
31.01.2014
Von
Martin Lücke

Das Konzept „Geschichtsbewusstsein“ hat sich zum unhinterfragten kategorialen Leitbegriff der Geschichtsdidaktik entwickelt. Die Genese und der Aufstieg des Konzeptes ist eng verbunden mit der Etablierung der Geschichtsdidaktik als akademischer Disziplin in den 1970er Jahren. Seitdem ist es unverzichtbar, Begriffsarbeit in unserem Fach in Relation zum Konzept des Geschichtsbewusstseins zu betreiben: Geschichtskultur etwa wird als die gesellschaftliche Dimension von Geschichtsbewusstsein definiert und Kompetenzen historischen Lernens dienen letztlich dem Ziel der Förderung von Geschichtsbewusstsein.

Umso mehr lohnt es sich, das Konzept „Geschichtsbewusstsein“ fast 40 Jahre nach seiner Geburt einer kritischen Reflexion zu unterziehen. Kann es noch immer im Zentrum unseres Faches stehen? Ist Geschichtsbewusstsein im Zeitalter von Migration, Globalisierung und heterogenen Gesellschaften immer noch eine zeitgemäße und hilfreiche Kategorie? Vor allem in seiner definitorischen Zuspitzung von Jörn Rüsen als `Sinnbildung über Zeiterfahrung` mit seiner individuellen und kulturellen Komponente scheinen kritische Fragen gerechtfertigt. Ebenso können die Dimensionen des Geschichtsbewusstseins, wie sie von Hans-Jürgen Pandel entwickelt wurden, kritisch hinterfragt werden. Dies gilt umso mehr, als es bislang kaum theoretisch tiefer gehende Analysen der einzelnen Dimensionen gibt und sie damit mehr oder weniger nur gesetzt sind und behauptet werden.

Auf dem Workshop soll gefragt werden:
- In welcher disziplingeschichtlich besonderen Situation ist das Konzept entstanden und welche anderen Ansätze hat es verdrängt (z.B. ‚Emanzipation’)?
- Wie tragfähig sind die zahlreichen Versuche, Geschichtsbewusstsein zu strukturieren?
- Ist die Kategorie Geschichtsbewusstsein in ihrer jetzigen Definition möglicherweise in multikulturellen Gesellschaften kontraproduktiv und kann ausgrenzend wirken?
- Sollte die Kategorie Geschichtsbewusstsein sogar einer grundlegenden Modifikation unterzogen werden?
- Wie ist Geschichtsbewusstsein als ein zunächst individuell gedachtes Bewusstsein in seiner gesellschaftlichen Dimension zu beschreiben, wie also mit Konzepten wie Geschichtskultur und Erinnerungskultur zu vernetzen?

Der Workshop findet auf der Basis von pre-circulated papers statt. Auf der Tagung selbst werden nicht die Paper selbst vorgestellt, vielmehr erfolgen gebündelte Kommentare zu jedem Beitrag, die die anschließende Diskussion einleiten. Angemeldeten Teilnehmer_innen werden die Paper vorab zur Verfügung gestellt.

Es ist geplant, die Ergebnisse der Tagung als Band I einer neuen Schriftenreihe zu veröffentlichen.

Programm

Donnerstag, 13.02.

12:00 Gemeinsames Mittagessen im Restaurant Galileo, FU Berlin, Habelschwerdter Alle 45, 14195 Berlin-Dahlem
13:00 Einchecken zum Workshop
13:15 Begrüßung

13:30–15:30:
Panel 1: Geschichtsbewusstsein oder historisch-politisches Denken? Von woher bezieht die Pragmatik des Geschichtsunterrichts ihre theoretische Legitimation?
Paper von Peter Schulz-Hageleit und Markus Daumüller, Kommentar: Bea Lundt

16:00–18:00:
Panel 2: Geschichtsbewusstsein zwischen bildungsorientierter Relevanz und Erfahrungsorientierung.
Paper von Sabine Moller, Friedemann Scriba und Nicola Brauch, Kommentar: Juliane Brauer

19:00–20:00:
Abendvortrag im Friedrich-Meinecke-Institut (FMI)
Bärbel Völkel: Das ist nicht deine/meine Geschichte – Wenn Geschichte zur regulativen Idee wird...
Anschließend: Empfang im Foyer des FMI mit Abendbuffet

Freitag, 14.02.
10:00–12:00:
Panel 3: Von ungewollten Nebenwirkungen: Geschichtsbewusstsein, Neorassismus und postkoloniale Theorie.
Paper von Selman Erkovan und Bärbel Völkel, Kommentar: Oliver Plessow

12:30–14:30:
Panel 4: Geschichtsbewusstsein - Anerkannter Grundbegriff oder Defizitkategorie?
Paper von Carlos Kölbl/Lisa Konrad, Felicitas Macgilchrist und Martin Lücke, Kommentar: Jörg van Norden

14:45–15:30:
Abschlussdiskussion und Ausblick

Kontakt

Prof. Dr. Martin Lücke
martin.luecke@fu-berlin.de

Prof. Dr. Bärbel Völkel
voelkel@ph-ludwigsburg.de

http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/fmi/arbeitsbereiche/ab_didaktik/AK_Geschichtsdidaktik_theoretisch/index.html
Redaktion
Veröffentlicht am
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Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung