Jahrestagung der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte

Jahrestagung der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte

Veranstalter
Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte
Veranstaltungsort
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.05.2014 - 31.05.2014
Deadline
20.02.2014
Website
Von
Prof.Dr. Cay-Rüdiger Prüll

Einladung zur Jahrestagung der GWG vom 29.-31. Mai 2014 in Heidelberg

Der erweiterte Vorstand der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte freut sich auf Vorschläge für Beiträge zum Tagungsthema Begriffsbildung – Begriffsgeschichte: Entstehung und Entwicklung wissenschaftlicher Konzepte Wissenschaftliche Konzepte gliedern „Erfahrungsmaterial“ und erklären Erscheinungen. Auf dieser Basis begründen sie Handeln und erfüllen somit eine Ordnungs-, eine Erklärungs- und eine Rechtfertigungsfunktion. So weitreichend beschrieb K. E. Rothschuh im Jahr 1978 die Rolle von wissenschaftlichen Konzepten für die Medizin. Hélène Metzger verwies bereits in den 1930er Jahren auf die Rolle sprachlicher Begriffsbildung und nahm mentalitätsgeschichtliche Ansätze vorweg, die sich in den Methoden der von Gaston Bachelard und Georges Canguilhem geprägten historischen Epistemologie wiederfinden.

Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive sind Begriffsbildung und Konzeptentstehung untrennbar miteinander verbundene Prozesse. Vor 50 Jahren begann mit dem 1963 in Angriff genommenen Historischen Wörterbuch der Philosophie eine „Begriffsgeschichte im Großversuch“. 1972 erschien der erste von acht Bänden der Geschichtlichen Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch- sozialen Sprache in Deutschland, welches das Ziel verfolgte, „die Auflösung der Alten und die Entstehung der modernen Welt in der Geschichte ihrer begrifflichen Erfassung zu untersuchen“ (Koselleck). Das Historische Lexikon beschreibt en détail, wie sehr der Inhalt scheinbar fest stehender Begriffe einem historischen Wandel unterliegt.

Von großem Interesse für die Tagung ist dabei, in welchem Ausmaß alltägliche Handlungen, technische Gegebenheiten, Visualisierungsprozesse und Denkkollektive die Entstehung von Begriffen und Konzepten beeinflussen. Viele, aus heutiger Sicht als plausibel angesehene Konzepte wurden erst nachträglich als Erklärungsmodelle für das Denken und Handeln wissenschaftlicher Akteure konstruiert. In dieser Lesart erfüllen sie die Funktion der Abgrenzung von neuem und bisherigem Wissen und Handeln. Umstritten sind daher Versuche, aus historischer oder sozialwissenschaftlicher Perspektive universell gültige Regeln für die Entstehung wissenschaftlicher Konzepte aufzustellen.

Lässt sich, wie Hans Blumenberg 1965 forderte, „eine immanente Logik der theoretischen Ereignisse“ herauspräparieren? Dieser Drang konkurriert mit dem Bemühen, Hintergründiges zu erforschen, historische Prozesse, soziale Interaktionen, ökonomische Zwänge und technische Details im Kontext der Entstehungsbedingungen wissenschaftlicher Konzepte nachzuzeichnen, ohne daraus Gesetzmäßigkeiten abzuleiten. Umso mehr stellen Konzepte mit universellem Anspruch aus historischer Perspektive besonders ergiebige Forschungsgegenstände dar. Vielleicht lassen sich zumindest wiederkehrende Muster oder Regularitäten aufzeigen?

Das Ziel der Tagung ist dementsprechend dreigeteilt.

- Zum einen ist zu prüfen, was überhaupt in welcher Wissenschaft ein Konzept ist, und wie Begriffe gebildet werden.
- Zum zweiten soll die Frage behandelt werden, ob und inwiefern sich in den Wissenschaften wiederkehrende Muster der Begriffsbildung und Konzeptentstehung finden lassen.
- Zum dritten werden Beiträge zu konkreten Konzepten bzw. Begriffsbildungen und ihrer Entstehung erbeten.

Vor 50 Jahren konstituierte sich die Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte. Aus Anlass des Jubiläums wird eine eigene Sektion der Geschichte der Wissenschaftsgeschichte gewidmet sein. Das Tagungsthema wurde auch gewählt, weil es in besonderer Weise einen Blick zurück auf die Anfänge der Arbeit der Gesellschaft erlaubt.

Die Vorträge werden in einer Plenartagung ohne Parallelsitzungen zusammengebracht, um ausreichenden Raum für die Diskussion der Beiträge und den Austausch über das Rahmenthema zu bieten. Daher können erfahrungsgemäß nicht alle eingegangenen Einsendungen berücksichtigt werden. Reisekosten kann die Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte nicht übernehmen und es wird ein Tagungsbeitrag von 50 Euro (Mitglieder der GWG 30 Euro; Studierende 20 Euro) erhoben.

Bitte senden Sie Ihre Vorschläge (einseitiger Abstract) bis spätestens 20. Februar 2014 an das Tagungsbüro der GWG Jahrestagung 2014 (Kontakt: silvia.fischer@uni-ulm.de).

Programm

Kontakt

Silvia Fischer

Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Frauensteige 6, 89075 Ulm

silvia.fischer@uni-ulm.de


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