Spring School: Akademische Stammeskulturen und ihre Territorien

Spring School: Akademische Stammeskulturen und ihre Territorien

Veranstalter
Doktoratsprogramm Geschichte und Soziologie der Sozial- und Kulturwissenschaften, Karl-Franzens-Universität Graz
Veranstaltungsort
Karl-Franzens-Universität Graz
Ort
Graz
Land
Austria
Vom - Bis
28.04.2014 - 30.04.2014
Deadline
22.01.2014
Website
Von
Christian Dayé

Die Gestalt des wissenschaftlichen Wissens ist von den sozialen Strukturen, in denen seine Generierung eingebettet ist ebenswo wenig unabhängig wie von den sozialen Prozessen, die es hervorbringen. Diesem Prinzip sind alle aktuell verbreiteten Ansätze der Wissenschaftsforschung verpflichtet, ob es sich nun um Laborstudien, um Analysen des wissenschaftlichen Felds im Sinne Pierre Bourdieus oder um von der Akteur-Netzwerk-Theorie inspirierte Arbeiten handelt.

Vergleichsweise weniger Aufmerksamkeit fanden Versuche, wissenschaftliche Kollektive als Kulturen zu analysieren und sich dabei von Begriffen aus der Anthropologie und Soziologie leiten zu lassen. Bekannt ist Tony Bechers Versuch, Disziplinen und disziplinäre Subgruppen als akademische Stammeskulturen zu beschreiben und die Beziehungen dieser Kulturen zu den jeweils vertretenen Ideen – den Territorien der Stämme – aufzudecken. Interessant an dieser Idee erscheinen vor allem zwei Momente: zum einen, dass die Beziehung zwischen sozialen Strukturen und Prozessen – den Kulturen – und dem wissenschaftlichen Wissen – den Territorien – hier als Wechselwirkung konzipiert wird. Die Gestalt des wissenschaftlichen Wissens trägt nicht nur die Spuren sozialer Strukturen und Prozesse, sondern prägt ihrerseits auch die Kultur des jeweiligen Stammes.

Zum zweiten kann die metaphorische Verwendung von Konzepten aus der Anthropologie bei der Beschreibung sozialer Formationen in den Wissenschaften durchaus inspirierend sein, denn sie ermöglicht eine Reihe von spannenden und potentiell forschungsleitenden Fragestellungen: Wer sind die Stammesältesten, und was sind ihre kulturellen Aufgaben? Wer ist Häuptling in einer gegebenen Stammeskultur, wer Medizinmann? Wenn es schon keine Singduelle gibt, wie wird sonst die öffentliche Meinung mobilisiert? Wie wird Sakrales von Profanem unterschieden? Und was geschieht, wenn zwei Stämme aufeinander treffen? Entstehen trading zones, also Orte, an denen Stämme trotz sprachlicher und kultureller Unterschiede zum Gütertausch zusammen kommen?

Die vom Doktoratsprogramm Geschichte und Soziologie der Sozial- und Kulturwissenschaftenwissenschaften (DP GeSoSo, www.uni-graz.at/shscs/) der Karl-Franzens-Universität Graz bereits zum dritten Mal veranstaltete Spring School heißt Vortragsvorschläge von Forscherinnen und Forschern auf Master-, Doktorats- und Post-Doc-Niveau willkommen, deren Projekte den oben angeführten Überlegungen thematisch nahe stehen. Ausgewählte Projekte werden im Rahmen der Spring School vorgestellt und von den Faculty-Mitgliedern des DP in konstruktiver Weise diskutiert werden. Vorschläge für Referate, die dem im Titel genannten Themenschwerpunkt nicht zugeordnet werden können, sind ebenfalls willkommen und können im offenen Teil des Spring School Tagungsprogramms vorgestellt und diskutiert werden.

Vorschläge in der Länge von max. 500 Wörtern sind bis 22. 1. 2014 per Email an Matthias Duller (matthias.duller@uni-graz.at) zu richten. Zudem soll auf einer Skala von 0 bis 100 angegeben werden, wie weit das Projekt bereits fortgeschritten ist. Dies dient rein der Orientierung und hat keine Auswirkungen auf die Entscheidung des Programmkomitees. Über die Auswahl ihres Beitrags werden AutorInnen binnen zwei Wochen nach Ende der Einreichfrist verständigt. Erfolgreiche AutorInnen werden gebeten, eine schriftliche Version des Vortrags bis 30. 3. 2014 einzureichen.

Das DP ist in der Lage, unter den erfolgreichen EinreicherInnen zehn Stipendien von je €500,- zu vergeben. Geben Sie bitte bei Übermittlung der Vorschläge an, ob Sie sich zugleich auch für ein Stipendium bewerben. Wir verstehen es als ein Gebot der Fairness, dass Sie sich dafür nur dann bewerben, wenn Sie keinen institutionellen Zugriff auf Reisemittel haben.

Programm

Kontakt

Matthias Duller

Institut für Soziologie, Karl-Franzens-Universität Graz

matthias.duller@uni-graz.at