Technisierung der Medizin als ethische Herausforderung

Technisierung der Medizin als ethische Herausforderung

Veranstalter
Akademie für Ethik in der Medizin 2014; in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Ulm
Veranstaltungsort
Ulm
Ort
Göttingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.10.2014 - 11.10.2014
Deadline
28.02.2014
Website
Von
Gisela Badura-Lotter

Der Mensch nutzt in umfassender Weise Technik, um seine Umwelt nach seinen Bedürfnissen zu gestalten – insbesondere seit Beginn der Moderne. Seine Selbst- und Weltgestaltung als Homo faber erreicht jedoch im 21. Jahrhundert eine neue Qualität, seitdem Technik in die medizinische Praxis in immer größerem Maßstab Eingang findet und auch in seinen eigenen Körper vordringt. Die Technisierung der Welt und des menschlichen Selbst ist daher das bestimmende Leitbild der Gegenwart. Gleichwohl kann im heutigen Kontext zunehmend ein gebrochenes Verhältnis zur Technik konstatiert werden. Vor diesem Hintergrund werden unter dem Stichwort der „invasiven Technisierung“ Fragen der „Humanverträglichkeit“ der Technik in vielen Bereichen kritisch diskutiert.

Besonders in der klinischen Medizin und in vielen Bereichen der Pflege wächst die Vielfalt hochkomplexer technischer Verfahren und Assistenzsysteme rasant – sowohl in der Diagnostik, der Therapie als auch der Prävention – und umfasst so verschiedene Instrumente wie Überwachungsgeräte für Vitalparameter, High-Tech-OP-Räume mit Roboterassistenz sowie elektronische Implantate oder neurotechnische Arm- und Beinprothesen.

Auf der Jahrestagung der AEM 2014 sollen ethische Fragen, die sich im Kontext einer intensiven Techniknutzung im Gesundheitssystem stellen, in anthropologischer, sozial-/kulturwissenschaftlicher, philosophischer, juristischer und historischer Perspektive neu diskutiert werden: Welche Auswirkungen hat der Technikeinsatz auf das gesellschaftliche Verständnis von Gesundheit und Krankheit, Therapie und Prävention? Erfährt der Grenzbereich zwischen Mensch und Maschine eine neue Verschiebung und gibt es kulturspezifische Unterschiede in der Bewertung dieser Fusion von Körper und Maschine? Was können wir von der Technik erwarten? Verändern sich die Rollen und Aufgaben der Heilberufe, das Arzt-Patienten-Verhältnis sowie das Selbstbild und die gesellschaftliche Außenwahrnehmung der Medizin? In wieweit wird vielleicht sogar eine Neudefinition des Menschen bzw. des Menschseins die Folge sein? Durch die Beiträge für die Tagung soll die vielfältige Bedeutung und Tragweite heterogener Medizintechniken für die individuelle, inter-individuelle, interkulturelle und die soziale Ebene beleuchtet werden.

Mögliche Themenschwerpunkte für die einzelnen Sektionen können unter den genannten Perspektiven sein:
- Homo faber: Gesellschaftlicher Wandel durch Technisierung der Medizin
- Ökonomisierung oder Sicherheit – Legitimationen für Technikeinsatz
- Invasive Neurotechniken
- Chimären, Hybride, Fremdkörper – Fremdes im Körper
- Technisierung der Medizin und das Selbstverständnis der Gesundheitsberufe
- Komplexitätssteigerung und Technisierung in der stationären und ambulanten Pflege
- Medialisierung des Körpers, Embodyment-Strategien
- Faktor Zeit in der Medizin: Soziale/technische Beschleunigung und Leistungsverdichtung
- Global Health: medizinische Technik und soziale Ungleichheit
- Kulturabhängige Technikakzeptanz
- Enhancement-Techniken
- Robotik
- Genetik und Reproduktionsmedizin
- Logistik, Infrastruktur, Vernetzung: ethische Konsequenzen neuer Organisationsformen im Gesundheitswesen
- Orientierung in virtuellen Welten: zur Interaktion des Menschen mit Computern

Es besteht auch die Möglichkeit, Konzepte für 90- oder 120-minütige Workshops für eine der Parallelsitzungen einzureichen. Dazu sollte die Gesamtkonzeption und die Methodik des Workshops dargestellt werden und für jeden Beitrag ein Abstract vorliegen.

Abstracts (max. 300 Wörter) können bis zum 28. Februar 2014 bei der Geschäftsstelle der AEM in Göttingen eingereicht werden. Die Begutachtung erfolgt durch ein anonymes peer review nach den Kriterien thematische Einschlägigkeit, ethische Relevanz, Originalität und wissenschaftliche Qualität.

Die Abstracts sollen im Dateiformat kompatibel mit Word für Windows sein und Namen, Institution und Adresse der Autorin/des Autors, Titel des Vortrags sowie eine Darstellung der Fragestellung, Methodik und Ergebnisse enthalten. Abstracts für die Workshops sollten neben den Angaben zur Person des/der Vorschlagenden Titel, Thema, Methodik und ggf. Referenten benennen. Der Eingang des Abstracts wird bestätigt; die Begutachtung erfolgt anonym. Die Autorinnen und Autoren der angenommenen Vorträge werden bis zum 15. April 2014 benachrichtigt.

Nachwuchspreis für den besten Vortrag

Erstmals wird auf der Jahrestagung ein Nachwuchspreis für den besten Vortrag vergeben. Der Preis ist mit € 500,- dotiert. Bewerberinnen/Bewerber sollten nicht älter als 39 Jahre und noch nicht habilitiert sein. Liegt eine abgeschlossene Doktorarbeit vor, sollten seit dem Promotionsdatum maximal 5 Jahre vergangen sein. Eine Verlängerung dieser Frist z.B. aufgrund von Kindererziehung oder Berufstätigkeit außerhalb der Wissenschaft kann auf Anfrage geltend gemacht werden.

Die Teilnahme am Nachwuchspreis erfolgt automatisch, wenn bei der Einreichung des Abstracts angegeben wird, dass die genannten Kriterien von der Autorin/dem Autor (bei Mehrautorenbeiträgen von allen Autorinnen/Autoren) erfüllt sind. Die Auswahl der Preisträgerin/des Preisträgers erfolgt durch ein Preiskomitee. Die Verleihung des Preises erfolgt am 11. Oktober 2014 im Rahmen der letzten Plenarsitzung.

Während der Tagung wird eine Kinderbetreuung angeboten.

Kontaktadresse der AEM:
Geschäftsstelle der Akademie für Ethik in der Medizin e. V., Humboldtallee 36, D-37073 Göttingen,
Tel.: +49 (0)551 39-9680, Fax: +49 (0)551 39-33996, E-Mail: <abstracts@aem-online.de

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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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