Sex in the City: Frauen im öffentlichen Raum

Sex in the City: Frauen im öffentlichen Raum

Veranstalter
feministische studien
Veranstaltungsort
Ort
Wuppertal
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.11.2013 -
Deadline
30.04.2014
Website
Von
Rita Casale

feministische Studien 2014 (Heft 2)
Herausgeberinnen: Rita Casale und Friederike Kuster

Themenschwerpunkt:
Sex in the City: Frauen im öffentlichen Raum

Das fordistische Geschlechterregime hatte die historisch angestammte vergeschlechtlichte Sphärentrennung von privat und öffentlich für die westlichen Gesellschaften letztmalig festgeschrieben. Im Zuge der postfordistischen Transformation folgen der sukzessiven Integration von Frauen in die Sphäre der Produktion ihr verstärkter Eintritt in die Öffentlichkeit – in öffentliche Positionen und Institutionen – und ihr Auftritt im öffentlichen Licht. Feststellen lassen sich unterschiedliche Weisen von Präsenz. Die Sichtbarkeit von Frauen ist nicht eindeutig kodiert, erscheint indes auch nicht als beliebig. Es kann weder die Rede von einer Überwindung traditioneller Geschlechtsstereotype und geschlechterhierarchischer Inszenierung sein, noch von deren einfacher Retraditionalisierung. Frauen sind gleichermaßen Subjekt und Objekt von Politik. Einzelne Frauen betreiben prominent das politische Geschäft oder setzen das öffentliche Räsonnement in Szene. Diese neue Ordnung der Sichtbarkeit und der öffentlichen Wahrnehmung hat die traditionell als Dekadenzphänomen apostrophierte und auch aktuell mit einem Abwehrgestus lancierte These der Feminisierung von Politik und Medien provoziert. Gleichzeitig geben Frauen das Kollektivobjekt von öffentlicher Befassung ab – als förderungswürdig in ihren Führungsqualitäten oder – wie jüngst medialen Debatten akzentuiert - als schutzbedürftig in Hinblick auf ihre sexuelle Ausbeutung.
Das geplante Heft widmet sich schwerpunktmäßig der Analyse der angeblichen Feminisierung von Politik und Medien sowie der öffentlichen Verhandlung von Prostitution. Die Themenstellung Sex in the City: Frauen im öffentlichen Raum markiert einen zweifachen Focus: Frauen als politisch handelnde Subjekte und Frauen als politisch verhandelte Objekte.

Auf der politischen Bühne bewegen sich die Frauen als machtbewusste Akteurinnen, aber auch als sexuell anziehende Begleiterinnen. Als politische Funktionsträgerinnen bilden sie keine Mehrheit, stellen aber auch keine Besonderheit mehr dar. Zu fragen wäre: Was bedeutet das auf einer symbolischen Ebene, und welche institutionellen und gesellschaftlichen Transformationen sind damit verbunden? Bringt die weibliche Verkörperung der Macht eine Veränderung des politischen Habitus mit sich, oder markiert sie eine neue hegemoniale Weiblichkeit, die männlichen Mustern und Akzentsetzungen folgt? Als Begleiterinnen der europäischen Herrscher (Berlusconi, Sarkozy, Straus-Kahn, Wulff) glänzen die Frauen als Ornament. Ist dieser Glanz der symbolische Preis für ihre Emanzipation, oder fungiert er als soziales Kapital für die gegenwärtige Inszenierung der in Krise geratenen männlichen Autorität?

Das Gesicht der Medien ist zweifellos weiblicher geworden. Fernsehmoderatorinnen sind zu Salonières der Nation geworden. Beerben sie damit ein historisch etabliertes Muster oder gelingt es ihnen, neue Modi von Einflussnahme zu etablieren? Im Netz hingegen scheinen die digital natives wenig bemüht zu sein, sich moderat zu verhalten. Geben sie die „edlen Wilden“ dieser Tage ab?
Auf der politischen Agenda stehen die Frauen als Objekt politischer Bemühung und Bekümmerung: Verhandelt wird die Zahl der Frauen in höheren Etagen und in eins damit die erhoffte Erledigung des Feminismus. Gleichzeitig – gewissermaßen am anderen Ende des Spektrums - werden traditionell beschwiegene Themen aktuell im hellen Licht verhandelt. In Italien, Frankreich, Schweden und Deutschland wird über die Schließung, oder aber die Neueröffnung von Bordellen, bzw. die rechtliche Regulierung von Prostitution debattiert. Die Initiativen zielen in unterschiedliche Richtungen. Geht es um die Rechte der Prostituierten und ihres Berufsstandes, um die Abschaffung des Gewerbes, oder um ein Recht von Männern auf Huren? Und was ist darüberhinaus der symbolische Einsatz dieser Debatte?

Mit dem geplanten Heft soll versucht werden, diese widersprüchlichen Phänomene postfordistischer Öffentlichkeit in ihrer Logik und Artikulation zu begreifen. Erwartet werden Beiträge, die sich aus soziologischer, medientheoretischer, politologischer, historischer, gesellschaftstheoretischer, kultur- und literaturwissenschaftlicher Perspektive mit der Analyse und Konzeptualisierung der genannten Aspekte ggf. auch mit ihrer Entwicklung im europäischen Kontext befassen.

Die Zeitschrift feministische studien – Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung Nr. 2/2014 wird 8 bis 10 Beiträge zu diesem Schwerpunkt enthalten, und zwar Aufsätze (bis 40.000 Zeichen) und Diskussionsbeiträge (bis 25.000 Zeichen), die nach einem peer-review-Verfahren ausgewählt werden. Erwünscht sind auch Tagungsberichte sowie Rezensionen oder Sammelrezensionen zu Veröffentlichungen, die sich vorzugsweise, aber nicht ausschließlich, mit dem Schwerpunkt dieses Heftes beschäftigen.
Wir laden Sie herzlich ein, sich mit einem Beitrag an unserem Schwerpunktheft zu beteiligen und bitten Sie, Ihren Beitrag bis zum 30.04.2014 per e-mail einzureichen. Die Begutachtung und Überarbeitung der Aufsätze werden bis Juli 2014 abgeschlossen. Das Heft erscheint im November 2014.

Herausgeberinnen:
Rita Casale, Bergische Universität Wuppertal

Friederike Kuster, Bergische Universität Wuppertal
Kontakt: casale@uni-wuppertal.de, kuster@uni-wuppertal.de

Programm

Kontakt

Rita Casale

Bergische Universität Wuppertal, Gaußstraße 20, 42097 Wuppertal

casale@uni-wuppertal.de