Staatswissen (,savoirs d’État‘) klassifizieren und benennen (1750-1850)

Staatswissen (,savoirs d’État‘) klassifizieren und benennen (1750-1850)

Veranstalter
Isabelle Laboulais (Université de Strasbourg – EA 3400 ARCHE) und Petra Overath (Universität zu Köln, Historisches Institut) im Rahmen des DFG/ANR Forschungsverbundes "Euroscientia"
Veranstaltungsort
Maison interuniversitaire des sciences de l’homme - Alsace 5 allée du Général Rouvillois, F- 67 000 Strasbourg
Ort
Straßburg
Land
France
Vom - Bis
27.11.2013 - 28.11.2013
Deadline
20.11.2013
Von
Petra Overath

Die Modalitäten des Übergangs von der Aufklärung des 18. Jahrhunderts zum Positivismus des 19. Jahrhunderts erscheinen im Bereich des „gelehrten Wissens“ weitgehend erforscht. Gleiches gilt für die Widerstände oder Übergangsformen dieser Entwicklung, die sich etwa in den späten Manifestationen des „encyclopédisme“ oder der „humboldtian science“ offenbarten. Für die verschiedenen Bereiche des „Staatswissens“ („savoirs d’État“), hier verstanden sowohl mit Blick auf das innerhalb des Staates produzierte Wissen als auch auf die außerhalb entstandenen Projektionen und Vorstellungen über für den Staat relevantes Wissen, bleiben dagegen viele Fragen offen, so etwa über das Aufkommen und die Ausdifferenzierung von Spezialisierungen und Fachgebieten in diesem Zeitraum.

Dieser Umstand lädt dazu ein, erneut den Gegensatz zwischen Theorie und Praxis zu überdenken und die Frage nach Prozessen der Grenzziehung zwischen den verschiedenen Fachgebieten zu stellen. In diesem Sinne gilt es, die Logiken der Abgrenzung einzelner Fachgebiete wie auch die Formen der Hybridisierung von gelehrtem Wissen und Staatswissen in den Blick zu nehmen, wobei jeweils die spezifischen nationalen bzw. nationalsprachlichen, aber auch die staatlichen und sozialen Konfigurationen zu berücksichtigen sind.

Der Workshop analysiert in diesem Sinne die Modalitäten und Formen der Bezeichnung des „Staatswissens“. Untersucht werden soll etwa, auf welche Weise Ausdrücke wie „la science de la guerre“ („Kriegskunde“), „la science du commerce“ („Handelskunde“) oder auch „la science des mines“ („Bergbaukunde“), die in der französischen Sprache des 18. Jahrhunderts sehr üblich waren, nach und nach in den Hintergrund traten, um Platz für andere Bezeichnungen zu machen, von denen wiederum manche sehr schnell verschwanden, während andere länger zirkulierten. Auch das Problem der zeitgenössischen Übersetzung derartiger Begriffe und Begriffssysteme in andere Sprachen soll in diesem Zusammenhang diskutiert werden. Gleichzeitig gilt es zu fragen, zu welchen Zeitpunkten und unter welchen Umständen dieses Wissen von der Verwaltung mobilisiert wurde.

Weitere Untersuchungsfelder sind die materiellen und figuralen Repräsentationen des Staatswissens, wie sie etwa in Wissensbäumen, Bibliothekskatalogen oder Zeitschriften, aber auch in den Systemen der Verwaltungsorganisation und der Abgrenzung der Fachgebiete zu Tage traten. Betrachtet werden hierbei auch die Formen der Verbreitung des „Staatswissens“ im öffentlichen Raum sowie die Art seiner Repräsentation innerhalb gelehrter Institutionen.

Programm

Mittwoch, 27. November 2013

13:30 h Begrüßung und Vorstellung des Forschungsprojekts “Euroscientia“ (Christine Lebeau et Jakob Vogel)

13:40h Einleitung (Isabelle Laboulais et Petra Overath)

14:00h – 18 :30h Sektion 1 « La fabrique des savoirs d’État »
Diskussionsleitung : Daniel Roche (Paris)

14:00h Anna Karla (Köln):
Geschichtswissen und Geschichtspraxis im Frankreich der Restaurationszeit
Kommentar: Lothar Schilling (Augsburg)/ Diskussion

15:00h Pierre-Yves Lacour (Montpellier):
Les savoirs agronomiques dans la Révolution. France, 1780-1810
Kommentar: Marcus Popplow (Augsburg)/ Diskussion

16:00h Pause

16:30h Virginie Martin (Paris):
La diplomatie comme véhicule des savoirs savants et laboratoire des savoirs d’État : la transformation de « l’art de négocier » en une « science diplomatique » (1795-1799)
Kommentar: Hillard von Thiessen (Rostock)/ Diskussion

17:30h Marie-Cécile Thoral (Sheffield):
Des livres au service de l’action : la bibliothèque militaire et les sciences de la guerre au XIX° siècle (c. 1800-c. 1900)
Kommentar: Ulrich Johannes Schneider (Leipzig)/ Diskussion

Donnerstag, 28. November 2013
8:30 h – 13:00h Sektion 2 « Savoirs d’État et action publique »
Diskussionsleitung: Pascale Laborier (Paris)

8:30h Eric Szulman (Paris) :
Des savoirs au service d’une action publique : mobilisation, circulation et usages des savoirs sur la navigation intérieure en France à la fin de l’Ancien régime
Kommentar : Vincent Dubois (Strasbourg)/ Diskussion

9:30h Peter Jones (Birmingham):
Agronomy: the Construction of a Science of Agriculture at the Turn of the Eighteenth and Nineteenth Centuries
Kommentar : Marie-Noëlle Bourguet (Paris)/ Diskussion

10:30 h Pause

11:00h André Holenstein (Bern) :
Die Enquêten der Helvetischen Republik (1798-1802/03)
Kommentar : Ségolène Plyer (Straßburg)/ Diskussion

12:00h Hjalmar Fors (Uppsala) :
Expertise, training, and conceptions of knowledge in the Swedish state
Kommentar: Jakob Vogel (Paris/Köln)/ Diskussion

13:00h Pause

14:00h – 18:00h Sektion 3 « Savoirs d’État et réformes administratives »
Diskussionsleitung : Jean-Luc Chappey (Paris)

14:00h Julien Vincent (Paris) :
L'essor de l'État libéral et l'institutionnalisation de la "moral science" en Angleterre dans la première moitié du XIXe siècle
Kommentar: Pascale Laborier (Paris)/ Diskussion

15:00h Peter Becker (Wien):
Staatswissen und Verwaltungsreformen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Kommentar: Christine Lebeau (Paris)/ Diskussion

16:00h Pause

16:30h Frédéric Audren (Paris):
Le tournant spatial de la science du droit sous la Monarchie de Juillet
Kommentar: Catherine Maurer (Straßburg)/ Diskussion

17:30h Sektion 4 « Conclusions» mit Beiträgen von Dominique Margairaz (Paris) und Daniel Roche (Paris)
Diskussionsleitung: Christine Lebeau (Paris) und Jakob Vogel (Paris/Köln)
Abschlussdiskussion

Kontakt

Petra Overath

Universität zu Köln, Historisches Institut, Albertus-Magnus Platz, 50923 Köln

http://euroscientia.univ-paris1.fr
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
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Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung