Naturwissenschaft und Illustration im 15. und 16. Jahrhundert / Natural Science and Illustration in the 15th and 16th centuries

Naturwissenschaft und Illustration im 15. und 16. Jahrhundert / Natural Science and Illustration in the 15th and 16th centuries

Veranstalter
Dominic Olariu, Kunstgeschichtliches Institut Marburg, Philipps-Universität Marburg
Veranstaltungsort
Seminarraum Hülsenhaus (00014A), Biegenstrasse 11, 35037 Marburg
Ort
Marburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.11.2013 - 09.11.2013
Website
Von
Dominic Olariu

Mit dem Umbruch vom Manuskript zum gedruckten Buch werden nicht nur das Buch und die Schrift, sondern auch das Bild großen Veränderungen unterzogen. Wenig Aufmerksamkeit ist den wissenschaftlichen Illustrationen dieser Zeit aus kunstgeschichtlicher Perspektive gewidmet worden. Einer der Gründe dafür ist vielleicht, dass das Konzept der „wissenschaftlichen Illustration“ im 15. Jahrhundert eine entscheidende Entwicklung erfährt und für diese Zeit mehr, wenn überhaupt, von der Wissenschaftsgeschichte als solche rezipiert worden ist. Die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen – z.B. Botanik, Zoologie, Medizin, Kartographie usw. – haben sich in ihren heutigen Forschungen vor allem unter fachspezifischen Gesichtspunkten mit den Traktaten und Bildern dieser Periode auseinandergesetzt. In der interdisziplinären und internationalen Tagung soll der Fokus auf die Illustrationen dieser wissenschaftlichen Werke gelegt werden, um in der Diskussion Erkenntnisse zur Entwicklung, zur Funktion und zum Rezipientenkreis der wissenschaftlichen Illustrationen zu erhalten.

Die Naturphilosophie nimmt seit dem Spätmittelalter die Naturbeobachtung zusätzlich als eines ihrer Prinzipien auf. Die Beschreibung des physischen Äußeren gesellt sich zur älteren, traditionellen Auflistung anderer Aspekte, wie z.B. in Werken wie De rerum proprietatibus des Bartholomeus Anglicus oder De plantis und De animalibus des Albertus Magnus. Diese textuellen Erweiterungen sind eine mögliche Voraussetzung für den Wunsch nach Visualisierungen in Enzyklopädien und wissenschaftlichen Schriften seit dem Spätmittelalter. Die Produktion von Illustrationen für wissenschaftliche Abhandlungen steigt seit dem 15. Jahrhundert rasant an, unter anderem gefördert durch das wachsende Buchwesen sowie die Einführung des Buchdrucks und des Drucks von Bildern.

Trotz der angedeuteten Wandlungen, die plausible Erklärungen bieten können, sind für den Bereich der Visualisierung wissenschaftlicher Informationen noch viele Themengebiete unerforscht. Vor allem die naturwissenschaftlichen Werke werfen noch viele Fragen auf, weil hier die Diskrepanz zwischen dem (aus heutiger Sicht) naheliegenden Bedürfnis nach Naturnähe und der Schematisierung der Werke der Frühen Neuzeit besonders ins Auge sticht. So sind die Käufer- und Leserkreise insbesondere der frühen Bücher wenig bekannt. Der Einsatz von Illustrationen selbst wirft Fragen auf: zum einen, weil sich die Traktattexte vor dem 15. Jahrhundert kaum von den späteren unterschieden, aber ohne Bildmaterial auskamen; zum anderen weil ein und dieselbe Abbildung oft für unterschiedliche Objekte verwendet wurde. Die Illustrationen scheinen daher auch textunabhängig eine eigene Entstehungsdynamik gebildet zu haben.

Die angewandten Strategien zur optischen Veranschaulichung des Wissens – vor allem im Übergang von der Handschrift zur Druckpublikation – sollen in der Tagung und den Diskussionen bezüglich der Definition der „wissenschaftlichen Illustration“ im besagten Zeitraum untersucht werden, außerdem im Hinblick auf die Entwicklung des Layouts, der Erarbeitung einer spezifisch „wissenschaftlichen“ Formensprache, der dazu notwendigen medialen Aspekte, des Verzichts auf Farbe, der Assimilation der Drucktechniken (besonders des Holzschnitts).

Im Zentrum der Tagung soll die Untersuchung von Prozessen stehen, die sich mit den Illustrationen wissenschaftlicher Werke des 15. und 16. Jahrhunderts verbinden lassen. Dabei sollen bewusst Vorgänge unterschiedlicher Wissenschaftszweige thematisiert werden, weil eine gegenseitige Beeinflussung in der anvisierten Periode stattgefunden hat. Die Tagung vereinigt Themen und Experten der Astrologie, Medizin, Botanik, Mathematik und der Drucktechnik und wird Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Ausbildung des wissenschaftlichen Bildes analysieren.

Gefördert durch Mittel der Universitätsstiftung Marburg
Sponsored by the Marburg University Foundation

Programm

Freitag 08.11.2013 – Friday, November 8, 2013

Moderationen: Jenny Becke, Valeska Hartmann, Dominic Olariu, Alena Schubert

10.00 Dominic Olariu, Marburg: Begrüßung und Einführung – Welcome and Introduction

10.30 Kristina Domanski (München): „Ein Florilegium für den Kaiser – Die Naturstudien im Ambraser Heldenbuch“

11.30 Dominic Olariu (Marburg): „Change in Herbal Illustrations of the 15th century. From Diebold Lauber‘s Buch der Natur by Konrad of Megenberg to Peter Schöffer's Gart der Gesundheit“

12.30 Mittagspause – Lunch break

14.00 Mayumi Ikeda (Tokyo): “,In iren rechten farben vnd gestalt’: Illustration of Two Printed Herbals from Mainz”

15.00 Emily Hagens (Minneapolis): „Botanical Imagery in Early Modern Practical Texts“

16.00 Mara-Lisa Kinne (Berlin): "Illustrations in Mathematical Treatises Around 1500 as Exemplified in Luca Pacioli's 'Summa'"

17.00 Diskussion der Tagesergebnisse – recapitulation of the first conference day

18.00 Wolf-Dieter Müller-Jahncke (Heidelberg): „Die Väter der Botanik und ihre Künstler“

19.00 Abschluss des ersten Tages – End of the first conference day

Samstag 09.11.2013 – Saturday, November 9, 2013

9.00 Claudia Steinhardt-Hirsch (Graz): „Questo accidente inseparabile del colore – Jacopo Ligozzi, Ulisse Aldrovandi and the colour”

10.00 Ad Stijnman (Amsterdam): “Moondials & maps, medicine & mathematics: printing colour in early scientific publications” Part 1

11.00 Elizabeth Upper (Cambridge): “Moondials & maps, medicine & mathematics: printing colour in early scientific publications” Part 2

12.00 Mittagspause – Lunch break

13.30 Peter Bell (Heidelberg): „Ein Stück gemeinsamen Weges: Buchmalerei und Buchdruck, Astronomie und Astrologie an der Schwelle zur Frühen Neuzeit“

14.30 Martin Roland (Wien): „Die Handschriften der 1. Wiener astronomisch-mathematischen Schule und ihre Illustrationen“

15.30 Pause – Coffee Break

16.00 Berthold Hinz (Kassel): „Albrecht Dürers anthropometrische Illustrationen in seinen Vier Büchern von menschlicher Proportion (1528)“

17.00 Zusammenfassende Diskussion –Summarizing of the conference results

18.00 Abschluss der Tagung – End of the conference

Die Konferenz wird gefördert durch Mittel der Universitätsstiftung Marburg.
The conference is sponsored by the Marburg University Foundation.

Kontakt

Dominic Olariu

Biegenstrasse 11, 35037 Marburg

olariu@staff.uni-marburg.de


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