Dr. Dr. Michael Fischer; PD Dr. Christofer Jost
Sektion 1: It Don’t Mean a Thing (If It Ain’t Got That Swing). Jazz-Rezeption in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Gegenstand der Betrachtung sollen all jene sozialen und künstlerischen Transformationsprozesse sein, die sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor dem Hintergrund des Jazz (in all seinen Erscheinungsformen) vollzogen. Damit soll jene Zeitspanne in den Blick genommen werden, in der die afroamerikanisch geprägte US-Musik unwiederbringlich in Deutschland Fuß fasste, wobei sie gleichermaßen das Musikverständnis der traditionellen Meinungseliten herausforderte und nachhaltig Einfluss auf die Hörgewohnheiten breiter Bevölkerungsschichten nahm.
Sektion 2: Rock Around the Clock. Rock’n’Roll und Jugendkultur im Nachkriegsdeutschland.
Untersucht werden soll die gesellschaftliche Aneignung des Rock’n’Roll in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg – dies umfasst die unmittelbaren Vorläufer wie Rhythm & Blues und Rockabilly genauso wie die nachfolgende Erfolgswelle der Motown-Künstler. Der Bogen lässt sich hierbei von den adaptiven, fast schon imitativen Darstellungsweisen einzelner Musikerinnen und Musiker über jugendkulturelle Rezeptionsphänomene wie etwa den legendären Gewaltausbrüchen während der Bill-Haley-Tour 1958 bis hin zu den medialen Diskursen zur ‚Vollamerikanisierung‘ der westdeutschen Gesellschaft spannen.
Sektion 3: What the World Needs Now Is Love. Vietnam, Flower Power und die „68er“
Im Verlauf der 1960er Jahre wurde die öffentliche Wahrnehmung der USA zunehmend durch die (massenmedialen) Bilder von Krieg und Zerstörung in Vietnam geprägt. Hinzu kam die Berichterstattung über die Rassenunruhen und Studentenproteste in den USA selbst. In musikkultureller Hinsicht nahm zum einen die drogenaffine Psychedelia-Bewegung mit ihrem Zentrum an der US-amerikanischen Westküste eine Vorreiterrolle ein, zum anderen suchten viele Künstlerinnen und Künstler eine Anknüpfung an die Traditionslinie der politischen Singer-Songwriter à la Woody Guthrie. All dies traf in Deutschland auf eine Generation junger Menschen, die des Konservativismus der Adenauer-Ära sowie der kollektiven Verdrängung der NS-Zeit überdrüssig war.
Sektion 4: Express Yourself. Pop-Giganten in Film, Funk und Fernsehen – und Internet
Mit Megastars wie Michael Jackson und Madonna stieß die Popmusik in den 1980er Jahren in neue Dimensionen globaler Popularität und medialer Inszenierung vor. Von besonderer Bedeutung hierfür war der Fernsehsender MTV, der die Entwicklung einer neuartigen, ästhetisch eigenständigen Clipkultur anstieß – in Deutschland fand diese Kultur schon bald ihren Niederschlag in Form von Musiksendungen wie Formel Eins. Insgesamt wurde in den 1980er Jahren das Amerikabild der Deutschen diffuser, die Rezeption von Popmusik in der Breite zunehmend entpolitisiert. Heutzutage prägt nicht zuletzt die globalisierte Welt des Web 2.0 die Wahrnehmung von populärer Musik, allerdings unter der Prämisse, dass die meistfrequentierten Webseiten (Youtube, Facebook u.a.) aus den USA stammen.
Als Hauptredner für die einzelnen Sektionen haben zugesagt: Prof. Dr. Christoph Jacke (Paderborn), Prof. Dr. Kaspar Maase (Tübingen), Prof. Dr. Martin Pfleiderer (Weimar), Prof. Dr. Peter Wicke (Berlin).