Heilige und Heiligkeit. Transkulturelle Verehrungskulte in epochenübergreifender Perspektive

Heilige und Heiligkeit. Transkulturelle Verehrungskulte in epochenübergreifender Perspektive

Veranstalter
Kerstin S. Jobst, Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien/Dietlind Hüchtker, GWZO Leipzig
Veranstaltungsort
Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
27.02.2014 - 01.03.2014
Deadline
15.11.2013
Website
Von
Kerstin S. Jobst

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Glaubenssystemen – nicht nur in ihren religiösen Spielarten – ist häufig ein universaler Anspruch inhärent. Sie beanspruchen die alleinige „Wahrheit“, die einzige Rechtgläubigkeit (= Orthodoxie) zu besitzen. Diese Vorstellung geht mit Visionen von Reinheit einher. Die nähere Betrachtung erhellt jedoch, dass synkretische, transkulturelle Phänomene die Regel sind. Glaubensformationen und Religionen nehmen in einem geradezu dialektischen Prozess Aspekte andere Systeme in sich auf und anverwandeln sich dadurch selbst dem fremd Markierten.
In einer Reihe von aktuellen Forschungen zu religiösem „Synkretismus“ und „multiplen religiösen Identitäten“ wird angenommen, Mehrdeutigkeiten und Religionsgrenzen überlappende Praktiken seien Phänomene der postmodernen Gesellschaft mit ihren multiplen Identitäten und individualisierter Warenwelt, Wahlfreiheit oder auch Beliebigkeit. Jedoch sind solche Phänomene nicht epochenspezifisch. Klassische Beispiele stellen transkonfessionelle oder transreligiöse Heiligenverehrung dar (z.B. die Verehrung der Elisabeth von Thüringen in katholischen, evangelischen und nationalen Kontexten, muslimische Marienverehrung in ostmittel- und osteuropäischen Regionen). Auch die Vermischung christlicher und vorchristlicher ritueller Handlungen können wir als transreligiös verstehen. Die Forschung ging beispielsweise lange davon aus, dass in der ostslawischen Orthodoxie bis in die Neuzeit hinein ein sog. Doppelglauben (dvoeverie) existierte.
Darüber hinaus hat die Forschung vielfache Grenzüberschreitungen zwischen dem Religiösen und Profanen nachgewiesen. Sie diskutiert politische Ideologien der Neuzeit von Nation bis Kommunismus oder die schwärmerische Verehrung von Popstars und Künstlern (Andy Warhol in Teilen der Slowakei, Bob Marleys Bedeutung für die Bewegung der Rastafari) immer wieder in Metaphern des Religiösen.
Auf der Tagung wollen wir diese Grenzüberschreitungen und Anverwandlungen epochenübergreifend ausloten. Wir wollen uns auf Praktiken der Heiligenverehrung konzentrieren, womit sowohl die Orte als auch die Figuren in den Blick kommen. Wir erwarten Einblicke in die transreligiösen Bedeutungsfelder und -verschiebungen. Besonders wünschen wir uns Beiträge, die Unerwartetes untersuchen – so etwa religiöse Verehrung profaner Held/innen in der frühen Neuzeit. Besonderes Augenmerk legen wir auf geschlechtergeschichtliche Fragen und osteuropäische Themen – zwingend ist dies allerdings nicht. Auch Themenvorschlägen aus anderen Kontexten und Weltgegenden sind erwünscht.
Mögliche Themenfelder sind:
- Multiple Heilige/heilige Orte
- Praktiken der und Sinnstiftungen durch Verehrung von Heiligen
- Konflikte und Koexistenzen bei der Verehrung
- Wandel in den synkretischen Formen (hin zur Reinheit oder weg von der Orthodoxie)
- Begriffsauslotungen: Heilige und Stars, Säkularität und Sakralität, Synkretismus, Transkulturalität, cultural encounter

Die Tagung findet in der Zeit vom 27.2. bis 1.3. 2014 statt. Wir übernehmen Reise- und Übernachtungskosten. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.

Wir bitten um die Zusendung von Vorschlägen auf Deutsch oder Englisch (ca. 500 Worte) bis zum 15.11. 2013. Die Auswahl der Beiträge wird bis Anfang Dezember 2013 erfolgen.

Bitte schicken Sie Ihren Vorschlag an Kerstin S. Jobst (kerstin.susanne.jobst@univie.ac.at) oder Dietlind Hüchtker (huecht@rz.uni-leipzig.de).

Organisation:
Kerstin S. Jobst, Institut für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien

Dietlind Hüchtker, Projekt „Religionsfrieden”, GWZO in Leipzig
www.uni-leipzig.de/gwzo

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CFP: Saints and the Sacred: Transcultural Veneration across Historical Periods

Conference: Vienna University, Vienna, February 27—March 1, 20014

Systems of belief often include universal claims, which require the existence of a sole “Truth,” or orthodoxy, an idea that is often connected to visions of purity. However, closer examination reveals that syncretic, transcultural phenomena are the rule. In a dialectic process, belief systems and religions take aspects from other systems and adapt these components, using them to delineate between themselves and those marked as Other.
Extensive scholarship on religious “syncretism” and “multiple religious identities“ assumes that ambiguities and religious borders overlap with practices as phenomena of postmodern society with its multiple identities and individual world of commodities, freedom of choice, as well as arbitrariness. However, such phenomena are also not specific to certain periods of time. Classic examples include the transconfessional or transreligious veneration of religious saints (for instance, veneration of Elisabeth of Thuringia in Catholic, Lutheran, and national contexts and Muslim adoration of the Virgin Mary in East Central and Eastern Europe). One could also interpret the mixing of Christian and pre-Christian ritual practices as transreligious expressions. Research reveals that in East Slavic Orthodox communities a so-called “dual belief” (dvoeverie) existed until the modern age.
Moreover, studies have demonstrated extensively that the crossing of boundaries between the religious and profane is also quite common. Scholars in this field discuss political ideologies from concepts of the Nation to communism or the impassioned adoration of pop stars and artists as further metaphors of religious expression. For example, one could argue that the image of Andy Warhol in parts of Slovakia and Bob Marley’s significance to Rastafari function as quasi-religious figures.
At the conference we intend to explore such border crossings and adaptations. We would like to focus on the veneration of saints, including both the significance of place and figures. We anticipate insights into transreligious meaning and shifts. We especially welcome proposals which examine unexpected or unusual topics – for instance religious adoration of profane heroes or heroines in early modern times, as well as topics that address gender history and East Europe, though this is not required. Other proposals are welcome.

Possible Topics:
Multiplicity of saints/holy places
Practices, values, and worldviews expressed through veneration of saints
Conflicts and coexistence in veneration
Change in syncretic forms (toward purity or away from orthodoxy)
Exploration of key concepts: sacred, holy, icon, pop star, secularity and sacrality, syncretism, tranculturality, and cultural encounter

The conference will be held February 27-March 1, 2014. We will cover travel and hotel costs for those participants whose proposals are accepted. Conference languages are German and English.

We request that you send proposals (in German or English, approximately 500 words) by November 15, 2013. Decisions will be made by the beginning of December 2013.

Please send your proposal to Kerstin S. Jobst (kerstin.susanne.jobst@univie.ac.at) or Dietlind Hüchtker (huecht@rz.uni-leipzig.de).

Organisation:
Kerstin S. Jobst, Institut für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien

Dietlind Hüchtker, Projekt „Religionsfrieden”, GWZO
www.uni-leipzig.de/gwzo

Programm

Kontakt

Kerstin S. Jobst

Institut für Osteuropäische Geschichte Universität Wien A-1090 Wien Spitalgasse 2/Hof 3

004314277-41117

kerstin.susanne.jobst@univie.ac.at; huecht@rz.uni-leipzig.d


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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung