Tod und Gedenken in der Landschaft

Tod und Gedenken in der Landschaft

Veranstalter
Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V. (ARKUM); in Zusammenarbeit mit der Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg, Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie
Veranstaltungsort
Karl-Jaspers-Center, Voßstraße 2, Raum 212
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.09.2013 - 21.09.2013
Website
Von
Thomas Meier

Der Tod gilt in vielen Kulturen als elementare, häufig bedrohliche soziale Tatsache; er ist zumeist durch hohe zeitliche Schärfe („Todeszeitpunkt“), aber ephemere räumliche Bedeutung charakterisiert. Dieses Ereignis zu entschärfen und in die gesellschaftliche Ordnung einzubinden, bedarf meist erheblicher ritueller, religiöser, materieller etc. Anstrengungen. Hierzu zählen insbesondere Strategien der Entzeitlichung (Gedenken) und Verräumlichung (Denkmale), also eine kulturelle Umkehr der Eigenschaften des „realen“ Todes.

Während die religiösen, historischen und sozialen Dimensionen des Todes und seiner Einhegung seit drei Jahrzehnten intensiv erforscht werden, rückt die räumliche Dimension – zumindest außerhalb gebauter Architektur – erst jüngst ins Blickfeld. Dabei konstituieren, strukturieren und verewigen das Gedenken und seine materiellen Praktiken soziale Räume in hervorragender Weise. Sie statten Punkte im Raum mit Bedeutung aus und verwandeln sie in Orte, spannen Bezüge auf zwischen dem Platz des Todes und des Grabes oder Denkmals und versehen Landschaften mit transzendenter Bedeutung. Unter dem kulturwissenschaftlichen Paradigma des spatial turn dürfen Tod und Gedenken daher als besonders wirkmächtige Mittel sozialer Konstitution von Raum gelten.

Die 40. internationale Tagung des Arbeitskreises für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V. (ARKUM) wird sich daher dem Thema „Tod und Gedenken in der Landschaft“ widmen und die raumkonstitutive Wirkung von Tod und vor allem von Totengedenken in ihrer historischen Tiefe untersuchen. Dabei soll das Thema – wie bei ARKUM-Tagungen üblich – interdiszipliär insbesondere aus den Perspektiven der Geographie, Archäologie und Geschichts-, aber auch der Literaturwissenschaft und benachbarter Disziplinen beleuchtet werden. Die Palette wird von den Großsteingräbern und Grabhügeln des Neolithikums über Friedhöfe und Schlachtenmonumente bis zum Cyberspace der Gegenwart reichen. Dabei wird es nicht nur um "reale" Tote gehe, sondern auch abwesende bzw. fiktionale Tote und ihr Gedenken sollen auf ihre Raumwirkung hin untersucht werden. Zentral wird es darauf ankommen, keine So-war/ist-es-Narrative hintereinander zu stapeln, sondern die verschiedenen Aspekte des Tagungsthemas mit kulturwissenschaftlich fundierten analytischen Zugriffen anzugehen.

Die Einzelvorträge finden am Donnerstag und Freitag, 19./20.9.2013, statt, die Beiträge werden wie üblich in der Zeitschrift "Siedlungsforschung" publiziert.

Um Anmeldung wird unter arkum2013@zaw.uni-heidelberg.de gebeten.

Programm

Mittwoch, 18. September 2013

15.30 Uhr Thematischer Stadtrundgang: Roland Prien
(Treffpunkt: Universitätsplatz, Brunnen vor der Alten Universität)
ANMELDUNG ZWINGEND ERFORDERLICH

19.00 Uhr Öffentlicher Eröffnungsvortrag in der Aula der Alten Universität, Grabengasse 1, Heidelberg
Heiko Wacker: Das Heidelberger Schloss als Gedächtnisort
(Alte Universität, Große Aula)

Donnerstag, 19. September 2013
Tagungsort: Karl Jaspers Zentrum, Raum 212, Voßstraße 2, Heidelberg

9.00 Uhr Thomas Meier, Heidelberg: Einführung

Monumente des Todes

9.45 Uhr Ariane Ballmer, Paris: Vorgeschichtliche Grabbauten und ihre Raumrelevanz. Eine Übersicht

11.00 Uhr Klaus Fehn, Bonn: Erinnerungsorte und Erinnerungslandschaften im nationalsozialistischen Deutschen Reich 1933-1945

11.45 Uhr Lucyna Przybylska, Gdańsk: Memorial crosses as a part of sacralization of public spaces in Poland

12.30 Uhr Mittagspause

Geographien des Todes

14.00 Uhr Thomas Meier, Heidelberg: Der andere Ort der Toten

14.45 Uhr Jürgen Hasse, Frankfurt: Zur Atmosphäre sepulkralkultureller Räume der Gegenwart

16.00 Uhr Pavel Vařeka und Zdenka Schejbalova, Plzen: Cemeteries in Western Bohemia as an evidence of population and settlement discontinuity in the 2nd half of the 20th century

16.45 Uhr Hans Peter Jeschke, Linz: Schutz und Pflegekonzeptionen für memoriale Kulturlandschaften – Ein Kulturlandschaftspflegewerk für den Bereich des ehemaligen KZ-Mauthausen-Zwillingslagers Gusen (Cultural Heritage and Memorial Landscape Gusen)

Freitag, 20. September 2013
Tagungsort: Karl Jaspers Zentrum, Raum 212, Voßstraße 2, Heidelberg

Die Raumwirksamkeit abwesender Toter

9.00 Uhr Lukas Wolfinger, Münster: Der Fürst und die Seinen - im Totengedenken vereint. Zu Strategien und Praktiken herrschaftlicher Raumerschließung im Spätmittelalter

9.45 Uhr Hubertus Büschel, Gießen: Sichtbarmachungen des Todes – Archäologische Kartierungen und Praktiken in Pompeji und Herkulaneum um 1900

11.00 Uhr Gernot Meier, Karlsruhe: Friedhöfe und Tote im Cyberspace

11.45 Uhr Mittagspause

Kurzbeiträge
13.30 Uhr - 16.30 Uhr
Hauke Kenzler, Bamberg: Die räumliche und geistige Trennung der Toten von den Lebenden durch die Reformation
Max Linke, Weißenfels: Die Schlacht bei Großgörschen am 2. Mai 1813 und ihre Denkmale im Gelände
Karen de Vries, Groningen: Mortality peaks and the spatial layout of cemeteries in the Northern-Netherlands
Zoltán Ilyés, Miskolc: Heritagisation, erinnerungskulturelle Nutzung und touristische Erschließung der Militärfriedhöfe der Ostkarpaten im Szeklerland, Rumänien
Wolfgang Wegener, Bonn: Projekt Hürtgenwald. Eine kritische Betrachtung von Erinnerungskultur und Kulturlandschaft des zweiten Weltkriegs
Hans Peter Jeschke, Linz: Topographisch orientierte Beforschung von Zeitzeugenberichten – Beipiele aus Dachau (Viktor Frankl), Mauthausen und Gusen/St. Georgen (Aussagen zweier Überlebender aus Frankreich und Polen)
Stefan Brauckmann, Hamburg: Erinnerungsort Deportationsbahnhof. Kulturlandschaftsforschung und Jugendbeteiligung
Klaus-Dieter Kleefeld, Bonn: Fachbeiträge "Kulturlandschaft" für die Regionalpläne Düsseldorf und Ruhr. Vorgehensweise, Ziele und Grundsätze

Samstag, 21. September 2013

Exkursion
ANMELDUNG ZWINGEND ERFORDERLICH

9.00 Uhr Abfahrt
Fahrtroute: Ehrenfriedhof bei Heidelberg - Kloster Limburg bei Bad Dürkheim - (Königskreuzkapelle in Göllheim) - Jüdischer Friedhof in Worms
17.15 Uhr Hauptbahnhof Mannheim (ICE-Bahnhof)
18.00 Uhr Hauptbahnhof Heidelberg

Kontakt

Nina Dengg

Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie, Universität Heidelberg

arkum2013@zaw.uni-heidelberg.de