Der Nutzen und Nachteil der Ehe: Gründung und Legitimierung von Familien zwischen ökonomischem Kalkül, persönlicher Liebespassion und sozialer Kontrolle

Der Nutzen und Nachteil der Ehe: Gründung und Legitimierung von Familien zwischen ökonomischem Kalkül, persönlicher Liebespassion und sozialer Kontrolle

Veranstalter
20. Herbsttagung des Arbeitskreises Historische Demographie der Deutschen Gesellschaft für Demographie in Zusammenarbeit mit dem Historischen Institut der FernUniversität in Hagen
Veranstaltungsort
Ort
Hagen
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.11.2013 - 02.11.2013
Deadline
15.07.2013
Website
Von
Georg Fertig

Die Eheschließung ist ein zentrales Thema der historischen Demographie – aber nicht nur das. Sie spielt eine wichtige Rolle im innerdemographischen Systemzusammenhang von Geburt und Tod, wie ihn die mit dem Modell Louis Henry verbundene „klassische“ Periode der historischen Demographie konzeptualisiert hat. Sie ist aber auch ein zentrales Thema dessen, was Paul-André Rosental als „soziale und politische Bevölkerungsgeschichte“ bezeichnet hat, also eine Geschichte der Bevölkerung, die eben nicht auf einen biologischen, „vitalstatistischen“ Kern reduziert werden kann. Die Eheschließung ist Teil eines Prozesses, der (nicht immer in dieser Reihenfolge) von der Anbahnung einer Liebesbeziehung über das Beziehen eines eigenen Haushalts bis hin zur Geburt von Kindern reichen kann. In diesem Prozess der Eheschließung reagieren Paare auf ökonomische Spielräume und verändern diese; er hat damit zu tun, wie Menschen sich in ihren Rollen und mit ihren Emotionen selbst entwerfen; er ist zudem eingebettet in einen sozialen Zusammenhang, der grundsätzlich durch Teilhabe- und Unterstützungsrechte konstituiert wird. Als Haushaltsgründung betrachtet, produziert jede Eheschließung neue Ansprüche in der lokalen Gesellschaft und kann deshalb lokalen Steuerungsversuchen unterliegen (besonders deutlich im Umgang mit nicht legitimierten, „wilden“ Ehen); als ökonomische Investitionsentscheidung steht sie nicht ohne Alternativen da; als Verfestigung einer persönlichen Beziehung kann sie mit bürgerlich-romantischen Liebesnormen oder auch christlich-alteuropäischen Vorstellungen von Sakramentalität verbunden werden. Die Eheschließung (und im Ferneren: die Alternativen zur Ehe, das Aufrechterhalten und das Scheitern von Ehen) stellt also einen Gegenstand dar, der in ganz unterschiedlichen, füreinander aber relevanten Perspektiven untersucht werden kann.

Der Arbeitskreis Historische Demographie möchte bei seiner diesjährigen Herbsttagung Beiträge diskutieren, die dazu beitragen, diese unterschiedlichen Perspektiven miteinander zu verbinden und zu kontrastieren. Die Tagung bietet aber auch Raum für Projektvorstellungen außerhalb des Schwerpunktthemas. Vorschläge für ein Referat (Arbeitstitel und kurzes Abstract) werden bis zum 15. Juli 2013 an Georg Fertig erbeten, der die inhaltliche Organisation der Tagung übernimmt. Die Tagungssprache ist deutsch, auch Beiträge in englischer oder französischer Sprache sind möglich.

Programm

Kontakt

Georg Fertig

Institut für Geschichte der Univ. Halle

georg.fertig@geschichte.uni-halle.de