Begräbniszeremoniell im Mittelalter

Begräbniszeremoniell im Mittelalter

Veranstalter
Prof. Dr. Susanne Wittekind / Dr. Stefanie Seeberg, Kunsthistorisches Institut und Zentrum für Mittelalterstudien der Universität zu Köln
Veranstaltungsort
Universität zu Köln, Neuer Senatssaal/ Hauptgebäude
Ort
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
05.07.2013 - 06.07.2013
Website
Von
Prof. Dr. Susanne Wittekind

Im christlichen Mittelalter ist die Vorstellung der Gemeinschaft von Lebenden und Toten in Liturgie, Recht und Frömmigkeit fest verankert. Der Tod bedeutet daher nicht die Auslöschung der Person, sondern verändert allein ihren Status innerhalb der fortbestehenden Gemeinschaft. Die liturgischen Totenriten und die aufwendige Ausgestaltung von Begräbniszeremonien insbesondere im Spätmittelalter zeigen an, daß dieser Übertritt des Lebenden zu den Toten ein Moment war, das nach Darstellung und Deutung, nach Versicherung und Bestätigung, nach Verstetigung und Repräsentation verlangte. In besonderer Weise gilt dies für das Begräbnis weltlicher und geistlicher Herrscher, sowohl hinsichtlich des personellen wie des künstlerischen Aufwands.

Die Tagung faßt mittelalterliche Begräbnisrituale als performative Akte und visuelle Zeichenhandlungen auf. Sie fokussiert den Einsatz verschiedener ephemerer Medien und die Nutzung von Orten. Begräbniszeremonien werden als Medien und Strategien der Bewältigung des Umbruchs interpretiert, die der Tod einer Person, insbesondere eines Herrschers, bedeutet. Denn von dem Tod einer Person sind auch die Rollen und der Status anderer im sozialen Gefüge betroffen und müssen neu bestimmt werden – die Gattin wird Witwe, der Sohn Familienoberhaupt, Erbschaften schaffen neue Besitz- und Statusverhältnisse. Der Tod eines Amtsträgers bedeutet einen Bruch in der Kontinuität des Amts und der Institution. Eine Frage ist daher, wie im Begräbnisritual dieser Übergang von Rang und Amt, von Rechten und Pflichten einer Person auf andere vorbereitet und ausgestaltet wird. Wodurch wird der Verstorbene bzw. sein Amt in dieser Zwischenphase, Vakanz oder Interregnum, repräsentiert? Wie wird die fortbestehende Gemeinschaft der Person mit Lebenden und Toten thematisiert? In welchen Formen wird des Verstorbenen gedacht? Das Interesse gilt der Rekonstruktion der multimedialen, künstlerischen Inszenierung der Begräbniszeremonie als symbolische Bewältigung des Übergangs, von Abschied und Ende, Kontinuität und Neubeginn.

Programm

Freitag, 5. Juli 2013

10.00 Susanne Wittekind/ Stefanie Seeberg: Begrüßung

10.15 Michael Chronz/Bonn: Die Totengottesdienste in der byzantinischen Tradition - ein Überblick

11.00 Claudia Sode/Köln: Der tote Kaiser in seinem Palast: Staatliches Begräbniszeremoniell in Byzanz

- 11.45 Pause -

12.15 Ariane Koller/Bern: Die letzte Feier der Monarchia Universalis. Abdankung, Tod und Begräbnis Kaiser Karls V.

-13.00 Pause –

14.00 Klaus Gereon Beuckers/Kiel: Herrschaftsmanifestation und urbane Sakraltopographie. Zu den Totenaufbahrungen von Herrschern und Geistlichen im 10. und 11. Jahrhundert

14.45 Ludwig Vones/Köln: Der tote Papst: Verspottet - Verleumdet - Vernichtet – Verehrt

-15.30 Pause –

16.00 Peter Orth/Köln: Der Tod des Fürsten: Klagen, Nachrufe, Epitaphien

16.45 Ursula Gießmann/Köln: Ja, mach nur einen Plan ... - Begräbnisvorsorge und Umsetzung am Beispiel von Amadeus VIII. von Savoyen (1383-1451)

-17.30 Pause –

18.00 Lee Bierbaum/Köln: "Am Sonntag kam ich dorthin mit großer Not. Am nächsten Donnerstag darauf war ich tot." Umstände und Inszenierung des Begräbnisses von Sten Sture d. Ä. in der Stockholmer Storkyrkan

18.45 Joachim Oepen/Köln: Liturgisches Totengedenken im Spätmittelalter

Samstag, 6. Juli 2013

9.00 Kristin Böse/Köln: Jenseits des Fremden – Textilien aus den kastilischen Königsgräbern in S. María de las Huelgas/Burgos

9.45 Vera Henkelmann/Aachen: Zur Rolle der Lichter beim mittelalterlichen Begräbniszeremoniell

-10.30 Pause -

11.00 Therese Bruggisser-Lanker/Zürich: Mit Engelsmusik in den Tod – die Bedeutung der Musik in den Sterberitualen

11.45 Kristin Marek/Karlsruhe: Form versus Inhalt. Verlebendigung im Begräbniszeremoniell des 14. Jahrhunderts

-12.30 Pause -

13.30 Susan Marti/Bern: Totenfahnen – auf den Spuren einer fragilen Objektgruppe

14.15 Anna Pawlik/Nürnberg: Totengedenken und Bildschmuck. Die spätmittelalterlichen Totenschilde des Germanischen Nationalmuseums

-15.00 kurze Pause –

15.15 Stefanie Seeberg/Köln - Madrid: Scheinsärge mit textilem Bildschmuck als Erinnerungsmedium – Ein Katafalktuch für die Mitglieder der Beata Stirps der hl. Elisabeth von Thüringen aus dem 13. Jahrhundert

16.00 Abschluß

Kontakt

Susanne Wittekind

Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

susanne.wittekind@uni-koeln.de


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