Der Krieg und die Frauen. Geschlecht und populäre Literatur im Ersten Weltkrieg.

Der Krieg und die Frauen. Geschlecht und populäre Literatur im Ersten Weltkrieg.

Veranstalter
Deutsches Volksliedarchiv
Veranstaltungsort
Ort
Freiburg im Breisgau
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.07.2013 - 27.07.2013
Website
Von
Gerdes, Marlene

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges markierte für die Gesellschafts- und Kulturgeschichte Europas eine Schnittstelle, an der Traditionsbestände und Innovationsbewegungen auf verhängnisvolle Weise ineinandergreifen, sich widersprechen oder sich überlagern. In besonderem Maße gilt dies für die weibliche Bevölkerung, deren gesellschaftliche Stellung durch ihren Einsatz an der sogenannten ‚Heimatfront‘ eine Aufwertung erfuhr, die zugleich aber dem tradierten Weiblichkeitsideal der Vorkriegszeit gerecht werden sollte. In zahlreichen publizistischen Erscheinungen wurde die paradoxe Rolle der Frau im Weltkrieg literarisch verhandelt. Nicht nur etablierte Schriftstellerinnen bezogen literarisch Stellung zum Krieg, sondern vor allem die großbürgerlichen ‚Dilettantinnen‘ beteiligten sich zwischen 1914 und 1918 in beispielloser und von der Forschung bisher kaum beachteter Weise an der literarischen Kriegspropaganda in allen kriegsführenden Ländern. Zahllose Gedichte, Kampfschriften, Dramen und Romane richteten sich explizit an Frauen als Rezipientinnen und/oder wurden von patriotisch bzw. pazifistisch gesinnten Autorinnen verfasst.

Die Tagung „Geschlecht und populäre Literatur im Ersten Weltkrieg“ soll dieses Verhältnis von traditionellen Positionen einerseits und innovativen Neukonzeptionen der gesellschaftlichen Stellung der Frau andererseits in der Kriegsliteratur von Frauen und über Frauen nachgehen. Der Aktionismus vieler Autorinnen, aber auch die Verhandlung der weiblichen Kriegsbeteiligung in der literarischen Öffentlichkeit im multimedialen ‚Krieg der Worte‘ trug dazu bei, kriegsspezifische Weiblichkeitsrepräsentationen und -entwürfe zu konstruieren. Erklärtes Ziel der Tagung ist es daher, die Rolle der Frau als aktiv agierendes Subjekt der vorwiegend militärisch-männlich konnotierten Kriegsgesellschaft neu zu beleuchten.

Veranstaltungsort ist der Tagungsraum des Deutschen Volksliedarchivs.

Um Anmeldung per E-Mail an recherche@dva.uni-freiburg.de wird gebeten.

Programm

Donnerstag, 25.07.2013, 14.00 – 18.00 Uhr

Begrüßung

Panel 1: Weibliche Autorenschaft und Kriegsdarstellung

NICOLAS DETERING (Freiburg): Frauen für den Krieg. Literarischer Bellizismus bei Thea von Harbou, Ina Seidel und Agnes Sapper.

ROLF LÖCHEL (Marburg): Hekubas Töchter mögen keine Opferschalen. Die Frauenfiguren und Weiblichkeitskonstruktionen in (Anti)Kriegsromanen von Ida Boy-Ed und Clara Viebig.

Pause

Panel 2: Literarische Frauenfiguren

SABINE SCHU (Saarbrücken): Zwischen Frontschwester und Schwertjungfrau. Literarische Frauenschicksale an der Front im Mädchenkriegsroman des Ersten Weltkriegs.

MASCHA VOLLHARDT (Berlin): Die Krankenschwester zwischen Front und Heimat – Figurationen der Schwester bei Thea von Harbou und Suse von Hoerner-Heintze.

Freitag, 26.07.2013, 10.00 – 18.30 Uhr

Panel 3: (Selbst-)Repräsentation von Frauen

MICHAEL FISCHER (Freiburg): Frau, Religion, Krieg. Frauen als Autorinnen und Gegenstand populär-religiöser Kriegslyrik.

ANTJE HARMS (Freiburg): „… den kämpfenden Freunden da draußen die Treue halten …“ Selbstrepräsentation jugendbewegter Frauen im Ersten Weltkrieg.

BERNHARD BACHINGER (Graz): Weibliche Kriegsberichterstattung – Alice Schalek im k. u. k. Kriegspressequartier.

Pause

Panel 4: Gendering von Selbst- und Feindbild – Weibliche Kriegsliteratur international

MONIKA SZCZEPANIAK (Bydgoszcz/Polen): „Was bist du für eine Dame!“ Gendering und Kriegswahrnehmung in der polnischen populären Literatur zum Ersten Weltkrieg.

SILKE FEHLEMANN (Düsseldorf): Bildung der Heimatfront. Deutsche und englische Schriftstellerinnen im Ersten Weltkrieg.

Pause

Panel 5: Gendering und musikalische Kriegsdarstellung

CAROLIN STAHRENBERG (Salzburg): Das Frauenbild und die Idealisierung weiblichen Handelns in Liedern des populären Musiktheaters.

FRAUKE SCHMITZ-GROPENGIEßER (Freiburg): Die dicke Bertha – Gender und Kriegshumor in Liedern und Bilddarstellungen.
Abendessen

Samstag, 27.07.2013, 10.00 – 14.00 Uhr

Führung durch das Deutsche Volksliedarchiv

Panel 6: Kriegskultur und ihr literarischer Widerhall

AIBE-MARLENE GERDES (Freiburg): „Ich bin ja die Tochter vom ganzen Bataillon“. Die Rolle der ‚Annemarie‘ im Soldatenlied des Ersten Weltkriegs.

ANDREAS SCHUMANN (Köln): Frauen – Krieg – Humor: Zu parodistischem und satirischem Sprechen in der Kriegslyrik von Frauen 1914-1918.

HANS-CHRISTIAN PUST (Stuttgart): „Wir kleiden den Wehrmann in Eisen.“ Der Beitrag von Frauen zu Nagelungsaktionen des Ersten Weltkriegs.

Abschlussdiskussion

Kontakt

Marlene Gerdes

Deutsches Volksliedarchiv, Rosastraße 17-19, 79098 Freiburg

recherche@dva.uni-freiburg.de


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