Zentrum oder Peripherie? Kulturtransfer in Hildesheim und im Raum Niedersachsen (12.-15. Jahrhundert)

Zentrum oder Peripherie? Kulturtransfer in Hildesheim und im Raum Niedersachsen (12.-15. Jahrhundert)

Veranstalter
Herzog August Bibliothek; Leitung: Dr. Monika Müller (Wolfenbüttel); PD Dr. Jens Reiche (Göttingen)
Veranstaltungsort
Bibelsaal in der Bibliotheca Augusta
Ort
Wolfenbüttel
Land
Deutschland
Vom - Bis
05.06.2013 - 07.06.2013
Website
Von
Volker Bauer

Dass Hildesheim und das Gebiet des heutigen Niedersachsen im Früh- und Hochmittelalter viele unterschiedliche kulturelle und künstlerische Einflüsse aufgenommen und verarbeitet hat, ist dank zahlreicher Arbeiten über Kunst und Kultur im Zeitalter Bischof Bernwards (993–1022) sowie über Hildesheimer Bischöfe und Kanoniker, die im 12. Jahrhundert ihre wissenschaftlichen Studien in Frankreich komplettierten, bestens bekannt. Auch die Entwicklung einzelner städtischer Zentren wie Braunschweig oder Goslar ist punktuell erforscht, wenn auch bei weitem nicht umfassend. Meist beließ man es bei der Untersuchung von Einzelaspekten und jeweils engen Zeitausschnitten, die Grenzen der jeweils beteiligten Fachdisziplin wurden kaum ausgedehnt oder gar ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt.

Die vielschichtigen Faktoren des Kulturtransfers und der Netzwerkbildung wurden so kaum je erfasst, geschweige denn in einer Zusammenschau analysiert. Die große Unbekannte ist deshalb im Hinblick auf die Entwicklung von Kunst und Kultur im Raum Niedersachsen nicht nur das Zusammenspiel oder die produktive Konkurrenz verschiedener städtischer und monastischer Zentren, sondern besonders auch die Rolle und Bedeutung Hildesheims als Hauptstadt des Bistums, welche einen Großteil des besagten Terrains einnimmt, sowie des immer wieder als Produktionsort von Prachthandschriften (13. Jh.) eingeforderten Harzgebiets in diachroner Hinsicht. Wo und wann Zentrum oder Peripherie war, wo und welche Prozesse der Diffusion bestanden, für die eine relationale Kausallogik angenommen werden muss, ist bislang in diesem Zusammenhang nicht übergreifend untersucht worden. Kaum bekannt ist auch, welche Sogwirkung von den Bildungseinrichtungen und Zentren der Kunstproduktion in den Städten und von den neu gegründeten Universitäten auf die geistlichen Institutionen der Diözese und besonders Hildesheim ausging.

In den auf fünf Sektionen verteilten Vorträgen werden die Bedingungen für und die Auswirkungen des Kulturtransfers im Hinblick auf Faktoren wie Handel, Bildung und Wissenschaft, persönliche Vernetzung von Adel, Klerus und Klöstern sowie Import von Handschriften, Kunst und kunsttechnischem Knowhow aus dem Ausland und aus benachbarten Regionen auf die Handschriften- und Kunstproduktion des 12.–15. Jahrhunderts in Niedersachsen erörtert.

Programm

Mittwoch, 5. Juni 2013

13.00 Uhr Begrüßung durch den Direktor; Einführung durch die Tagungsleitung

Sektion I: Handel, Wegesystem und Produktionsgeschichte

Chair: Monika Müller

13.30 Uhr Christoph Bartels (Bochum):
...56 Mark Kölner Münze oder 50 Mark geprüftes Silber namens Rammisberch... Von Berg-, Wald- und Kaufleuten im Mittelalter

14.15 Uhr Doris Oltrogge (Köln):
… tibi quaterniones, corium, colorem et sericum transmisi … Überlegungen zur Verfügbarkeit von Materialien für die Handschriftenherstellung in Hoch- und Spätmittelalter

Chair: Hedwig Röckelein

15.00 Uhr Frieder Schmidt (Leipzig):
Papier – ein neuartiges Medium der Speicherung und Zirkulation

15.45 Uhr Kaffeepause

16.15 Uhr Rudolf Holbach (Oldenburg):
Hildesheim, Hanse und Handelsnetz

17.00 Uhr Holger Nickel (Berlin):
Bewegte Bücher: Niedersachsen um 1500

18.30 Uhr – Öffentlicher Abendvortrag –
Reinhard Krüger (Stuttgart):
Zentrum und Peripherie: Rationale und spirituelle Ordnungsprinzipien oder
Die Erfindung der Welt am Beispiel der Ebstorfer Weltkarte

Donnerstag, 6. Juni 2013

Sektion II: Wissens- und Bildungstransfer

Chair: Christian Heitzmann

09.00 Uhr Matthias Tischler (Barcelona):
Zwischen Früh- und Hochscholastik. Bildungsgeschichtliche Umbrüche im nord- und mitteldeutschen Raum während des 12. und 13. Jahrhunderts

09.45 Uhr Wolfram C. Kändler (Gießen):
Doktoren und Magister aus dem Bistum Hildesheim

10.30 Uhr Kaffeepause

Sektion III: Netzwerke – Kirche, Klöster, Städte

11.00 Uhr Hans-Georg Aschoff (Hannover):
Hildesheimer Klöster – ihre Netzwerke: 13.-15. Jahrhundert

Chair: Sven Limbeck

11.45 Uhr Nathalie Kruppa (Göttingen):
Das Netzwerk der Hildesheimer Bischöfe und Kanoniker 12.-14. Jahrhundert

12.30 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr Dieter Pötschke (Potsdam):
Die Entwicklung eines Stadtrechtsraumes als historischer Prozess - Das Beispiel des Goslarer Rechtsraumes

14.45 Uhr Bertram Lesser (Wolfenbüttel):
Die Benediktiner von Clus und ihre Bücher: Handschriftenerwerb durch Netzwerkbildung

Sektion IV: Handschriftenproduktion (Text- und Bild)

Chair: Bruno Reudenbach

15.30 Uhr Monika Müller (Wolfenbüttel):
Einflüsse aus West und Ost in der Hildesheimer und der thüringisch-sächsischen Buchmalerei des 12. und 13. Jahrhunderts

16.15 Uhr Kaffeepause

16.45 Uhr Hans-Walter Stork (Hamburg):
Handschriftenproduktion in den Hansestädten (12.-15. Jh.) und Beziehungen zum niedersächsischen Raum

17.30 Uhr Patrizia Carmassi (Göttingen/Wolfenbüttel):
Aspekte und Beispiele von Kulturtransfer aus der Diözese Halberstadt

Freitag, 7. Juni 2013

Chair: Jens Reiche

09.00 Uhr Beate Braun-Niehr (Berlin):
Text-Bild-Konzepte in Handschriften des späten 13. Jahrhunderts: Eine Spurensuche im nordöstlichen Harzvorland

Sektion V: Kunstproduktion (Monumentalkunst)

09.45 Uhr Elisabeth Rüber-Schütte, Corinna Scherf (Halle):
Halberstadt oder Hildesheim? Zu neu aufgedeckten Stuckfragmenten aus Eilenstedt

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Johann Seehusen:
Der Westchorgiebel des Doms zu Bremen und seine überregionalen Bezie-hungen

Chair: Klaus Niehr

11.45 Uhr Elena Kozina (Freiburg):
Wandermeister oder Exportware? - Stiltransfer in der niederdeutschen Glasmalerei des 13. Jahrhunderts

12.30 Uhr Mittagessen

14.00 Uhr Jens Reiche (Göttingen):
Maßwerkformen im Raum Niedersachsen

14.45 Uhr Resümee

Kontakt

Dr. Volker Bauer

Herzog August Bibliothek Postfach 1364 D-38299 Wolfenbüttel

forschung@hab.de