Schnittstellen zwischen Land und Wasser. Bildliche Hafendarstellungen von der Römischen Kaiserzeit bis in die Frühe Neuzeit

Schnittstellen zwischen Land und Wasser. Bildliche Hafendarstellungen von der Römischen Kaiserzeit bis in die Frühe Neuzeit

Veranstalter
Dr. Stefan Feuser, Universität Rostock; Dr. Stephanie Hanke, Kunsthistorisches Institut in Florenz / Max-Planck-Institut
Veranstaltungsort
Ort
Rostock
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.12.2013 - 07.12.2013
Deadline
27.05.2013
Website
Von
Feuer, Stefan

----english version below----

Häfen und Hafenstädte waren in den historischen Epochen des Mittelmeerraumes wie auch der Meere Nordeuropas als Schwellenräume zwischen Land und Wasser prägende Siedlungsformen. Dementsprechend häufig wurden sie von der Römischen Kaiserzeit über das byzantinische und europäische Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit in den verschiedenen Kunstgattungen wiedergegeben. Als polyvalente Räume, die wirtschaftliche, militärische und repräsentative Funktionen in sich vereinten, boten sie vielfältige Anlässe für bildliche Deutungen und prägten dabei unterschiedliche Bildtraditionen. Die interdisziplinär ausgerichtete Tagung möchte durch einen weit gefassten diachronen Rahmen einen Vergleich der Darstellungsmodi von Häfen in verschiedenen Epochen ermöglichen. Dabei steht nicht die historische Gestaltung einzelner Hafenanlagen, sondern das Bild des Hafens im Vordergrund, das in seiner medialen Funktion und als interpretierender Blick der Zeitgenossen auf den Hafen spezifische Bedeutungszusammenhänge konstituiert.

In der Römischen Kaiserzeit traten Hafendarstellungen zum einen auf Münzen und auf den sogenannten Staatsreliefs auf, die beide primär dem Lobpreis der Macht und der Fürsorge des Kaisers dienten. Zum anderen waren sie im privaten Kontext auf Mosaiken und in der Wandmalerei weit verbreitet, wobei eine enge ikonographische Verbindung zu bukolischen und sakral-idyllischen Szenen sowie Villen-Ansichten festzustellen ist. Auf Sarkophagreliefs wiederum können Hafendarstellungen auch in einem mythologischen Kontext stehen. Dem gegenüber haben die auf spätantiken Glasgefäßen eingeschliffenen Stadt- und Küstenansichten mit den zugehörigen Beischriften einen nahezu „dokumentarischen“ Charakter. Während sich in der byzantinischen Zeit Hafenszenen vor allem auf Mosaiken im sakralen Kontext sowie in der Buchmalerei konzentrierten, sind für die Frühe Neuzeit Gesamtdarstellungen von Hafenstädten in Form der vom Meer aus wiedergegebenen Stadtvedute kennzeichnend, ebenso wie allein auf den Hafen oder Teile davon fokussierende Ansichten mit Szenen des Alltagslebens oder besonderer Ereignisse. Hafendarstellungen waren Bestandteil kartographisch angelegter Dokumentationen größerer Küstenstriche, die sowohl militärischen wie auch repräsentativen Zwecken dienten. Vor allem im 18. Jahrhundert entstanden zusammengehörige Bilderserien von Häfen, die als herausgehobene Orte einer Küstenlinie dem Fürsten die Ausdehnung seines herrschaftlichen Territoriums vor Augen führten. Schließlich spielten Häfen auch im Architekturcapriccio ein besondere Rolle, konnte hier doch die Weite des Meeres effektvoll mit artikulierten architektonischen Strukturen kontrastiert und durch Schiffsdarstellungen zusätzlich belebt werden.

Die Tagung möchte interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Klassischen Archäologie, Byzantinistik, Mittelalterlichen Geschichte und Kunstgeschichte einladen, in einem epochenübergreifenden und interdisziplinären Kolloquium bildliche Darstellungen des Hafens in seiner Rolle als herausgehobener Ort und Eingang der Stadt zu untersuchen. Dabei soll nach den unterschiedlichen Bedeutungsebenen der Bilder in ihren jeweiligen Kontexten, unter anderem vor dem Hintergrund ihrer Auftraggeber und Adressaten, gefragt werden. Welche Funktionen des Hafens (militärische Verteidigung, Handel, Repräsentation) werden hervorgehoben und mit welchen Intentionen? Inwiefern kann der Hafen für die Hafenstadt als Ganzes und als Ausdruck ihrer besonderen Identität stehen? Welche (historischen) Ideale und Vorbilder prägen die bildlichen Deutungen, und welche Rolle übernehmen die Schiffsdarstellungen innerhalb der Hafenbilder? Der weit gefasste Rahmen bietet hier die Möglichkeit, gemeinsam epochenübergreifende Traditionen, Brüche und Kontinuitäten der Darstellungsmodi wie auch der Wahrnehmung des Hafens und der mit ihm verknüpften Konnotationen herauszuarbeiten.

Bitte senden Sie Ihre Vorschläge für einen Vortrag, der eine Dauer von 30 Minuten nicht überschreiten sollte und in deutscher, englischer und italienischer Sprache möglich ist, zusammen mit einem Abstract von maximal 2000 Zeichen und einem knappen Lebenslauf bis zum 27.05.2013 an stefan.feuser@uni-rostock.de und hanke@khi.fi.it. Eine Erstattung der Kosten für Anreise und Unterkunft wird angestrebt.

-----

In the historical periods of the Mediterranean as well as of the seas of northern Europe ports and port cities were formative settlements as gateways between land and sea. Accordingly, they were often depicted in the various genres of art from the Roman Empire across the Byzantine and European Middle Ages to the Early Modern period. As polyvalent spaces that combined economic, military and representative functions, they provided various opportunities for visual representations and formed different image traditions. The interdisciplinary conference intends to compare the display modes of ports in different eras through a broad diachronic framework. However, the focus is not on the historical design of individual port facilities, but on the image of the harbor, which constitutes specific meanings through its medial context as well as through its interpretive view of the contemporaries.

In the Roman Empire ports were on the one hand depicted on coins as well as on the so-called state reliefs, that both served primarily the praise of power and care of the emperor. On the other hand, they were widely used in the private context in mosaics and wall paintings, where they were closely connected to the iconography of bucolic and sacral-idyllic scenes as well as of views of villae. On the reliefs of sarcophagi port representations can also be found in mythological contexts. In contrast some late ancient glassware depicted the harbors and coastlines with accompanying inscriptions in an almost "documentary" character. While in the Byzantine period harbor scenes were mainly concentrated on mosaics in the sacred context and in illuminations, for the Early Modern period overall views of port cities from the sea became part of the tradition of veduta paintings. Beyond that the harbor or parts thereof were illustrated together with scenes of everyday life or of special events. Harbor representations were also part of cartographic documentations of coastlines that could serve either military or representative purposes. Especially in the 18th century series of port images emerged, which depicted the extent of a territory as prominent places of the coastline, thus displaying its extant to the ruler as kind of a visual inspection. Finally, ports also played an important role in the architectural capriccio, where the vastness of the sea could effectively contrast with architectural structures and be enhanced by representations of ships.

The conference would like to invite researchers of Classical Archaeology, Byzantine studies, Medieval History and Art History to study in a diachronic and interdisciplinary colloquium pictorial representations of harbors and ports in their roles as prominent places and entrances to the city. Papers could refer to the different levels of meaning of the images in their specific contexts as well as for the different clients and addressees. Which of the functions of a port (military, trade, representation) are emphasized and why? To what extend can the harbor stand for the whole city and express its identity? What are the (historic) ideals and archetypes that form the pictorial image of harbor cities? What is the role of the different ships within the pictorial representation of ports? The broad framework of the conference offers the opportunity to study across different eras the mechanisms, disparities and continuities of the display modes as well as of the perception of the harbor and the connotations associated with it.

Proposals for papers in German, English or Italian of up to 30 minutes together with a short abstract of no more than 2000 characters and a short CV are welcomed by 27.05.2013. Please submit by email to stefan.feuser@uni-rostock.de and hanke@khi.fi.it. It is intended to cover the costs for travel and accommodation of the participants.

Programm

Kontakt

Stefan Feuser

Schwaansche Str. 3
18055 Rostock
0049/3814982793

stefan.feuser@uni-rostock.de