«Soldat und Religion»
Krieg und Frömmigkeit im Ersten Weltkrieg
CFP 2014 der Schweizerischen Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte
Die Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte 2014 nimmt den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren zum Anlass, sich im Themenschwerpunkt 2014 mit Frömmigkeitsformen im Ersten Weltkrieg auseinander zu setzen. Die christlichen Kirchen im Westen, die Orthodoxie, der Islam und das Judentum hielten Devotionsformen bereit, die im Krieg abgerufen, weiterentwickelt, kritisiert, transferiert und transformiert wurden.
Devotion im Krieg berührte die Sprach- und Gefühlswelt sowie eine Vielzahl konkreter Praktiken: von Patronenhülsen, die in Schützengräben zu Altären aneinandergereiht wurden, Kulten wie dem ultramontanen Herz-Jesu-Kult mit seinen französischen Ursprüngen, Kriegspredigten und Feldgottesdiensten bis hin zur emotionalen Zugehörigkeit von Emigranten zu einer der Kriegsparteien. Frömmigkeit stellte (nicht nur im Krieg) Beziehungen über grosse Distanzen her. Religiöse Praktiken und deren Recodierung, Symbolisierung, Ritualisierung und Ikonographie standen zwischen 1914 und 1918 unter dem Eindruck des Krieges:
- Welche Rolle spielte die Frömmigkeit im Ersten Weltkrieg an den Fronten, welche in der Heimat?
- Worin unterschied sich die Devotionsgeschichte im Ersten Weltkrieg von derjenigen in früheren Weltkriegen wie dem Dreissigjährigen Krieg oder dem Siebenjährigen Krieg? Gibt es so etwas wie „totale Frömmigkeit“ analog zur totalen Mobilmachung? Was wurde aus der Vorstellung vom Krieg als „Gottesgericht“?
- Wo wurde Devotion zur ideellen Ressource der kriegführenden Staaten, wo zum kritischen Potential gegen den Krieg?
- Welche devotionalen Formen wurden wichtig? Beispiele nur im katholischen Raum: Herz-Jesu, Marienfrömmigkeit, kollektive Devotion, Privatdevotion? Produzierte der Krieg neue Frömmigkeitsformen oder reproduzierte er das bestehende Formenrepertoire? Gab es während des Krieges mehr Wunderberichte? Inwiefern unterbrach der männlich geführte Krieg die Tendenz zur Feminisierung der Frömmigkeit im 19. Jahrhundert?
Auch theologiegeschichtlich ist das Thema Krieg und Frömmigkeit wichtig, war doch die Annahme des „Gott-mit-uns“ ein traditioneller Topos der Theologen im Krieg. Welche Unterschiede zeichnen sich hier für die einzelnen Konfessionen und Religionen ab? Welches Verhältnis von Krieg und Frömmigkeit geht aus den Hirtenbriefen und Texten von Bischöfen, Theologen und anderen wichtigen Religionsvertretern hervor? Inwiefern führte das unvorstellbare Leiden im Krieg zur Diskreditierung der Religionen? Lehrte die Not tatsächlich beten? Oder war sie ein Motor der Entfremdung von Religion unter den Bedingungen massenhaften Sterbens?
Die SZRKG 2014 will Frömmigkeitsgeschichte unter verschiedenen Blickwinkeln und methodischen Zugängen ins Zentrum stellen. Dabei sollen die Sprachgrenzen überschritten werden. So will sie gerade zu Beiträgen aus dem orthodoxen Bereich (Russland, Balkan) und zum bisher wenig beforschten Islam ermutigen.
Im Themenschwerpunkt «Soldat und Religion. Krieg und Frömmigkeit im Ersten Weltkrieg» werden Beiträge in deutscher, französischer, englischer und italienischer Sprache aufgenommen. Die Länge der Aufsätze soll zwischen 25‘000-40‘000 Zeichen (inklusive Leerschläge) liegen. Die eingereichten Beiträge werden in einem doppelt anonymen Begutachtungsverfahren evaluiert. Die Zeitschrift erscheint im Spätherbst 2014.
Beiträge können bis Ende April 2014 an folgende Adresse gerichtet werden: Dr. Franziska Metzger, Chefredakteurin SZRKG, franziska.metzger@unifr.ch. Wir bitten um eine kurze Vorankündigung Ihres Beitrags.