Making History. Positionen und Perspektiven kritischer Geschichtswissenschaft

Making History. Positionen und Perspektiven kritischer Geschichtswissenschaft

Veranstalter
Arbeitskreis Kritische Geschichte mit freundlicher Unterstützung durch: Rosa-Luxemburg-Stiftung, AStA der Universiät München, Bund demokratischer WissenschaftlerInnen, Fachschaft Geschichte der Universität München, Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung, Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, BuFaTa Geschichte, Archiv der sozialen Bewegung, Basisgruppe Geschichte Göttingen, Argument-Verlag, Fachschaftsinitiativen Geschichte an FU und HU Berlin, AStA FU und TU Berlin
Veranstaltungsort
Universität München, Geschwister-Scholl-Platz 1
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.10.2003 - 12.10.2003
Von
Philip Bauer

Making History. Positionen und Perspektiven kritischer Geschichtswissenschaft

»Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern.« (Karl Marx)

Die Frage, was HistorikerInnen dazu beitragen können, die Welt zu verändern, ob sie das überhaupt können und sollten, beschäftigt heute kaum jemanden. Dies nicht, weil es am Zustand der Welt nichts auszusetzen gäbe, sondern weil sich die Geschichtswissenschaft eine gerechtere Welt nicht zur Aufgabe gemacht hat. Ganz im Gegenteil: Die Verbindung von Geschichtswissenschaft und Politik wirkt auf viele WissenschaftlerInnen zunächst suspekt. Nicht ohne Grund verweisen sie auf die lange Liste missbräuchlicher Indienstnahmen ewiger historischer »Wahrheiten«, der Proklamation gesetzmäßiger Zwangsläufgkeiten und evolutorischen Eigensinns. Geschichtswissenschaft diente allzu oft der Legitimation von Nationalismus und staatlicher Machtpolitik. Dennoch gab es spätestens seit der Aufklärung immer auch herrschaftskritische Ansätze, die sich den nationalistischen Legitimationsansprüchen widersetzten, den Verlierern der Zivilisationsprozesse eine Stimme gaben und sich als Wegbereiter für Veränderungen zugunsten einer gerechteren Welt verstanden. Die Tagung »Making History« will an diese Tradition anknüpfend zunächst eine offene Diskussion über das Woher und Wohin kritischer Geschichtswissenschaft anstoßen. Kritische WissenschaftlerInnen wissen dabei um ihre Einbettung in die Gesellschaft, die ihnen keinen »objektiven«, von außen kommenden Blick auf die Realität gestattet. Kritische WissenschaftlerInnen wissen aber auch um die Veränderbarkeit der Verhältnisse, dass Menschen tagtäglich selbst ihre »Geschichte machen« und dass es darauf ankommt, dass sie dies mit Bewusstsein und mit Hilfe wissenschaftlicher Erkenntnis tun können. Um zu verhindern, dass es immer so weitergeht wie bisher, dass Ausbeutung Unterdrückung, Entfremdung und Diskriminierung als bedauerliches Schicksal verstanden werden, sind Analyse und Diskussion von Geschichte, geschichtspolitische Debatten überhaupt, kein Schaulaufen, sondern notwendige Hilfestellung. Insofern ist kritische Wissenschaft immer auch »eingreifende« Wissenschaft. Die gegenwärtigen theoretischen Ansätze, seien sie nun sozial- oder kulturgeschichtlich, traditionell oder postmodern, haben bei allen Verdiensten nicht das Ziel und das Potential, das Betriebssystem - die »Ökonomie« dieser Gesellschaft - ernsthaft zu verändern. Insofern betrachten die Veranstalter Marx nicht als überholt oder wiederlegt, sondern plädieren für eine Aktualisierung der kritisch-dialektischen Theorien, die in seiner Tradition stehen. Nicht als Dogma, sondern als Fortsetzung eines Projekts.

Programm

Freitag, 10.10.2003

18.00 Uhr
Eröffnung

19.00 Uhr
Streitgespräch: "Geschichte und Politik" mit
Prof. Marcel van der Linden (International Institute of Social History, Herausgeber der Zeitschriften Sozial.Geschichte und International Review of Social History) und Prof. Richard J. Evans (University of Cambridge, Herausgeber des Journal of Contemporary History)

21.00 Uhr
Eröffnungsempfang

Samstag, 11.10.2003

9.00 Uhr
Block I
- Manuela Bojadzijev/Peter Birke/Lars Stubbe: Talking about a Revolution - die 'globale Revolution' als Ausgangspunkt von neuen Konzeptionen einer 'kritischen Geschichte'?
- Olaf Berg: Film als historische Forschung. Perspektiven für eine Geschichtswissenschaft als filmische Beziehung zur Vergangenheit
- Anton Tantner: Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen. Staatsbildung, Seelenkonskription und militärischer Wohlfahrtsstaat in der Habsburgermonarchie.

11.30 Uhr
Vortrag mit Diskussion: "Objektivität und Parteilichkeit" mit Prof. Dr. Wolfgang Fritz Haug (Institut für kritische Theorie, Berlin, Herausgeber Das Argument)

14.30 Uhr
Block II
- Dagmar Engelken/Roland Ludwig: Kritische Geschichtsschreibung im internationalen Vergleich. Die Historikergruppe der britischen KP und südafrikanische radikale Geschichtsschreibung
- Bernd Hüttner: Geschichte/slosigkeit und neue soziale Bewegungen
- Philip Bauer/Petra Ziegler: Sozialdiszilinierung und Umerziehung. Lässt sich Fortschritt erzwingen?

17.00 Uhr
Plenum "Vernetzung, Perspektiven, Feedback"

Sonntag, 12.10.2003

9.00 Uhr
Block III
- Ralph Klein, Regina Mentner, Stephan Stracke: Dokumentation und Aktion - Möglichkeiten geschichtspolitischer Intervention am Beispiel der Traditionspfege deutscher Gebirgsjäger
- Anja Ebersbach, Richard Heigl: ?Alles was uns fehlt, ist die Solidarität?. Geschichtsschreibung, Hegemonie und soziale Bewegung - ein Problemaufriss
- Christoph Jünke: Wissenschaft und Engagement bei Leo Kofler

11.30 Uhr
Block IV
- Michael Krätke: Kritische Geschichtsschreibung der politischen Ökonomie
- Katja Naumann, Thomas Klemm, N.N.: Forschungen über Disziplinen hinaus - Das FeindBilder-Projekt des Leipziger Kreises. Forum für Wissenschaft und Kunst
- Dieter Nelles: Arbeitergeschichte und Nationalsozialismus

14.00 Uhr
Abschlussplenum »Ich habe einen neuen Artikel gelesen, Frank« Probleme der Vermittlung und Wiederaneignung historischen Wissens Abschlussplenum mit Kurzfilm, Dr. Christoph Spehr u.a.

16.00 Uhr
Ende der Tagung

Kontakt

Philip Bauer

www.kritische-geschichte.de

info@kritische-geschichte.de

http://www.kritische-geschichte.de
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Deutsch
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