Das Globale lokal: Historische Perspektiven auf das Verhältnis von Stadt und Globalisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Das Globale lokal: Historische Perspektiven auf das Verhältnis von Stadt und Globalisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Veranstalter
Christiane Reinecke / Christoph Strupp, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Veranstaltungsort
Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH), Beim Schlump 83, 20144 Hamburg
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.11.2012 - 17.11.2012
Deadline
10.11.2012
Von
Raap, Maike

In aktuellen politik- und sozialwissenschaftlichen Analysen zur Globalisierung bilden Städte ein bevorzugtes Untersuchungsfeld. An der veränderten Stellung von Städten zeigen sich umfassende Verschiebungen, die mit der Globalisierung von Finanz- und Handels-, Informations- und Migrationsströmen einhergehen. Städte sind in dieser Perspektive ebenso Austragungsorte wie Akteure der Globalisierung: Sie sehen sich einer weltweiten Standortkonkurrenz und einem verstärkten Wettbewerb mit anderen Städten ausgesetzt, zugleich verändert sich ihr Einfluss mit dem Bedeutungsverlust des Nationalstaates und im Zuge einer grundlegenden Rekonfiguration sozialer Räume. Die – primär soziologische – Forschung zu „Global Cities“ und postfordistischen Städten hat den Blick auf die Anstrengungen der Städte gelenkt, unter den Bedingungen von Deindustrialisierung und Tertiärisierung ihre ökonomischen Kapazitäten auszubauen. Auch hat sie die Privatisierung öffentlicher Leistungen und den Abbau sozialer Sicherungssysteme sowie die wachsende soziale und ethnische Polarisierung der Bewohnerschaft thematisiert.

So wichtig diese aktuelle Auseinandersetzung mit dem Globalen und Lokalen ist, so sehr fällt ihre Geschichtsvergessenheit ins Auge. Wie sich das Verhältnis von Stadt und Globalisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte, ist bisher nur oberflächlich untersucht worden. Der Erforschung der ersten Globalisierung im langen 19. Jahrhundert widmen sich inzwischen zahlreiche historische Studien, die auch die Rolle von Städten in imperialen und globalen Konfigurationen betrachten. Für die Historisierung von Globalisierungsdynamiken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt das bisher viel weniger. Dabei werfen die aktuellen Auseinandersetzungen mit Globalisierung und Urbanisierung gerade für die zeithistorische Forschung produktive Fragen auf: Inwiefern modifiziert ein historisierender Blick die gängigen Thesen zum Verhältnis von Stadt und Globalisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts?

Als Leitlinie dient die Frage, wie sich seit den 1940er Jahren die Einbindung von Städten und städtischen Akteuren in transnationale Wirtschafts-, Wanderungs- und Kommunikationsströme veränderte und inwiefern Globalisierungsdynamiken damit auf städtischer Ebene sicht- und erfahrbar wurden. Wo fand sich überhaupt das Globale im Lokalen, mit welchen globalen Entwicklungen sahen sich städtische Akteure konfrontiert? Welche politischen, ökonomischen oder kulturellen Veränderungen auf urbaner Ebene lassen sich tatsächlich über die Einbettung in transnationale Zusammenhänge erklären?

Diese Fragen sollen auf der Grundlage aktueller Forschungsprojekte aus der Geschichtswissenschaft und ihren Nachbardisziplinen diskutiert werden. Damit sollen sowohl neue vergleichende Perspektiven auf Fallbeispiele aus Europa und Übersee ermöglicht werden als auch Theoriedebatten über „Global Cities“ aus historischer Perspektive vorangetrieben werden.

Anmeldung
Aufgrund des Workshop-Charakters der Veranstaltung und der begrenzten räumlichen Kapazitäten an der FZH bitten wir interessierte Kolleginnen und Kollegen um eine kurze Anmeldung bis zum 10. November 2012. Anmeldungen bitte an: reinecke@zeitgeschichte-hamburg.de und strupp@zeitgeschichte-hamburg.de.

Programm

Freitag, 16.11.2012

14.15 – 14.45 Uhr Begrüßung / Thematische Einleitung

14.45 – 16.30 Uhr Städtische Ökonomien im globalen Kontext

Christoph Strupp (Hamburg), Der Hamburger Hafen im Spannungsfeld lokaler Traditionen und globaler ökonomischer Herausforderungen seit den späten 1960er Jahren

Jörg Arnold (Freiburg), „Managed rundown“? Sozioökonomischer Wandel in Liverpool. Merseyside und die Strukturpolitik der Regierung Thatcher (1979-1990)

Moderation/Kommentar: Martina Heßler (Hamburg)

17.00 – 19.00 Uhr Städtische Imageproduktion im Wandel

Dirk Schubert (Hamburg), Städtebauliche Großprojekte und Imageproduktion – Globale Transformationsprozesse und lokale „Leuchttürme“ in Seehafenstädten

Simone Egger (München), „Weltstadt mit Herz“. München in den langen 1960er Jahren

Marc Schalenberg (Berlin), Weltstadt Berlin? Imageproduktionen der 1980er und 1990er Jahre

Moderation/Kommentar: Axel Schildt (Hamburg)

Samstag, 17.11.2012

9.30 – 11.00 Uhr Lokale Musikszenen im transnationalen Zusammenhang

Michel Abeßer (Freiburg), Das New Orleans an der Newa – Leningrad und die Sowjetisierung des Jazz in den 1950er und 1960er Jahren

Daniel Tödt (Berlin), Globales Ghetto – lokale Banlieue: Transnationale Netzwerke und städtische Verortung in der französischen Rapmusik

Moderation/Kommentar: Thomas Mergel (Berlin)

11.30 – 13.00 Uhr Migration, Segregation und urbaner Wandel

Bettina Severin-Barboutie (Gießen), „Les colonies ont planté leurs tentes en métropole“. (Post)koloniale Migration und Dekolonisierung in Lyon

Christiane Reinecke (Hamburg), Globale Ghettoisierung? Zur veränderten Nomenklatur des urbanen Raums in Westdeutschland und Frankreich seit den 1960er Jahren

Moderation/ Kommentar: Angelika Epple (Bielefeld)

14.30 – 15.30 Uhr Abschlussdiskussion

Kontakt

Dr. Christiane Reinecke

Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Beim Schlump 83, 20144 Hamburg

reinecke@zeitgeschichte-hamburg.de

http://www.zeitgeschichte-hamburg.de
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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