GTG Jahrestagung 2013 - Die Sinnlichkeit der Technik

GTG Jahrestagung 2013 - Die Sinnlichkeit der Technik

Veranstalter
Gesellschaft für Technikgeschichte e.V.
Veranstaltungsort
Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek – SLUB
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.05.2013 - 12.05.2013
Deadline
06.01.2013
Website
Von
Stefan Krebs und Uwe Fraunholz

Der Vorstand der Gesellschaft für Technikgeschichte e.V. (GTG) bittet um Vortragsanmeldungen zur Jahrestagung 2013 mit dem Rahmenthema

Die Sinnlichkeit der Technik

In den vergangenen Jahren ist die technische Herstellung und Reproduktion von Bildern, ihre Nutzung sowie ihr epistemischer Status – kurz die visuelle Kultur der Technik(geschichte) in zahlreichen Studien untersucht worden. Dagegen wurde und wird die Frage nach der akustischen, olfaktorischen, gustatorischen und taktilen Dimension der Technik seltener gestellt. Dabei spielen alle fünf Sinne bei Konstruktion, Produktion, Nutzung und Entsorgung von Technik eine wichtige Rolle. Zudem könnte über das Zusammenspiel der klassischen fünf Sinne mit weiteren Sinnen wie Eugene Fergusons „Innerem Auge“ des Ingenieurs oder Ferdinand Redtenbachers „Formen-, Anordnungs- und Zusammensetzungssinn“ nachgedacht werden. Neben sinnlicher Erfahrung in handwerklicher Praxis und industrieller Produktion sind technische Mess-, Aufzeichnungs- und Wiedergabeverfahren von besonderem Interesse: Sowohl beim Bau entsprechender Instrumente und Werkzeuge als auch bei ihrem Gebrauch in wissenschaftlich-technischen Kontexten werden die einzelnen Sinne in unterschiedlicher Weise eingebunden und beansprucht.

Zugleich kann Technik – beispielsweise über Gewöhnungseffekte – die Sinne formatieren und zurichten: Auch unsere sinnliche Wahrnehmung ist historischem Wandel unterworfen. So wurden etwa Emissionen von Gewerbe, Industrie und Verkehr zu bestimmten Zeiten als Symbole des Fortschritts und der Prosperität willkommen geheißen, dann aber auch wieder von unterschiedlichen Akteursgruppen – insbesondere seit der Urbanisierung des 19. Jahrhunderts – als Ruhestörung oder Umweltverschmutzung verdammt. Daneben wird das Erlebnis technischer Konsumgüter, das wortwörtlich alle Sinne ansprechen soll, immer stärker betont. Sinneseindrücke werden dazu optimiert, verschiedene Sinnesbereiche systematisch in den Designprozess einbezogen und miteinander in Beziehung gesetzt (Synästhetik). Geräusche, Gerüche und Haptiken werden den vermeintlichen Kundenwünschen entsprechend entwickelt, gebaut und vermarktet. Aktuell denke man zudem an den Hype um die neue haptische Bedienung von Smartphones und Tablet-Computern.

Ziel der vorgeschlagenen Tagung soll es sein, die oben skizzierten sinnlichen Dimensionen der Technik in den Blick zu nehmen: So wäre beispielsweise danach zu Fragen, welche Rolle die Sinne beim Entwurf technischer Artefakte spielen. Welche Überwachungs- und Kontrollaufgaben übernehmen sie etwa während des Produktionsprozesses? Welche Funktion übernimmt das Design bei der sinnlichen Vermittlung und Aneignung von neuen Technologien bzw. Produkten? Welche Rolle spielt die sinnliche Wahrnehmung beim Technikgebrauch und wie verändert wiederum die Technik unsere alltägliche sinnliche Erfahrung? Wie wirkt sich die zunehmende technische Vernetzung (Überwachungskameras, Virtuelle Welten) auf unsere Sinneswahrnehmung aus? Welche Rolle spielen dabei die einzelnen Sinne und wie wirken sie wiederum zusammen?

Zur Beantwortung dieser Fragen können gleichermaßen die damit verknüpften Diskurse sowie die jeweiligen sinnlichen Praktiken als Untersuchungsgegenstand herangezogen werden. Welches körperliche und implizite Wissen (tacit und embodied knowledge) ist mit der Sinnlichkeit der Technik verbunden? Sind sinnliche Wahrnehmungspraktiken Teil des technischen Wissens? Wie werden sie erlernt, weiterentwickelt und weitergegeben? Und schließlich: Wie kann die Sinnlichkeit der Technik in Ausstellungen präsentiert und vermittelt werden?

Die Tagung versteht sich als Einladung zur interdisziplinären Diskussion und möchte dazu anregen, eine Bestandsaufnahme der historischen Auseinandersetzung mit der Sinnlichkeit der Technik vorzunehmen, interessante Fallstudien und Theorieangebote zu präsentieren, sowie Desiderate zu benennen. Nicht zuletzt stellt sich dabei die Frage nach einer Ordnung der Sinne, d. h. nach dem Verhältnis der übrigen Sinne zur eingangs angesprochenen visuellen Kultur der Technik: Lässt sich von einer Transformation und Hierarchisierung der Sinne in der technischen Moderne sprechen?

Abstracts für Vortragsvorschläge (max. 350–400 Wörter) sowie ein Kurzlebenslauf von einer Seite werden bis zum 6. Januar 2013 erbeten an: Dr. Stefan Krebs, s.krebs@maastrichuniversity.nl

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Dr. Uwe Fraunholz, uwe.fraunholz@tu-dresden.de, phone +49 (0)351 46334899

Programm

Kontakt

Uwe Fraunholz

Technische Universität Dresden, Lehrstuhl für Technik- und Technikwissenschaftsgeschichte
01062 Dresden

uwe.fraunholz@tu-dresden.de