In den zurückliegenden Jahren haben Rankings und bibliometrische Kategorien auch außerhalb des medizinischen, ingenieurs- und naturwissenschaftlichen Bereichs signifikant an Bedeutung gewonnen. Statistische Maßeinheiten wie der Journal Impact Factor oder der Hirsch-Index sind insbesondere in der englischsprachigen Community von Bedeutung, während die ERIH-Liste in den Ländern Osteuropas Einzug in die Geschichtswissenschaft gehalten hat. Derartige statistische Bewertungsverfahren wirken sich dort auf die berufliche Karriere sowie nicht zuletzt auch auf das Gehaltsgefüge aus. Wissenschaftler/innen aus diesen Ländern sind daher zunehmend gezwungen, ausschließlich in solchen Zeitschriften zu veröffentlichen, die in den einschlägigen Rankings und Listen vordere Plätze belegen.
Rankings, aber auch Bibliometrie, haben in Verbindung mit einer zunehmenden Internationalisierung immer mehr Einfluss auf die Entwicklung der historischen Fachzeitschriften. Gerade kleinere, Sparten- und nichtenglischsprachige Zeitschriften drohen bei dieser Entwicklung marginalisiert zu werden, obwohl sie durchaus wertvolle Beträge für das jeweilige Teilfach und Interessengebiet liefern können.
Nicht nur die Autorinnen und Autoren, sondern auch die jeweiligen Redaktionen müssen sich auf diesen Wandel einstellen, der für die redaktionelle Betreuung historischer Fachzeitschriften eine ganze Reihe von Fragen aufwirft:
Wie entwickelt sich die Publikationskultur in den Geschichts- und den Osteuropawissenschaften? Erlauben Rankings von Zeitschriften tatsächlich aussagekräftige Rückschlüsse auf die Qualität der eigenen Arbeit? Spiegeln sie adäquat die Qualität und das Ansehen der veröffentlichenden Zeitschrift wider? Und welche Rückwirkungen haben sie auf die Diskussions- und Publikationskultur?
Schließlich stellt sich die Frage, ob die einzelnen Rankings transparent durchgeführt werden und ob ein gleichberechtigter Zugang möglichst vieler Zeitschriften auch von außerhalb des englischen Sprachraumes gewährleistet ist. Vielfach wird der Verdacht geäußert, dass es sich hier um einen Mechanismus handele, mit dem wissenschaftspolitische Ordnungsvorstellungen sowie die wirtschaftlichen Interessen einzelner Verlage und Datenbankbetreiber durchgesetzt werden sollen.
Vor diesem Hintergrund veranstalten das Marburger Herder-Institut und das Regensburger Institut für Ost- und Südosteuropaforschung am 16. Oktober 2012 in Marburg einen Workshop, um die in Deutschland ansässigen osteuropa- und geschichtswissenschaftlichen Zeitschriftenredaktionen zu versammeln. Auf Grundlage einiger einführender Referate soll insbesondere Gelegenheit für einen intensiven Gedankenaustausch über die Bedeutung von Rankings und bibliometrischen Verfahren für das Publizieren in den einschlägigen Fachzeitschriften gegeben werden. Die Ziele dieses Workshops bestehen in erster Linie darin, einen gemeinsamen Kenntnisstand zu den organisatorischen und technischen Fragen dieser neuen Methoden zu erreichen, ergebnisoffen deren Vor- und Nachteile für die redaktionelle Arbeit zu debattieren und mögliche Handlungsoptionen für den Einstieg in Rankings und bibliometrische Verfahren, die möglicherweise den eigenen Bedürfnissen anzupassen wären, zu skizzieren.
Anfallende Kosten für Anreise und Unterkunft können leider nicht übernommen werden. Verbindliche Anmeldungen werden bis zum 1. Oktober 2012 erbeten.