Stadt-Land-Beziehungen im 20. Jahrhundert

Stadt-Land-Beziehungen im 20. Jahrhundert

Veranstalter
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte / Universität des Saarlandes Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte; in Kooperation mit der Stiftung Westfälische Landschaft
Veranstaltungsort
Gut Havichhorst
Ort
Münster (Westf.)
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.10.2012 - 26.10.2012
Deadline
01.10.2012
Von
Studenten des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte

Mittlerweile wohnen weltweit zum ersten Mal in der Geschichte mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Gleichzeitig werden der „Untergang des Dorfes" (Gert Maak) und das „Verschwinden" der jahrhundertealten „Kulturdifferenz" zwischen Stadt und Land diagnostiziert- „technisch, kulturell, architektonisch" (Hermann Lübbe). Die Welt scheint zur Stadt geworden zu sein, das Dorf in den Agglomerationen aufzugehen.

Doch sind wir heute infolge der Agrar-, Verkehrs-, Kommunikationsund Lebensstilumbrüche seit den 1950er- und 60er-Jahren, der parallelen Suburbanisierung sowie im Zeichen von Globalisierung und Internet tatsächlich am Ende dörflich-ländlicher Gesellschaft angekommen? Gibt es nicht nach wie vor spezifisch „ländliche" Sozialstrukturen, Handlungsmuster, Selbst- und Fremdbilder? Hat nicht auch der Urbane Blick auf Land und Dorf als soziales „Gegenüber", als das „Andere", noch Bestand? Oder dominieren mittlerweile hybride Strukturen, Lebensstile und Identitäten?

Die regional wie international vergleichende Tagung wirft diese und weitere aktuelle Fragen auf und rückt sie gleichzeitig in eine historische Tiefendimension. In einem innovativen wechselseitigen Zugriff interessiert sie sich dafür, wie die Menschen auf dem Land und in der Stadt die Entgrenzung ihrer Lebenswelten erfahren, wahrgenommen und gestaltet haben. Der Blick vom Land/vom Dorf aus sowie die historisch-kulturellen Anpassungs- und Eigenleistungen der dortigen Akteurinnen und Akteure werden als gleichberechtigte Größen verstanden. Dies verspricht gleichzeitig neue Impulse für die Forschung zur Geschichte der Suburbansierung und des Urbanen Lebens in den Klein- und Mittelstädten jenseits der Metropolen.

Ziel der interdisziplinären Tagung ist es schließlich, den Dialog zwischen der mehr aktualitäts- bzw. anwendungsbezogenen (Geographie, Stadt- und Regionalplanung, Soziologie, Ethnologie etc.) und der geschichtlich orientierten Stadt-Land-Forschung zu intensivieren.

Programm


Donnerstag, 25.10.2012

8.00 Uhr Tagungsbüro und Anmeldung

9.00 Uhr Begrüßung und Einführung
(Bernd Walter/Franz-Werner Kersting, Münster)

1. Sektion
„Forschungsgeschichte/-konzepte"
(Moderation: Christine Hannemann, Stuttgart)

9.15 Uhr Franz-Werner Kersting (Münster)
Geschichte der Stadt-Land-Forschung. Vorüberlegungen am Beispiel der 1950er Jahre

10.05 Uhr Clemens Zimmermann (Saarbrücken)
„Suburbanisierung" und „Periurbanisierung". Zwei Konzepte der Stadt-Land-Beziehungen auf dem Prüfstand

10.55 Uhr Kaffeepause

11.15 Uhr Stephan Beetz (Mittweida)
Das 'Land' in der Landschaft der Wissenschaft

12.05 Uhr Mittagspause

2. Sektion
„Politische Planungen und ihre Folgen"
(Moderation: Karl Ditt, Münster)

13.20 Uhr Hans-Walter Schmuhl (Bielefeld)
Vor-Orte. Mentalitäten und Identitäten in eingemeindeten ländlichen Gebieten nach der kommunalen Gebietsreform der 1970er Jahre. Das Beispiel Bielefeld

14.10 Uhr Julia Rinser (München)
Nach der Gebietsreform. Die Entwicklung bayerischer Dörfer und Stadtteile seit den 1970er Jahren

15.00 Uhr Kaffeepause

3. Sektion
„Kulturelle Aufbrüche und soziale Bewegungen"
(Moderation: Brigitta Schmidt-Lauber, Wien)

15.20 Uhr Gunter Mahlerwein (Gimbsheim) Zwischen ländlicher Tradition und städtischer Jugendkultur? Musikalische Praxis in Dörfern 1950-1980

16.10 Uhr Julia Paulus (Münster)
„Eigensinn und Loyalität" - Protest- und Mobili-sierungskulturen in ländlichen Gesellschaften am Beispiel der politischen Emanzipationsbewegung von Frauen (1970-1990)

17.00 Uhr Benno Gammerl (Berlin)
Homosexualität jenseits der Metropolen? Lesbische und schwule Perspektiven auf das Verhältnis zwischen Stadt und Land in der Bundesrepublik (1960-1990)

17.50 Uhr Abendessen

19.00 Uhr Öffentliche Abendveranstaltung
(Moderation: Thomas Großbölting, Münster)

Grußwort (Heimo-Jürgen Döge, Münster)

Vortrag Gerhard Henkel (Duisburg-Essen)
Der ländliche Raum im Wandel von 1950 bis heute:
Merkmale, Leitbilder und Potenziale

20.10 Uhr Diskussion

20.40 Uhr Empfang

21.40 Uhr Ende der Veranstaltung

Freitag, 26.10.2012

4. Sektion
„Visuelle Repräsentationen"
(Moderation: Werner Freitag, Münster)

9.00 Uhr Katharina Stütz (Münster)
Die Kamera immer griffbereit. Stadt-Land-Wahr- nehmung durch das Auge des Amateurs. Deutschland und die Niederlande im Vergleich (1930-1980)

9.50 Uhr Kaffeepause

10.10 Uhr Matthias Frese (Münster)
Erlebnis und Erholung. Stadt und Land im Fokus der Tourismuswerbung 1950-1990/2000

11.00 Uhr Christoph Lorke (Münster)
„Nur die Landstraße ist gerecht." Visuelle Repräsentationen von „Armut" in Stadt und Land - Bundesrepublik und DDR der 1960er und 1970er Jahre im Vergleich

11.50 Uhr Mittagspause

5. Sektion
„Internationale Perspektiven"
(Moderation: Michael Prinz, Münster)

13.00 Uhr Ernst Langthaler/Ulrich Schwarz (St. Pölten/Wien) Vom Gegenpol zum Maßstab. Agrarmediendiskurs und bäuerliche Wirtschaftspraxis im Stadt-Land- Spannungsfeld am Beispiel Niederösterreichs 1945- 1980
Teil I: Agrarmediendiskurs (Ulrich Schwarz)
Teil II: Bäuerliche Wirtschaftspraxis (Ernst Langthaler)

14.40 Uhr Kaffeepause

15.00 Uhr Peter Moser (Bern)
Stadt-Land-Beziehungen in Irland und der Schweiz. Ein Vergleich

15.50 Uhr Schlusskommentar (Werner Freitag, Münster)

16.15 Uhr Ende der Tagung

Kontakt

Monika Kestermann

Karlstraße 33
48147 Münster

monika.kestermann@lwl.org

http://www.lwl.org/LWL/Kultur/WIR/Tagungen/Aktuelle_Tagungen/