Zwischen Moskau und Europa. Die europäischen kommunistischen Parteien 1945 bis heute / Entre Moscou et l’Europe. Les partis communistes européens de 1945 à aujourd’hui

Zwischen Moskau und Europa. Die europäischen kommunistischen Parteien 1945 bis heute / Entre Moscou et l’Europe. Les partis communistes européens de 1945 à aujourd’hui

Veranstalter
Nikolas Dörr, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam; Aurélie Denoyer, Centre Marc Bloch; Maximilian Graf,/ Karlo Ruzicic-Kessler, Österreichische Akademie der Wissenschaften; mit Unterstützung der Deutsch-Französischen Hochschule-Université franco-allemande
Veranstaltungsort
Centre Marc Bloch, Friedrichstrasse 191, 10117 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.06.2012 -
Deadline
15.06.2012
Von
Dörr, Nikolas

Die Erforschung der Beziehungen zwischen den kommunistischen Parteien Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat in den letzten Jahren einen veritablen Aufschwung genommen. Während die Beziehungen zwischen den Staatsparteien des sozialistischen Lagers im Kalten Krieg seit jeher beachtliches Interesse gefunden haben, rückt der Austausch zwischen west- und osteuropäischen KPs allerdings erst in jüngster Zeit zunehmend in den Fokus der Zeitgeschichtsforschung. Insbesondere zu den Kontakten in den 1970er und 1980er Jahren liegen kaum Forschungsarbeiten vor. Aber gerade dieser Zeitraum zeichnet sich durch markante Brüche zwischen west- und osteuropäischem Kommunismus auf der einen und massiven Differenzen innerhalb des westeuropäischen Kommunismus auf der anderen Seite aus, die Aufschluss über die Erosion und/oder Transformationen des europäischen Kommunismus in den 1990er Jahren geben.

Von einem monolithischen Block der kommunistischen Parteien Europas, den man in der direkten Nachkriegsphase mit der Gründung des Kominform 1947 und der uneingeschränkten Führungsposition der Kommunistischen Partei der Sowjetunion noch konstatieren konnte, war spätestens seit der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ 1968 keine Rede mehr. Die Folge waren verschiedene Wege europäischer kommunistischer Parteien, die sich vom „real existierenden Sozialismus“ in Mittelost- und Osteuropa über den jugoslawischen „Selbstverwaltungssozialismus“ hin zu den eurokommunistischen Ansätzen des Partito Comunista Italiano (PCI) und Partido Comunista de España (PCE) erstreckten.

Ein großes Desiderat der Forschung stellen weiterhin die Europaeinstellungen jener kommunistischen Parteien dar. Welche Vorstellungen und welche Bilder von Europa herrschten in ihnen vor? Seit den 1970er Jahren wurde die europäische Integration vor allem für die Kommunisten in Westeuropa zu einer enormen Herausforderung. Im Hinblick auf die ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament und der Einführung des Europäischen Währungssystems im Jahre 1979 nahmen Parteien wie der PCI eine proeuropäische Haltung ein, während beispielsweise die französischen und westdeutschen Kommunisten ihre ablehnende Position aufrechterhielten. So lassen sich an den Europavorstellungen der kommunistischen Parteien seit den 1970er Jahren Grundmuster feststellen, die sich bis in die Gegenwart erhalten haben: Beispielsweise gilt der Partito Democratico als größte Nachfolgepartei des PCI als dezidiert pro-europäisch, während die französischen Kommunisten mit ihrer Negativkampagne im Jahre 2005 maßgeblich zum Scheitern des Referendums über eine EU-Verfassung beitrugen.

In dem Workshop „Zwischen Moskau und Europa - Die europäischen kommunistischen Parteien 1945 bis heute/Entre Moscou et l’Europe - Les partis communistes européens de 1945 à aujourd’hui“ werden internationale Expertinnen und Experten in drei Panels diesen Themen nachgehen. Die Tagung wird vom Centre Marc Bloch, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam mit der Unterstützung der Deutsch-Französischen Hochschule veranstaltet und richtet sich vornehmlich an Doktoranden, Post-Docs und Wissenschaftler/innen aus den genannten Forschungsfeldern. Die Tagungssprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch.

Interessenten werden gebeten, sich bis zum 15. Juni 2012 per E-Mail an doerr@zzf-pdm.de für die Teilnahme am Workshop anzumelden. Teilnahmegebühren werden nicht erhoben.

Programm

08h30 – 09h00: Empfang der Teilnehmer / Accueil des participants

09h00 – 09h15: Begrüßung / Ouverture – Emmanuel Droit (Université de Rennes, CMB, ZZF)

09h15 – 10h45:
Panel I: Eurokommunismus als Herausforderung für Ost und West / L’eurocommunisme: un défi des deux côtés du rideau de fer

09h15 – 09h35: Aurélie Denoyer (Université Paris-Est Universität Potsdam / Centre Marc Bloch)
„L’Europe, le PCE et le SED (1968-1989)“

09h35 – 09h55: Dörr Nikolas (ZZF Potsdam/Universität Potsdam)
„Der Eurokommunismus als Herausforderung für die kommunistische Bewegung Europas am Beispiel der ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament 1979“

09h55 – 10h45: Kommentar von / commentaire d‘Ulrich Pfeil (Université de Lorraine, Metz) + Diskussion / Discussion

10h45 – 11h00: Pause

11h00 – 13h00:
Panel II: Im Spannungsfeld zwischen Ost und West / Entre Est et Ouest

11h00 – 11h20: Francesco Di Palma (Freie Universität Berlin)
„Die Dreiecksbeziehungen zwischen PCF, PCI und SED“

11h20 – 11h40: Karlo Ruzicic-Kessler (ÖAW, Wien)
„Der PCI, die Beziehungen zu Jugoslawien und die Hand Moskaus 1945-1954“

11h40 – 12h00: Maximilian Graf (ÖAW, Wien)
„Die KPÖ im Spannungsfeld zwischen Ost und West 1945-1989. Von Moskau über den ‚Austroeurokommunismus’ nach Ost-Berlin“

12h00 – 13h00: Kommentar von / Commentaire de Zoltan Maruzsa (Eötvös Lorand Universität, Budapest) + Diskussion / Discussion

13h00 – 14h00: Mittagspause / Déjeuner

14h00 – 16h00:
Panel III: Europa und der europäische Kommunismus / L'Europe et le communisme européen

14h00 – 14h45: Paulina Gulinska-Jurgiel (ZZF Potsdam)
„Europavorstellungen im Ostblock in den 1960er und 1970er Jahren“

14h45 – 15h15: Wolfgang Mueller (ÖAW, Wien)
„Osteuropa und die europäische Integration“

15h15 – 16h00: Abschlussdiskussion / Conclusion

16h00: Ende der öffentlichen Tagung / Fin de la manifestation officielle

Kontakt

Nikolas Dörr

Zentrum für Zeithistorische Forschung, Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam

doerr@zzf-pdm.de

http://www.zzf-pdm.de
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