Kulinarische „Heimat“ und „Fremde“. Migration und Ernährung in Europa im 19. und 20. Jahrhundert

Kulinarische „Heimat“ und „Fremde“. Migration und Ernährung in Europa im 19. und 20. Jahrhundert

Veranstalter
Institut für Geschichte des ländlichen Raumes (IGLR) und Niederösterreichisches Landesarchiv; in Kooperation mit dem Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS), Universität Osnabrück
Veranstaltungsort
Ort
St. Pölten
Land
Austria
Vom - Bis
24.05.2013 - 25.05.2013
Deadline
30.06.2012
Von
Ernst Langthaler

Konzeption: Dr. Lars Amenda (IMIS) und PD Dr. Ernst Langthaler (IGLR)

Ernährung und Migration zählen nicht zu den traditionsreichsten Themen der Geschichtswissenschaft; sie wurden erst in letzter Zeit im Zuge sozial- und kulturwissenschaftlicher Blickerweiterungen als relevante Forschungsfelder erschlossen. Die Ernährungsgeschichte hat an zahlreichen Fallbeispielen gezeigt, wie menschliche Nahrungsweisen und die ihnen zugeschriebenen Bedeutungen direkt mit Migrationen zusammenhängen. Die Migrationsgeschichte hat die Ernährung als ein wichtiges Interaktionsfeld zwischen Migrant/inn/en und Aufnahmegesellschaft ausgemacht. Kurz, Ernährung und Migration sind eng verflochtene Phänomene.

Die Tagung „Kulinarische ‚Heimat’ und ‚Fremde’“ widmet sich den vielseitigen historischen Bezügen zwischen Migration und Ernährung. Sie sucht die Perspektiven von Migrant/inn/en und „Einheimischen“ dabei gleichermaßen einzubeziehen.

1. Essen bildete im Migrationsprozess eine Form von "cultural baggage", die eine identitäts- und differenzstiftende Wirkung entfalten konnte. Ernährung führte den Migrant/inn/en nicht nur lebensnotwendige Nährstoffe zu, sondern diente auch als Zeichen des Eigenen und Fremden – gemäß dem Diktum "We Are What We Eat" (Donna C. Gabaccia). Im (nicht selten spielerischen) Umgang mit Essen als bedeutungstragendem Symbol verorteten sich verschiedene Generationen von Migrant/inn/en in einer kulinarischen „Heimat“, die wie alle kulturellen Phänomene zumeist sehr fluide war.

Mögliche Vortragsthemen:
- Migrant/inn/en und ihre Ernährungsmuster im Migrationsprozess und der weiteren Generationenfolge
- Ernährung als identitäts- und differenzstiftende Ressource von Migrant/inn/en
- Unternehmertum von Migrant/inn/en im Bereich von Nahrungsmittelhandel und Gastronomie

2. Die europäischen Ernährungskulturen nicht nur der Eliten, sondern auch der Bevölkerung insgesamt stehen seit dem 19. Jahrhundert vermehrt in großräumigen, internationalen bis globalen Austauschbeziehungen. Vor allem die westlichen Wohlstandsgesellschaften orientierten sich seit den 1950er Jahren an der „Verfeinerung“ des Essens (Michael Wildt); da eine zunehmende Zahl von Menschen im Urlaub ins Ausland fuhr, galt „internationale“ Küche vor allem in den Großstädten als modisch. Italienische, chinesische und andere Gastronom/inn/en profitierten von diesem Hunger nach Internationalität im Besonderen, Distinktion im Allgemeinen – und passten die Gerichte ihrer Herkunftsländer dem Geschmack der europäischen Kundschaft an.

Mögliche Vortragsthemen:
- Fremdheit und Exotik von "ethnic food" in Diskurs und Alltagspraxis
- Aneignung „ausländischer“ Ernährungspraktiken in europäischen Küchen (differenziert nach Klassen, Generationen, Geschlechtern, Regionen, Konfessionen usw.)
- Expert/inn/en und ihre Medien (z.B. Kochbücher) als Vermittler/innen kulinarischer (Neu-)Orientierungen

Wir laden Historiker/innen und Wissenschafter/innen benachbarter Disziplinen ein, ihre Forschungen über das Wechselverhältnis von Migration und Ernährung auf der Tagung vorzustellen. Dabei ist ein Bezug zu europäischen Gesellschaften im 19. und 20. Jahrhundert erwünscht. Die Veranstalter behalten sich eine weitere zeitliche und/oder räumliche Fokussierung vor. Die Tagungsbeiträge werden als Band 2013 des "Jahrbuchs für Geschichte des ländlichen Raumes" veröffentlicht. Die Reise- und Aufenthaltskosten der Vortragenden tragen die Veranstalter. Bitte schicken Sie ein Abstract Ihres geplanten Vortrages (max. 2500 Zeichen) samt eines kurzen wissenschaftlichen Lebenslaufes bis 30.6.2012 an Lars Amenda (lamenda@uni-osnabrueck.de) und Ernst Langthaler (ernst.langthaler@noel.gv.at).

Programm

Kontakt

Ernst Langthaler

Institut für Geschichte des ländlichen Raumes, Kulturbezirk 4
3109 St. Pölten/Österreich
+43-(0)2742-9005-12987
+43-(0)2742-9005-16275
ernst.langthaler@noel.gv.at

http://www.ruralhistory.at