Studium Generale: Intersex - Herausforderungen im gesellschaftlichen Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt und Ambiguität

Studium Generale: Intersex - Herausforderungen im gesellschaftlichen Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt und Ambiguität

Veranstalter
Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
Veranstaltungsort
Kupferbau, HS 23
Ort
Tübingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.05.2012 -
Website
Von
Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Universität Tübingen

Intersex – Herausforderungen im Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt und Ambiguität

Organisation:
Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn und Maria Beimborn M.A.,Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)
Prof Dr. Urban Wiesing, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin

Die klare Ordnung der Zweigeschlechtlichkeit wird sowohl von der Biomedizin, den Kultur- und Sozialwissenschaften als auch von Aktivistinnen
und Aktivisten aus feministischen, Intersexuellen und Queer-Verbänden kritisch hinterfragt. Geschlechtliche Binarität und
die Eindeutigkeit des Mann-oder-Frau-Seins werden in diesem Zug als weitgehend kulturelle Entwürfe und herrschaftliche soziale Prinzipien
offengelegt. Geschlecht wird als Kontinuum verhandelt, als eine komplexe Größe, die sich aus einer Vielzahl von Parametern ergibt.
In der Ringvorlesung soll der Umgang mit geschlechtlicher Uneindeutigkeit und Ambiguität mit besonderem Fokus auf Zwischengeschlechtlichkeit
thematisiert werden. Im Zentrum des Interesses stehen dabei die gesellschaftlichen Spannungen dieses umstrittenen
Feldes: So gibt es in weiten Teilen geteilte Kritik an gesellschaftlichen Zwängen der Geschlechternormierung; es gibt zunehmend Akzeptanz
für Selbstentwürfe zwischen den Geschlechtern oder des Sowohl-als-Auch; und gesellschaftliche Freiräume für Menschen, die sich zwischen
den Geschlechtern verorten, werden erfolgreich erkämpft. Gleichzeitig gibt es nach wie vor rechtliche und soziale Beschränkungen und
Benachteiligungen von Menschen, die sich uneindeutig oder zwischen den Geschlechtern positionieren. Geschlechterspezifische Erziehung
bleibt ein pädagogisches und mediales Phänomen, und die Diskussion um medizinisch „korrigierende“ Eingriffe an Menschen mit ambiguen
Geschlechtsmerkmalen ist nicht beendet. Geschlechtliche Eindeutigkeit wird weiterhin als Vorraussetzung für ein „gutes Leben“ und die Basis
einer „gesunden Identitätsentwicklung“ verhandelt. Die kritische Reflexion der binärgeschlechtlichen Ordnung und das veränderte
Verständnis von Geschlecht stellt nicht nur eine wissenschaftliche, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Der
Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt und Ambiguität – darunter auch die Praktiken der Normalisierung und die Schwierigkeiten, mit Ambiguität
umzugehen – sollen in der Veranstaltungsreihe aus verschiedenen Perspektiven thematisiert und ethisch reflektiert werden. Theoretische,
handlungspraktische und Betroffenen-Perspektiven sollen sich hierbei ergänzen. Die Notwendigkeit, medizin-, rechts- und sozialethische
Fragen der Zwischengeschlechtlichkeit bzw. der Ambiguität von Geschlecht zu diskutieren, zeigt auch die aktuelle Debatte im Deutschen
Ethikrat, die in der Ringvorlesung aufgegriffen werden soll.

Programm

08.05.2012 Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt, Abteilung für Sexualforschung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
Intersexualität kontrovers: aktuelle Fragen zu Identität, Geschlecht und Behandlung

15.05.2012 Dokumentarfilm und Diskussion mit Regisseurin Melanie Jilg
Die Katze wäre lieber ein Vogel

22.05.2012 Dr. phil. Diana Aurenque, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Tübingen
Inwiefern sollen Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung medizinisch korrigiert werden? Intersexualität zwischen
Pathologie und Konstruktion

05.06.2012 Lucie Veith, Vorsitzende von Intersexuelle Menschen e.V.
15 Jahre Selbsthilfe xy-frauen – der lange Marsch zum Menschenrecht

12.06.2012 Dr. jur. Angela Kolbe (In Kooperation mit der Queeren Hochschulgruppe)
Die rechtliche Stellung zweigeschlechtlicher Menschen

19.06.2012 Prof. Dr. Susanne Schröter, Institut für Ethnologie, Universität Frankfurt am Main
Konstruktionen von Intersexualität und geschlechtlicher Ambiguität in indigenen Gesellschaften

26.06.2012 Prof. Dr. Ingrid Hotz-Davies, Englisches Seminar, Universität Tübingen
Anders herum gesehen: Ursula Le Guins „The Left Hand of Darkness“ und die Normalisierung der Intersexualität

03.07.2012 Prof. Dr. Regine Gildemeister, Institut für Soziologie, Universität Tübingen
Entweder – Oder? Der Preis der Eindeutigkeit

Kontakt

Maria Beimborn

Wilhelmstrasse 19, 72074 Tübingen

maria.beimborn@izew.uni-tuebingen.de


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Deutsch
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