Die SS nach 1945. Narrative – Netzwerke – Gerichtsverfahren

Die SS nach 1945. Narrative – Netzwerke – Gerichtsverfahren

Veranstalter
Dr. Jan Erik Schulte, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V., Technische Universität Dresden; Prof. Dr. Michael Wildt, Lehrstuhl für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus, Humboldt-Universität zu Berlin
Veranstaltungsort
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden, Helmholtzstraße 6, 01069 Dresden
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.12.2012 - 08.12.2012
Deadline
01.06.2012
Website
Von
Jan Erik Schulte

Die Geschichte des Nationalsozialismus beschränkt sich längst nicht mehr nur auf die Zeit bis 1945. Spätestens seit die neue Täterforschung vor nunmehr fast zwei Jahrzehnten daran ging, sich biografisch und kollektivbiografisch eines weiteren Kreises von NS-Verantwortlichen anzunähern, gehört der Ausblick auf die Nachkriegszeit zum integralen Bestandteil dieses und anderer historischer Forschungsfelder. In jüngster Zeit nehmen in Studien, die die Zeiträume vor und nach 1945 betrachten, die Folgewirkungen einen zunehmend breiteren Raum ein. Zugleich entstehen vermehrt Arbeiten, die sich mit der Nachgeschichte sui generis beschäftigen. So werden beispielsweise die Nürnberger Nachfolgeverfahren nicht mehr nur als Quellensteinbruch begriffen, sondern in ihrer rechtshistorischen und erinnerungspolitischen Relevanz ausgelotet.

SS- und Polizeiangehörige stehen im Mittelpunkt der Untersuchungen der neuen Täterforschung. In den Gerichtsverfahren der Nachkriegszeit bildeten sie die größte und prominenteste Angeklagtengruppe. Netzwerke von ehemaligen SS-Mitgliedern oder Angehörigen der uniformierten und nicht uniformierten Polizei bestanden weit über das Jahr 1945 hinaus und formten in bestimmten gesellschaftlichen Bereichen wirkungsmächtige Lobbygruppen. Diese Thesen haben beispielsweise jüngere Untersuchungen zu den Medien oder zu den bundesrepublikanischen Sicherheitsapparaten bestätigt. Laufende Projekte werden vermutlich noch detailliertere Verbindungen aufzeigen. Jüngst erschienen ist auch eine organisations- und kulturgeschichtliche Arbeit zur Veteranenorganisation der Waffen-SS und zum Transfer von Praktiken aus der NS-Zeit in die bundesrepublikanische Gesellschaft. Hieran anknüpfend stellen sich Fragen nach der Ausbildung, Funktion und Konstanz von gesellschaftlich akzeptierten Nachkriegsnarrativen oder bildlichen Vorstellungen von der SS. Gerade im rechtsradikalen und neonazistischen Umfeld werden Embleme und Bezeichnungen aus dem Kontext der SS weiterhin als vergemeinschaftende Symbole verwandt.

Obwohl die SS zweifelsohne im Zentrum der nationalsozialistischen Herrschaft und ihrer Verbrechen stand und politische, biografische, visuelle und narrative Kontinuitäten auch über das Jahr 1945 hinaus bekannt sind und erforscht werden, wurden die verschiedenen Facetten der Nachgeschichte der SS bislang nicht zusammengefügt. Der geplante Workshop möchte daher jene Kolleginnen und Kollegen zusammenführen, die sich in jüngerer Zeit mit Fragen zur SS- und Polizeigeschichte nach 1945 auseinandergesetzt haben. Dabei richtet sich der Workshop insbesondere an diejenigen, die gegenwärtig entsprechende Studien vorbereiten und ihre Kenntnisse in einer auf den wissenschaftlichen Austausch hin angelegten Veranstaltung einbringen möchten.

Mögliche Themenschwerpunkte:
- Netzwerke/Lobbygruppen nach 1945
- Selbstverständigungsnarrative (Autobiografien von ehemaligen SS-Angehörigen)
- Medienberichterstattung/gesellschaftliche Narrative
- Gerichtsverfahren (Ost- und Westdeutschland; alliierte Prozesse)
- Gerichtsverfahren und das öffentliche Bild von SS und Polizei (Ost- und Westdeutschland; alliierte Prozesse)
- Visual History
- SS und Polizei in der wissenschaftlichen, populärwissenschaftlichen und fiktionalen Literatur
- Rechtsradikalismus/Neonazismus und SS-Traditionen
- Umgang mit der SS-Vergangenheit von Institutionen oder Vereinen
- Erinnerungskultur

Der Workshop findet vom 6. bis 8. Dezember 2012 in den Räumen des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden statt. Die Referate sollen einen Umfang von 20 min. nicht überschreiten, damit dem Charakter des Workshops gemäß genug Zeit für Diskussionen bleibt.

Übernachtungs- und Fahrtkosten für die Referentinnen und Referenten werden übernommen.

Interessierte werden eingeladen, ein Exposé (max. 3000 Zeichen) und einen kurzen Überblick über ihren wissenschaftlichen Werdegang bis zum 1. Juni 2012 in elektronischer Form an folgende Adresse zu senden: jan.schulte@mailbox.tu-dresden.de

Programm

Kontakt

Dr. Jan Erik Schulte

Hannah-Arendt-Institut, Helmholtzstraße 6, 01069 Dresden

jan.schulte@mailbox.tu-dresden.de


Redaktion
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