Die Ringvorlesung greift die aktuelle queer-feministische Diskussion um politische Affekte auf. Wie Affect Studies und Emotionsgeschichte zeigen, sind Affekte nicht einfach der authentische Ausdruck des Subjekts. Vielmehr sind Gefühle wie "Liebe" oder "Enttäuschung", "Stolz" oder "Scham", "Freude" oder "Verzweiflung" immer auch politisch bzw. gesellschaftlich bedingt, geprägt u.a. durch Wissenskulturen, asymmetrische Geschlechterverhältnisse, Heteronormativität, Rassismen, kapitalistische Arbeits- und Lebensverhältnisse, Gesundheits- und Altersnormen. Sind Affekte jedoch auf normative Vorgaben reduzierbar oder bergen sie ein transformatives Potential? Inwiefern sind Affekte politisch mobilisierbar – zur Stabilisierung gesellschaftlicher Verhältnisse oder für deren Veränderung? Auf theoretischer Ebene wirft dies die Frage auf, wie der Begriff "Affekt" konzeptualisiert werden kann. Ist er einfach synonym mit "Gefühl" und "Emotion" oder gibt es Gründe, ihn dagegen abzugrenzen?
Dieses Spannungsfeld der politischen Bedingtheit und des politischen Potentials von Affekten loten die Referent_Innen aus unterschiedlichen gender- und queer-theoretischen Perspektiven aus. Sie fragen nach der Rolle von Visualisierungsstrategien in Kunst und Film, diskutieren historische und kulturwissenschaftliche Zugänge sowie psychoanalytische und philosophische Ansätze zum Thema der politischen Affekte.