Hier und dort: Ressourcen und Verwundbarkeiten in der multilokalen Lebenswelt / Ici et là: Ressources et vulnérabilités de la vie multilocale

Hier und dort: Ressourcen und Verwundbarkeiten in der multilokalen Lebenswelt / Ici et là: Ressources et vulnérabilités de la vie multilocale

Veranstalter
Pascal Maeder, Historisches Seminar; Cédric Duchêne-Lacroix, Soziologisches Institut
Veranstaltungsort
Universität Basel
Ort
Basel
Land
Switzerland
Vom - Bis
17.05.2012 - 19.05.2012
Website
Von
Pascal Maeder

Multilokale Lebensformen gewinnen zusehends an Bedeutung: transnationale MigrantInnen, WochenaufenthalterInnen, Scheidungskinder, die über zwei Heime verfügen, ZweitwohnbesitzerInnen oder auch getrennt lebende Lebensgemeinschaften, sie alle leben und/oder arbeiten über kurz oder lang an verschiedenen Orten. Zwischen Mobilität, Umzug und Sesshaftigkeit situiert, liegen dem multilokalen Leben komplexe familiale, berufliche, staatsbürgerliche oder freizeitliche Motive zugrunde. Dass diese Erscheinung nicht neu und vielfältig ist, zeigen einige Beispiele: Seeleute, Hausierende, Verding- und Schwabenkinder, Kaufleute, Söldner, transhumante Hirten, Saisonarbeiter, wandernde Handwerksgesellen oder wohlhabende Adelige und Bürger mit unterschiedlichen Sommer- und Winterresidenzen. Über die Epochen hinweg und angesichts neuer Technologien hat sich diese Erscheinung indes verändert und schliesst heute ein sich ausweitender Personenkreis ein.

Das multilokale Leben hebt bestimmte Kompetenzen und Ressourcen hervor. Wissen und im Stande sein, mobil zu sein, das Handhaben von hier und dort sowie der durch dir räumliche Bewegung multiplizierte Zugang zu Ressourcen sind Teil dieser Multilokalität. Das multilokale Leben potenziert Handlungs- und Widerstandsoptionen gegenüber lokalen politischen, sozialen oder familialen Entwicklungen, allerdings nicht ohne Kehrseiten. Die Entfernung zur Familie und zum Hauptlebensmittelpunkt oder die Abhängigkeit zu Transport- und Kommunikationsmitteln sowie von den Risiken der Arbeitsmärkte machen Menschen verwundbar und führen möglicherweise zu deren Desozialisierung, sozialen Ausgrenzung und Deklassierung wie auch zur physischen und psychischen Erschöpfung.

Obschon das multilokale Leben in der neuesten Geschichte und Gegenwart an Bedeutung gewonnen hat und in seiner Vielfalt weite Teile der Bevölkerung tangiert, und die Forschung einzelne Aspekte der internationalen Migrationen aufgegriffen und teils untersucht hat, fehlt es an sozialwissenschaftlichen und historischen Untersuchungen, die diese Art und Weise zu leben, deren Ressourcen und Verwundbarkeiten, zum zentralen Thema machen. Ziel des Workshops ist es deshalb, Licht auf dieses Untersuchungsfeld zu werfen.

Die Vorträge werden in deutscher und französischer Sprache gehalten. Studierende, Doktorierende, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie Interessierte sind herzlich eingeladen.

Programm

Do. 17.05
Institut für Soziologie, Hörsaal
19.00 – 21.00

Keynote Speech
Anna Lipphardt, Albrecht-Ludwigs-Universität Freiburg: Cultures of Mobility in Europe: Past and Present Trajectories of Travelling Communities

Fr. 18.05
Historisches Seminar, Raum 1

09.00 – 10.00
Begrüssung und Impulsreferat von Cédric Duchêne-Lacroix zur multilokalen Lebenswelt

10.00 – 12.00
Panel 1: Biographies / Biographien
Moderation: Susann Baller, Universität Basel

Melanie Hühn, Europa-Universität Viadrina Frankfurt a.O.: Multilokale Ruhesitzwanderer: Motivationen und Strategien deutscher Senioren in Spanien im Spannungsverhältnis von Individualität und Kollektivität

Rosa María Brandhorst, Georg-August-Universität Göttingen: Multilokalität in der Lebens- und Familiengeschichte: Transnationale Familien zwischen Kuba und Deutschland im Kontext des gesellschaftlichen Transformationsprozesses

Claire Boulanger, Universités de Poitiers et de Liège: Maliens de France actifs dans la santé au Mali, contraintes et ressources mobilisées

Gabriel Garrote, Université Lumière Lyon II: La multilocalité : critère distinctif de la notabilité et signe de sa diversité. L'exemple des notables rhodaniens dans le premier tiers du 19e siècle

12.00 – 14.00
Lunch Buffet

14.00 – 16.00
Panel 2: Spatialité / Räumlichkeit
Moderation: Nicola Hilti, ETH-Zürich/Cédric Duchêne-Lacroix, Universität Basel

Christian Wille, Université de Luxembourg: Räumen der Grenze. Persistenz und Informalität als Strukturmerkmale

Charlotte Guénard, Université Paris I: Mobilités en milieu rural sénégalais: capital social et multilocalisation des ménages

Annemarie Matthies, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Subjektlokalisierungen im transnationalen Migrationskontext – Rumänische ArbeitsmigrantInnen im hier und dort

Gwenn Pulliat, Université Paris Ouest: Etre ici pour vivre mieux là-bas : Stratégies économiques et vulnérabilité alimentaire des migrants à Hanoi

16.30 – 18.30
Panel 3: Concepts / Konzepte

Moderation: Tobias Schlechtriemen, Universität Freiburg/Cédric Duchêne-Lacroix, Universität Basel

Aurélien Gentil, Université Lumière Lyon II: Trajectoires et processus de socialisation des salariés mobiles du tourisme, trois manières d’habiter l’espace-temps saisonnier : l’Ambulant, l’Habitué et le Local

Matthias Jung, Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg: Ein Modell von Sesshaftigkeit als Grundlage einer Rekonstruktion der Implikationen von Multilokalität

Robert Nadler, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig: Transnational und multilokal. Über die Rahmenbedingungen von grenzüberschreitender Mehrfachverortung bei kreativen Wissenschafter_innen

19.00
Abendessen

Sa. 19.05
Institut für Soziologie, Hörsaal

9.00 – 11.00
Panel 4: Temps / Zeiten
Moderation: Beat Stüdeli, Universität Basel

Knut Petzold und Mathias Rödel, Universität Siegen: Hier und dort, damals und heute: Multilokale Lebensformen in Altertum, Mittelarter und Spätmoderne

Christiane Berth, Universität St. Gallen: Multilokal über Generationen? Deutsche Kaffeekaufleute in Zentralamerika, 1870-1970

Ferenc Cseresnyés, Universität Pécs: Anpassungstechniken der Ungarnflüchtlinge von 1956 zwischen Totalitarismus und Demokratie

11.00 – 13.00
Bilan /Bilanz
Schlussdiskussion

Kontakt

Pascal Maeder

Hirschgässlein 21, CH-4051 Basel

pascal.maeder@unibas.ch


Redaktion
Veröffentlicht am
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Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung