Krise des Grosswohnungsbaus in den 1970er-Jahren

Krise des Grosswohnungsbaus in den 1970er-Jahren

Veranstalter
Philip Ursprung / Fabian Furter / Anne Kockelkorn / Patrick Schoeck-Ritschard, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich
Veranstaltungsort
ETH Zürich
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Vom - Bis
11.10.2012 - 12.10.2012
Deadline
01.06.2012
Website
Von
Anne Kockelkorn

Der moderne Grosswohnbau ist seit seiner Erfindung im 19. Jahrhundert eine gefeierte und umstrittene Projektionsfläche unterschiedlicher Wohn- und Lebensvorstellungen, deren Konjunktur eng von den strukturellen Entwicklungen in Ökonomie und Stadtpolitik abhängt. Unter dieser Prämisse untersuchen wir in dem Symposium zur Krise des Grosswohnbaus die Ursachen und Folgen des Wertewandels, der in Westeuropa vor und nach der Wirtschaftskrise von 1973 stattfand, und fragen nach deren Einfluss auf Wohnungsbau, Städtebau und Architekturdebatte.

Im Laufe der 1970er-Jahre vollzieht sich jene Wende, in der Architektur und Städtebau als Disziplinen auseinanderdriften und der Glaube an die Utopien der Moderne ad acta gelegt wird. In diesem Zeitraum ändern sich auch die ästhetische und mediale Rezeption der Grosswohnungsbauten drastisch, genauso wie die Zielsetzungen der beteiligten Akteure (Architekten, Wohnbauproduzenten, Staat etc.): Einerseits verlieren die Grosssiedlungen ihre ökonomischen Grundlagen und ihre staatliche Unterstützung, andererseits geraten ihre Lebenswelten ins Kreuzfeuer der gesellschaftlichen Kritik.

Ziel des Symposium ist es, die Frage zu diskutieren, wie sich die Strukturen des gesellschaftlichen Bedarfs an Wohnraum zu Beginn der 1970er-Jahre neu organisieren und wie dieser Strukturwandel im Architekturdiskurs thematisiert wurde. Es gilt, die Debatten um die Wohnungsfrage im Architekturdiskurs im Kontext der gesamtgesellschaftliche Entwicklung (zunehmende Individualisierung und Flexibilisierung) neu zu betrachten, und vor dem Hintergrund des Wechsels vom Fordismus zum Postfordismus auch aus wirtschaftshistorischer Sicht zu hinterfragen.

Call for Papers
Für das Symposium am 11.-12. Oktober an der ETH Zürich suchen wir Beiträge zu folgenden Themen:

1) Beiträge, die die politischen, sozialen und städtebaulich-architektonischen Umstände untersuchen, die den Bau von Grosssiedlungsprojekten gegen Ende der Boomjahre und nach der Wirtschaftskrise von 1973 ermöglichten bzw. verhinderten, die nach Motivation und Strategien der involvierten Akteure fragen und die anhand ausgewählter Fallbeispiele den Strukturwandel von Bauindustrie und Bodenökonomie in den 1970er-Jahren darstellen.

2) Beiträge, die die institutionelle Architekturdebatte der 1970er-Jahre sowohl im Hinblick auf die Konjunktur der Wohnungsfrage kritisch hinterfragen, als auch in Bezug zu den sozialpolitischen und ökonomischen Entwicklung dieses „depressivsten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts“ setzen (Tony Judt).

3) Beiträge, die die medialen Rezeption des Grosswohnbau als gesellschaftliche Projektionsfläche der 1970er-Jahren untersuchen.

Transdisziplinär angelegte Papers sind ausdrücklich erwünscht, da sich das breite Spektrum zur Krise des Grosswohnungsbaus nicht allein aus der Perspektive einer einzelnen Disziplin erschliessen lässt (u.a. zwischen Wirtschaftsgeschichte, Wohnungsbaugeschichte, Architekturtheorie und Kulturwissenschaft). Ebenso begrüssen wir Beiträge, die zwischen den drei skizzierten Themenfeldern des Symposiums Verbindungslinien ziehen.

Geographischer Fokus sind die deutsch- und französischsprachigen Länder Europas, was aber andere Fallbeispiele nicht ausschliesst. Die Veranstaltung findet zweisprachig statt (Deutsch und Französisch) und unterstützt so den Wissenstransfer zu einer Historisierung und Neubewertung des Grosswohnungsbaus über die Sprachgrenzen hinweg.

Abstracts von maximal 500 Wörtern bitte bis zum 1. Juni 2012 an anne.kockelkorn@gta.arch.ethz.ch schicken. Teilnehmer erhalten bis zur dritten Juniwoche 2012 Bescheid.

Die ausgearbeiteten Konferenzbeiträge sollten 3000 Wörter nicht überschreiten. Abgabe ist der 21. September 2012, so dass die Beiträge den anderen Sprechern als interne Diskussionsgrundlage zur Verfügung gestellt werden können.

Programm

Kontakt

Anne Kockelkorn
ETH Zürich
koanne@ethz.ch