Rechtsstaatliche Demokratie und Erbschaft des Nationalsozialismus in der frühen Bundesrepublik

Rechtsstaatliche Demokratie und Erbschaft des Nationalsozialismus in der frühen Bundesrepublik

Veranstalter
Institut für Politische Wissenschaft, Leibniz Universität Hannover; Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.; Redaktion Kritische Justiz
Veranstaltungsort
Leibnizhaus
Ort
Hannover
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.04.2012 - 22.04.2012
Deadline
15.04.2012
Website
Von
Stephan A. Glienke

Das Symposium „Rechtsstaatliche Demokratie und Erbschaft des Nationalsozialismus in der frühen Bundesrepublik“ widmet sich den drei für die bundesdeutsche Nachkriegsentwicklung besonders bedeutenden Bereichen Medien und Öffentlichkeit, juristische Strafverfolgung und Justiz sowie den Kontinuitäten und Diskontinuitäten von Denkmustern. Die Veranstaltung wird zum 70. Gebutstag von Prof. Dr. Joachim Perels im Leibnizhaus Hannover von der Leibniz Universität Hannover, dem Institut für Politische Wissenschaft, Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. und der Redaktion Kritische Justiz ausgerichtet.

Seit Gründung der Bundesrepublik ist die Abgrenzung vom Nationalsozialismus Teil des offiziellen politischen Selbstverständnisses. Nicht zuletzt ist das Grundgesetz als Antithese zur Herschaftspraxis des NS-Staates formuliert und ist damit sowohl Ausdruck des vollzogenen Bruches mit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, als auch normative Leitschnur für die Entwicklung der zweiten deutschen Demokratie.

Doch obschon sich die nach 1945 unter maßgeblicher Führung der Alliierten Besatzungsmächte institutionalisierte Demokratie mittlerweile als eine von der deutlichen Mehrheit der Bürger anerkannte Ordnung etabliert hat, zeigen die Ergebnisse der jüngeren NS-Forschung im Hinblick auf die Ausgangssituation von Staat und Gesellschaft in der Gründungsphase der Bundesrepublik, dass die politische, ideologische und mentale Verwurzelung des Nationalsozialismus in der deutschen Gesellschaft sehr viel tiefgreifender war, als lange angenommen. In den Bereichen Politik, Kultur, Wissenschaft und Justiz zeigen sich bemerkenswerte Nachwirkungen des Nationalsozialismus. Gerade im Hinblick auf die justizielle Auseinandersetzung mit dem NS-Staat zeigt die Forschung Verzögerungen der Aneignung des demokratischen Rechtsstaates auf. Zugleich zeigt sich gerade in den frühen Jahren in der breiten bundesdeutschen Öffentlichkeit und in den Medien eine deutliche Abwehr bzw. ein beschweigen und Ausblenden bestimmter Aspekte der NS-Vergangenheit, das erst ab Ende der 1950er und insbesondere im Laufe der 1960er Jahre zunehmend aufgebrochen wird. Hierbei kommt der Berichterstattung über die NS-Prozesse, vorallem aber der aktiven Aneignung der Demokratie und der bewußten Abkehr von überkommenen gesellschaftlichen Strukturen und Denkmustern durch die nachwachsende Generation eine besondere Bedeutung zu. Oft wurde diese Entwicklung von Zurückgekehrten Emigranten, die in den 1950er Jahren noch weitgehend unbeachtete kritische Minderheitenpositionen vertreten hatten nachhaltig beeinflusst.

Programm

Samstag, 21. April 2012
Ort: Leibnizhaus, Holzmarkt 4-6, 30159 Hannover

Grußworte
10.00
Prof. Dr.-Ing. Erich Barke, Präsident der Leibniz Universität Hannover

Prof. Dr. Heiko Geiling, Geschäftsführender Leiter des Instituts für Politische Wissenschaft der Leibniz Universität Hannover

Prof. Dr. Eva Kocher, Institut für Öffentliches Recht, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Geschäftsführerin der „Kritischen Justiz“

Wilfried Wiedemann, Sprecher der Regionalen Arbeitsgruppe Hannover „Gegen Vergessen Für Demokratie“ e.V.

Laudatio
10.30
Prof. Dr. Hans-Peter Schneider, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Instituts für Föderalismusforschung

Einleitung
11.00 Dr. Claudia Fröhlich, Sonja Begalke, M.A.
Zeitgeschichte und Aufarbeitung der NS-Vergangenheit

11.45-12.00 Pause

Medien und Öffentlichkeit
12.00-12.45 Dipl.soz.Wiss. Simone Schad-Smith
Die Berichterstattung der „Neuen Zeitung“ und der „ZEIT“ über die Nürnberger Nachfolgeprozesse

12.45-13.45 Pause

13.45-14.30 Dr. Klaus Wallbaum
Der frühe „Spiegel“ und die NS-Vergangenheit

14.30-15.15 Prof. Dr. Joachim Perels
Die Rede Karl Barths zum Volkstrauertag von 1954 und die öffentlichen Reaktionen

15.15-15.45 Pause

15.45-16.30 Sonja Begalke, M.A.
1954: Gewinn der Fußball- Weltmeisterschaft und Amnestie von NS-Tötungsdelikten

Strafverfolgung von NS-Verbrechen
16.30-17.15 Dr. Claudia Fröhlich
Widerstandsrecht und Widerstandspflicht als Verfassungsnorm? Kontroverse Rechtsauffassungen nach 1945

17.15-18.00 Dr. Ulrike Homann
Gesetzliches Unrecht – Die Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes für die Britische Zone

18.00-18.30 Pause

18.30-19.15 Dr. Axel von der Ohe
Das Bild des Bundesgerichtshofs von der NS-Herrschaft

19.15-20.00 PD Dr. Irmtrud Wojak
Die Minderheitsposition Fritz Bauers in der Justiz

Im Anschluss: abendlicher Empfang

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Sonntag, 22. April 2012

10.00-10.45 Dr. Kerstin Freudiger-Utke
Das Landgericht München I und die Exkulpation von NS-Tätern

10.45-11.30 Dr. Stephan Alexander Glienke
Negation des Legalitätsprinzips im Blick auf die Straftaten des Reichssicherheitshauptamts

Kontinuitäten Und Diskontinuitäten von Denkmustern
11.30-12.15 Oliver Freise, M.A.
Die Haltung von Bundeskanzler Konrad Adenauer zu den NS-Verbrechen

12.15-13.00 Pause

13.00-13.45 Dirk Schmaler, M.A.
Theodor Heuss und die NS-Vergangenheit

13.45-14.30 Dr. Christopher R.Tenfelde
Der Düsseldorfer Prozess gegen das westdeutsche Friedenskomitee. Kategorien für die strafrechtliche Verfolgung von Kommunisten

14.30-15.00 Pause

15.00-15.45 Dr. Jens Gundlach
Otto Dibelius und die Aufarbeitung des Nationalsozialismus

15.45-16.30 Prof. Dr. Kathrin Braun, Dr. Svea L. Hermann
Die Weitergeltung des Sterilisierungsgesetzes von 1934

Abschlussvortrag
16.30-17.15 Dr. Susanne Benzler
Der Bezugspunkt der Erinnerung ist die Gegenwart. Historisch-politische Bildung heute

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Tagungsleitung und Organisation
Sonja Begalke, M.A.
Dr. Claudia Fröhlich
Dr. Stephan A. Glienke

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Teilnahme und Anmeldefrist
Die Teilnahme ist kostenfrei. Nähere Informationen auch zu Übernachtungsmöglichkeiten können bei der Tagungsleitung angefragt werden.

Da die Teilnehmerzahl aufgrund der Räumlichkeiten begrenzt ist, wird um Anmeldung bis zum 15. April 2012 gebeten.

Anmeldungen richten Sie bitte an:
sonja.begalke[at]yahoo.de

Kontakt

Stephan Glienke

Institut für Politische Wissenschaft, Gottfried-Wilhelm-Leibniz Universität Hannover
Schneiderberg 50, 30167 Hannover

stephan.glienke[at]gmx.de


Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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