Die Abteilung Bildung und Forschung des Beauftragten für die Stasi-Unterlagen der ehemaligen DDR (BStU) lädt auch in diesem Winter zu einem semesterbegleitenden Kolloquium in ihrer Bibliothek ein. In den Vorträgen wechseln sich Wissenschaftler der BStU mit externen Forschern ab, die jeweils ihre laufenden Forschungsprojekte vorstellen und mit den Zuhörern diskutieren. Im Mittelpunkt dieser Werkstattberichte steht selbstverständlich die Staatssicherheit der DDR und ihre Arbeit, das Kolloquium ist aber auch offen für andere Themen. Das konkrete Programm entnehmen Sie bitte dem Semesterprogramm. Die Veranstaltung steht für alle Interessenten offen - eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Vortrag von Herrn Dr. Christian Halbrock (Mitarbeiter der Abteilung Bildung und Forschung der Behörde Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen):
Welche Formen der Verweigerung und des Aufbegehrens, welche widerständigen Verhaltensweisen und bislang unbekannten Widerstandshandlungen gab es im Bezirk Rostock bis 1989? So lautete eine der Fragestellungen des unmittelbar vor dem Abschluss stehenden Projektes „Widerstand im Alltag – Alltag des Widerstandes“ der Abteilung Bildung und Forschung der BStU.
Ein Ziel des Projektes lag zunächst darin, die Geschichte von politischer Gegnerschaft, Widerspruch, Widerstand und Opposition in seiner historischen Breite beispielhaft an einer bislang in der Forschung unterrepräsentierten Region darzustellen. Gesucht wurde ein abgrenzbares, überschaubares und zugleich doch in sich differenziertes Untersuchungsgebiet: Die Wahl fiel dabei auf den „Küstenbezirk“ Rostock, der in vielen Fragen Durchschnittswerte aufweist, in der Forschung – v.a. im Vergleich zu den Zentren Berlin, Leipzig, Jena, Dresden oder Erfurt – jedoch zu den weniger berücksichtigten Untersuchungsgebieten zählt.
Nach dem Widerstand im Alltag und dem Alltag des Widerstandes zu fragen, hieß aber auch, danach zu fragen, wie es jenen erging, die ihren Widerspruch einlegten und Widerstand gegen das SED-System leisteten oder sich darüber hinaus oppositionell betätigten. Was trieb sie in ihrem Handeln an, wo stießen sie an ihre Grenzen, welche Verunsicherungen gab es, wo kam es zur Distanzierung oder wo erfuhren sie Solidarität? Diese Frage beinhaltet mehr, als nur die verschiedensten Formen der administrativen und strafrechtlichen Sanktionierung politisch abweichenden Verhaltens.