Deutsches Kino und Kalter Krieg

Deutsches Kino und Kalter Krieg

Veranstalter
Université de Lorraine, Metz (CEGIL)
Veranstaltungsort
UFR Lettres et Langues
Ort
Metz
Land
France
Vom - Bis
04.10.2012 - 05.10.2012
Deadline
06.03.2012
Website
Von
Ulrich Pfeil

Bereits in der Zwischenkriegszeit wurde die Rolle des Kinos als politische Waffe ganz besonders deutlich. Vor allem das post-revolutionäre Russland und NS-Deutschland formten es zu einem ideologischen Werkzeug um. Schon 1917 erkannte Lenin die Bedeutung der bewegten Bilder des Films für seine Politik und bezeichnete ihn als „wichtigste aller Künste“. Ab 1923 äußerte sich Stalin ähnlich. Und im „Dritten Reich“ erhob Propagandaminister Joseph Goebbels gar Anspruch auf den Titel „Schirmherr des deutschen Films“. Während der Film für die Massen zunächst und bis heute vor allem der Unterhaltung und dem Vergnügen diente, erkannten die politischen Führer der verschiedensten Diktaturen schnell die immense Bedeutung, die die Filmkunst für ihre jeweilige Politik haben kann und nutzten sie für ihre Zwecke.

Es ist also nur natürlich, dass der Kalte Krieg, der ja vor allem ein ideologischer Krieg zwischen zwei verfeindeten Blöcken war, diese besondere Bedeutung des Kinos in der Auseinandersetzung noch verstärkte. Als die Welt sich in den 1940er-Jahren in zwei Blöcke spaltete, wurde das Kino so zu einem ihrer Symbole und strategisch von großer Bedeutung für beide Seiten. So kann es in dreierlei Hinsicht als Vektor für die Beziehungen zwischen den Blöcken betrachtet werden: indem es ideologisch auf die kollektive Vorstellungswelt einwirkte, als Indikator der technologischen und industriellen Macht eines Landes und damit seiner Modernität sowie als wirtschaftlicher Faktor.

In dieser Tagung möchten wir die zahlreichen Aspekte dieses ideologischen Zusammenstoßes untersuchen, den das Kino so gleichzeitig spiegelte und hervorbrachte, sowie deren Resonanz, die bis heute – mehr als zwanzig Jahre nach dem Fall des wichtigsten Symbols des Kalten Krieges, der Berliner Mauer – nachwirkt. Wir möchten in die Diskussion dabei auch die multipolare Perspektive der aktuellen Cold-War-Studies einbeziehen. In diesem Zusammenhang ist uns sehr an einer internationalen und interdisziplinären Perspektive unserer gemeinsamen Überlegungen gelegen. Neben Beiträgen zum deutschen Kino aus West und Ost ermutigen wir daher vor allem vergleichende Analysen zwischen dem deutschem Kino und dem Film anderer in den Kalten Krieg verwickelter Nationen.

Unsere Diskussionen um das Kino des Kalten Krieges sollen grundsätzlich mit Blick auf die „wechselseitigen Einflussnahmen“ aller sozialen Faktoren geführt werden. Dabei stehen zunächst zwei zentrale Fragen im Mittelpunkt: (1) Welche Konsequenzen hat die politische, ideologische und militärische Ausrichtung des Staates im Allgemeinen und des Kinos im Besonderen auf die betreffende Gesellschaft? (2) In welchem Maße beeinflussen ihrerseits soziale Faktoren wie Kultur, Mentalität, Selbstbild und Fremdbild die „große Politik“? Ergänzt werden diese Fragestellungen durch eine dritte, die im Zusammenhang der von Christoph Kleßmann beschriebenen „asymmetrischen Verknüpfung“ der deutsch-deutschen Verflechtungsgeschichte steht: (3) In welchem Umfang beeinflussen die Kino-Produktionen der einen Seite die Produktionen des anderen Deutschlands jenseits des Eisernen Vorhangs? Ein vierter Aspekt unserer Überlegungen soll sich der Frage nach der besonderen Stellung Deutschlands als „Frontstaat“ auf der Grenze zwischen beiden Blöcken des Kalten Krieges widmen: (4) Inwiefern wird im Film beider Seiten Deutschland als Frontstaat und als Spielball der unterschiedlichen ideologischen Interessen thematisiert und mit welchen Mitteln konnte diese besondere Stellung dargestellt werden? Um die kulturelle Bedeutung des Kinos im Kalten Krieg, seine Formen und Funktionen, seinen Inhalt und seine Rezeption im historischen Kontext so gut wie möglich zu erfassen, sollen diese vier Fragen uns als Leitfaden für unsere Diskussionen dienen.

Die Einladung zu unserem Kolloquium richtet sich explizit zugleich an erfahrene und junge Forscher aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Beiträge können in deutscher oder französischer Sprache verfasst werden, sollten 25-30 Minuten Redezeit nicht überschreiten und Anlass zu einer anschließenden Diskussion bieten. Der thematische Ablauf des Kolloquiums wird entsprechend der eingegangen Beiträge festgelegt. Eine Aufteilung in verschiedene Sektionen wird im Vorhinein nicht vorgenommen.
Die Veröffentlichung der Beiträge ist für 2013 geplant. Die Kosten für Reise und Unterkunft werden je nach Höhe der eingeworbenen Drittmittel zurückerstattet.

Bitte senden Sie bis zum 6. März 2012 ein Exposé Ihres Beitrages (2500 Zeichen) unter Angabe des Titels und der benutzten Quellen sowie einen Lebenslauf an Christin Niemeyer (christinniemeyer@hotmail.fr).

Programm

Kontakt

christinniemeyer@hotmail.fr


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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
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