Ökonomische Verflechtungen Ostmitteleuropas und die Position des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe in der Weltwirtschaft (1949-1991)

Ökonomische Verflechtungen Ostmitteleuropas und die Position des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe in der Weltwirtschaft (1949-1991)

Veranstalter
Projektgruppe „Ostmitteleuropa Transnational“ des GWZO Leipzig; Fachkommission Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im J.G. Herder-Forschungsrat
Veranstaltungsort
Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO), Universität Leipzig, Speck’s Hof (Eingang A), Reichstr. 4-6, D- 04109 Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.11.2012 - 16.11.2012
Deadline
15.03.2012
Von
Müller, Uwe

- see English version below –

Die Einbeziehung weiter Teile Ostmitteleuropas in den sowjetischen Machtbereich als Folge des Zweiten Weltkrieges zog tief greifende Veränderungen der ökonomischen Beziehungen sowohl zwischen den ostmitteleuropäischen Ländern als auch mit anderen Teilen der Welt nach sich. Der 1949 gegründete Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW, Comecon/CMEA) markierte für vier Dekaden den wirtschaftsgeographischen Handlungsraum der sozialistischen Staaten. Seit seiner Auflösung vor gut 20 Jahren ist der RGW verschiedentlich zum Gegenstand wirtschaftshistorischer Forschungen geworden. Die Historisierbarkeit des Forschungsgegenstandes RGW und die fortschreitende Erschließung neuer Quellen brachten neue Perspektiven und Fragestellungen hervor. So ist zu beachten, dass sich der RGW – trotz des letztlich gescheiterten Versuchs supranationaler Koordination von nationalen Planwirtschaften – nicht auf eine Freihandelszone reduzierte, sondern in vielen Bereichen von Wirtschaft und Infrastruktur gemeinsame Projekte initiierte und koordinierte. Auch die Erforschung verschiedener von unten unternommener Kooperations- und Integrationsversuche (bottom-up) bietet neue Einsichten in die Handlungsspielräume innerhalb des planwirtschaftlichen Systems. Trotz der Autarkiebestrebungen auf nationaler wie auf Blockebene haben schon während der 1950er- und 1960er-Jahren Kontakte zu neutralen und blockfreien Staaten auch außerhalb Europas eine wichtige Rolle in den außenwirtschaftlichen Beziehungen der RGW-Länder gespielt. Die veränderten weltwirtschaftlichen Bedingungen seit den 1970er-Jahren führten dann zu einer Revision wirtschaftspolitischer Strategien, in denen die Beziehungen zur „Ersten“ und zur „Dritten Welt“ einen höheren Stellenwert erhielten.

Die Tagung soll über diese Fragen eine Zwischenbilanz ziehen und Wirtschaftshistoriker mit Ökonomen, Politikwissenschaftlern und Zeithistorikern zum interdisziplinären Dialog zusammenführen.

Dabei sollten folgende Themen im Mittelpunkt stehen:
1. Wechselbeziehungen zur parallel verlaufenden westeuropäischen Integration sowie Wirtschaftsbeziehungen der RGW-Staaten zu westlichen, neutralen, blockfreien und Entwicklungsländern;
2. Alternative Formen der wirtschaftlichen Verflechtung innerhalb des RGW, z.B. in branchenspezifischen Unterorganisationen oder auf der Ebene von „Unternehmen“, sowie die Rolle einzelner Akteure (Wissenschaftler, Ingenieure, Ökonomen) und Expertennetzwerke in der transnationalen Kooperation;
3. Transnationale Projekte sowohl innerhalb des RGW als auch mit der „Ersten“ und der „Dritten Welt“ in den Bereichen von Industrie, (Verkehrs-)Infrastruktur und des Handels sowie der Forschung und Entwicklung;
4. Auswirkungen der handelspolitischen Integration der ostmitteleuropäischen Länder in den RGW (Preisbildung, Terms of Trade) sowie der RGW-Wirtschaftspolitik (Gründung der Ständigen Kommissionen Ende der 1950er-Jahre, Komplexprogramm von 1971) auf die ökonomische Entwicklung der Länder und Branchen.

Die Kosten für An- und Abreise der Referent/innen sowie den Aufenthalt in Leipzig werden von den Veranstaltern der Konferenz getragen.
Wir freuen uns besonders über Bewerbungen von jüngeren Nachwuchswissenschaftlern und stehen selbstverständlich für Fragen zur Verfügung.
Interessenten sind herzlich eingeladen, ein Abstract ihres geplanten Papers im Umfang von maximal 3.500 Zeichen bis zum 15. März 2012 an Dr. Uwe Müller (uwe.mueller@uni-leipzig.de) oder Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast (dagmara.jajesniak-quast@uni-leipzig.de) einzureichen.

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Economic Entanglements in East-Central Europe and the COMECON’s Position in the Global Economy (1949–1991)

The further incorporation of East-Central Europe into the Soviet sphere of influence in the wake of WWII had far-reaching consequences for the economic relations both between East-Central European countries and between the region and other parts of the world. The Council for Mutual Economic Assistance (CMEA/ COMECON), founded in 1949, shaped the socialist countries’ room to manoeuvre both economically and geographically for the next four decades. Since its dissolution more than 20 years ago, the CMEA has become an object of research in various branches of economic history. The historicisation of research on the CMEA and the continual opening of new resource material have brought forth new perspectives and questions. It therefore deserves consideration that, although the CMEA eventually proved to be a failed effort at supranational coordination of national planned economies, it was never reducible simply to a free trade zone as it initiated and coordinated joint projects in large economic and infrastructural areas. Therefore studying the wide range of bottom-up attempts at cooperation and integration offers new insights into the system and operation of central planned economies. Despite efforts at autarky both at the level of individual nations and the bloc at large, contacts with neutral and non-aligned states played an important role in CMEA countries’ foreign trade relations as early as the 1950s and 1960s. Changing global economical conditions in the 1970s brought about a revision of economic and political strategies in which relations with the “First” and “Third World” earned evermore significance.

The conference aims to take a provisional assessment of related enquiries and bring together economic historians, economists, political scientists and contemporary historians in an interdisciplinary dialogue.

In doing so, the following themes will receive special focus:
1. Interrelationships within the parallel processes of Western European integration, and the economic relations of CMEA countries to Western, neutral, non-aligned and developing countries;
2. Alternative forms of economic interaction within the CMEA, for example on sub-level sector-specific organisation or on the level of “enterprises”, as well as the role of individual actors (scholars, engineers, economists) and expert networks in transnational cooperation;
3. Transnational projects in the areas of industry, (transportation) infrastructure, trade, research, and development both within the CMEA and with the “First” and “Third World”;
4. The impact of the integration of East-Central European states’ commercial policies (pricing, terms of trade) and the effects of the CMEA economic policies (the creation of standing commissions at the end of the 1950s and the Complex Programme of 1971) on the economic development of the individual states and sectors.

The organisers will cover speakers’ travel costs and accommodation in Leipzig. We especially welcome proposals from early career scholars and are available to answer any questions.
Please send an abstract of your paper (maximum 3,500 characters) by 15 March 2011 to Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast (dagmara.jajesniak-quast@uni-leipzig.de) or Dr. Uwe Müller (uwe.mueller@uni-leipzig.de).

Programm

Kontakt

Uwe Müller

Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur
04109 Leipzig, Speck's Hof, Reichsstr. 4-6
0341-97-35589

uwe.mueller@uni-leipzig.de

http://www.uni-leipzig.de/gwzo