Dichter und Lenker. Die Literatur der Staatsmänner, Päpste und Despoten vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Dichter und Lenker. Die Literatur der Staatsmänner, Päpste und Despoten vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Veranstalter
Patrick Ramponi, M.A.; Dr. Saskia Wiedner; Lehrstuhl für Europäische Kulturgeschichte, Universität Augsburg; Studiengang Ethik der Textkulturen des ENB; Brecht Festival Augsburg
Veranstaltungsort
Rathaus der Stadt Augsburg, Stadtakademie im Rathaus
Ort
Augsburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.02.2012 - 11.02.2012
Von
Patrick Ramponi

Interdisziplinäre Tagung

Poesie und Politik stehen seit alters her in einem Verwandtschaftsverhältnis. Bis in die Antike zurück reicht der Mythos vom Dichter als Souverän. Umgekehrt haben politische Machthaber immer wieder die Nähe zu den Schriftstellern gepflegt und öffentlich inszeniert. Bertolt Brechts Verse und Aphorismen über Stalin sind als Dokumente im Kampf gegen den Faschismus ebenso kritisch wie historisch zu lesen. Dass auch Stalin Gedichte geschrieben hat, ist demgegenüber weniger bekannt. Wohl nicht zu Unrecht haftet dem Herrscherlob der Beigeschmack des Vulgären an, aber auch umgekehrt kann man sagen: Wenn Staatsmänner zur Feder greifen, dann entstehen nicht selten literarische Schöpfungen zweifelhafter Qualität. Die interdisziplinäre Tagung möchte demgegenüber eine komplexere kultur- und funktionsgeschichtliche Perspektive einnehmen. Schlaglichtartig sollen herausragende Herrscherfiguren und deren literarische Produktion vor der Folie ihrer politischen Handlungen, des literarischen Feldes ihrer Zeit und ihrer psychohistorischen Dimensionen beleuchtet werden. Literaturwissenschaftler und Historiker werden sich mit so unterschiedlichen dichtenden Staatslenkern in- und außerhalb Europas wie Kardinal Richelieu, Friedrich dem Großen, Ludwig I von Bayern, Elisabeth von Österreich, Katharina der Großen, Theodore Roosevelt, Muammar al-Gaddafi, Papst Johannes Paul II u.a. beschäftigen.

Programm

Donnerstag, 09.02.2012

18:00 – 18:30
Eröffnung und Begrüßung durch
Prof. Dr. Silvia Serena Tschopp (Europäische Kulturgeschichte),

18:30 – 20:00
Einführung: Prof. Dr. Mathias Mayer
Keynote: Prof. Dr. A. Koschorke (Konstanz) im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses

20:00 – 00:00 Empfang durch den künstlerischen Leiter des Brecht-Festivals, Herrn Dr. Joachim A. Lang im Fürstenzimmer

Freitag, 10.02.2012

9:00 – 10:00
P. Ramponi, M.A. / Dr. S. Wiedner (allgemeine Einführung)

10:00 – 10:30
Dr. Stephan Elbern: Nero. Kaiser – Künstler – Antichrist

Moderation: Prof. Dr. Silvia Serena Tschopp

10:30 – 11:00
Kristina Rzehak, M.A. (Universität Münster): Die Literatur Bāburs und Maximilians I. als Reaktion auf die Abhängigkeiten und Gefährdungen ihrer Herrschaft

11:00 – 11:15 Kaffeepause

11:15 – 11:45
Dr. Wolfgang Strobl (Universität Freiburg): „Otium illud honestissimum et suavissimum Musarum et litterarum“. Zum Weiterleben einer antiken Denkvorstellung im italienischen Renaissance-Humanismus

11:45 – 12:15
Dr. Florent Gabaude (Université de Limoges): Der literarische Beitrag des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig zur Verhöfischung des Theaters und zur Sozialdisziplinierung

12:15 – 12:45
Viola Rühse, M.A. (Universität Hamburg): Frühe literarische Arbeiten von Margarete von Angoulême

12:45 – 13:45 Mittagspause

Moderation: Dr. Andrea Meissner

13:45 – 14:15
Roland Alexander Ißler, M.A. (Universität Bonn): Der Dreißigjährige Krieg in allegorischem Gewand Richelieus Europapolitik auf der Theaterbühne

14:15 – 14:45
Prof. Dr. W.E.J. Weber (IEK / Augsburg): Was der Lenker denken (und schreiben) soll. Die Vorschriften und Ratschläge der Fürstenspiegel und der politikwissenschaftlichen Professionsliteratur

14:45 – 15:15
Dr. Vanessa de Senarclens (HU Berlin): Der Dichter im höchsten Turm des Schlosses: Die Poesie Friedrichs des Großen und ihre Rezeption in Preußen

15:15 – 15:45
Dr. Michael Schippan (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel): „Ich könnte keinen Tag leben, ohne zu schreiben.“ Katharina die Große – die produktivste Autorin ihrer Zeit im Zarenreich

15:45 – 16:15 Kaffeepause

Moderation: Franz Fromholzer, M.A.

16:15 – 16:45
Dr. Karl B. Murr (Leiter des Bayerischen Textil- und Industriemuseums Augsburg): „Immer muß der Dichter sehnen … Und sein Aug’ ist das Gefühl“. Die Literatur König Ludwigs I. von Bayern (1788-1868) im Spannungsfeld von Kunst und Politik

16:45 – 17:15
Dr. Alfred Strasser (Université Lille III): Erzherzog Rudolfs als politischer Schriftsteller der K & K Monarchie

17:15 – 17:45
Clemens Götze, M.A. (Universität Potsdam/Wien): Inversion der Panegyrik oder Kunstmach(t)werk? Elisabeth von Österreichs lyrisches Geschick als epigonale Meisterinszenierung und Beitrag zu einem habsburgischen Mythos

17:45 – 18:15
Dr. des. Christopher Meid (Universität Freiburg): Kaiser Wilhelm II. als Reiseschriftsteller – die Erinnerungen an Korfu als Medium imperialer Selbstdarstellung (Arbeitstitel)

18:15 – 20:30 Abendessen (Brechts-Bistro)

Moderation: Prof. Dr. Marion Schmaus

ab 20:30 Abbas Khider (Lesung und Gespräch mit dem Autor): Diktatur und Poesie

Samstag, 11.02.2012

Moderation: Dr. Timo Müller

9:30 – 10:00
Prof. Dr. Karl-Heinz Pohl (Universität Trier): Zur Lyrik Mao Tse-tungs

10:00 – 10:30
Prof. Dr. Anke Gilleir (Universität Leuven): Schwund der Imagination. Joseph Goebbels Inszenierungen von Literatur und Staat

10:30 – 11:00
Christopher Schliephake M.A. (Universität Augsburg): Scheich
Mohammed bin Rashid Al Maktoums Nabati-Dichtung zwischen Kulturpolitik und Herrscherrepräsentation

11:00 – 11:30 Kaffeepause

Moderation: Prof. Dr. Hubert Zapf

11:30 – 12:00
Dr. Dominik Nagl (Universität Berlin/Kassel): "I am part of everything that I have read" - Der Cowboy Präsident Theodor Roosevelt als Schriftsteller und Literaturkritiker.

12:00 – 12:30
Konstantin Kaminskij, M.A. (Universität Konstanz): Der Bühnenautor Karol Wojtyła, das Drama der Dissidenten und die Farce der Diktatur. Zum Verhältnis von politischer Autorität und Autorschaft in der ostmitteleuropäischen Dissidentenbewegung

12:30 – 13:00
Julian Osthues, M.A. (Universität Dortmund): Der Despot als Dispositiv – Symbolische Konstruktionen in Muammar al-Gaddafis Essayband Das Dorf, das Dorf, die Erde, die Erde und der Selbstmord des Astronauten

Kontakt

Patrick Ramponi

Lehrstuhl für Europäische Kulturgeschichte
Universität Augsburg
Universitätsstr. 10
86159 Augsburg
Telefon: +49 821 598 - 5780
Fax: +49 821 598 - 5501

E-Mail: patrick.ramponi@phil.uni-augsburg.de

http://www.philhist.uni-augsburg.de/de/lehrstuehle/kulturgeschichte/aktuell/Dichter_und_Lenker.html