(Post-)Jugoslawien: Kriegsverbrechen und Tribunale in Literatur, Film und Medien. Forschungskolloquium für Master-Studierende und Doktoranden

(Post-)Jugoslawien: Kriegsverbrechen und Tribunale in Literatur, Film und Medien. Forschungskolloquium für Master-Studierende und Doktoranden

Veranstalter
Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn
Veranstaltungsort
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität
Ort
Bonn
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.04.2012 - 25.04.2012
Deadline
19.03.2012
Website
Von
Yannic Federer

Das Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“ und das Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn veranstalten zwischen dem 25. und 27. April 2012 die Konferenz „Tribunale. Literarische Darstellung und juridische Aufarbeitung von Kriegsverbrechen im globalen Kontext“. In diesem Rahmen wird am 25. April das Forschungskolloquium „(Post-)Jugoslawien: Kriegsverbrechen und Tribunale in Literatur, Film und Medien“ für Master-Studierende, fortgeschrittene Diplom- und Magisterstudierende, sowie Doktoranden jeder wissenschaftlichen Disziplin stattfinden. Um Einsendung von Exposés wird gebeten.

Obwohl (Bürger-)Krieg, als „Fortsetzung der Politik mit andern Mitteln“, internationalem Recht unterworfen ist, kommt es im Verlauf kriegerischer Auseinandersetzungen dennoch immer wieder zu Gräueltaten und Kriegsverbrechen, die sich über eben jenes Recht hinwegsetzen. Dies zu ahnden ist Ziel der internationalen Gerichtsbarkeit, die sich jenseits nationalstaatlicher Souveränität in Tribunalen institutionalisiert. Globalisiert wird dabei aber nicht nur die Justiz, auch die diskursiven Formationen und Spiegelungen werden internationalisiert.

Sichtbar wurde dies in exemplarischer Art und Weise anhand des krisenhaften Zerfalls des ehemaligen Jugoslawiens: Nicht nur mussten und müssen sich mutmaßliche Kriegsverbrecher wie Slobodan Milošević, Radovan Karadžić und Ratko Mladić vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) verantworten. Gleichzeitig erfahren die Jugoslawien-Kriege und ihre Tribunalisierung weltweit auch eine intensive Reflexion in Literatur, Film und Medien. Für die postjugoslawischen Gegenwartsliteraturen sind hier einerseits Autoren wie Dubravka Ugrešić, Emir Suljagić, Miljenko Jergović und Dževad Karahasan zu nennen, für den postjugoslawischen Film beispielsweise "No Man's Land" (2001) oder "Underground" (1995). In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur haben sich vor allem Peter Handke, Saša Stanišić, Nicol Ljubic und Juli Zeh hervorgetan, im deutschen Film "Sturm" (2009) und "Schimanski: Muttertag" (1998). Schließlich können auch die Kriegsberichterstattung und Prozessbeobachtung der internationalen Print-, TV-, Hörfunk- und, in zunehmendem Maße, Online-Medien als entscheidende Schnittstellen des öffentlichen Diskurses gelten.

Dem hier angedeuteten Forschungsfeld kann mit zahlreichen Fragestellungen und verschiedensten methodischen Zugängen begegnet werden: Wie werden Kriegshandlungen, Kriegsverbrechen und Gräueltaten beschrieben, diskursiviert, gedeutet? Welche Mittel und Wege wählen Kunst und Medien, um die Arbeit des internationalen Kriegsverbrechertribunals darzustellen? Und ab welchem Punkt werden sie – bewusst oder unbewusst – selbst zum Tribunal? Was unterscheidet den journalistischen vom literarischen Diskurs und wo stoßen sie an ihre jeweiligen Grenzen? Wie organisieren sich Täter-/Opferdichotomien? Wie verlaufen Prozesse der Geschichts(um)deutung? Wo und wie findet popkulturelle Verarbeitung der Jugoslawienkriege statt? Und wie fügt sich der Bürgerkrieg in den Sonntagabendkrimi der ARD? Was offenbart sich der Perspektive des westlichen Beobachters und was sagt diese Perspektive über den Beobachter aus? Und letztlich: (wie) lassen sich all diese Fragestellungen und Herangehensweisen auf andere (Bürger-)Kriege (beispielsweise in Libyen, Syrien, etc.) und Kriegsverbrechertribunale (Nürnberg, Tokio, etc.) übertragen?

Für das Forschungskolloquium können Master-Studierende, fortgeschrittene Diplom- und Magisterstudierende, sowie Doktoranden jeder wissenschaftlichen Disziplin Exposés einreichen. Die Kolloquiumseinheiten orientieren sich an der klassischen Vortragsform von jeweils 25 Minuten Vortrag und 20 Minuten Diskussion, die tatsächliche Vortragsform (traditionell, Referat, Impulsreferat, Powerpoint, Vorschlag von Text, Bild oder Ton zur allgemeinen Plenumsdiskussion, etc.) ist den Referenten aber freigestellt. Auch nicht-wissenschaftliche, künstlerisch-kreative Formen sind denkbar. Eingereichte Exposés sollten nicht mehr als 500 Wörter umfassen und mit einem tabellarischen Lebenslauf bis zum 19. März als pdf-, doc- oder odt-Datei bei forschungskolloquium-jugoslawien@uni-bonn.de eingegangen sein. Reise- und Übernachtungskosten werden, soweit möglich, erstattet. Eine Publikation der Beiträge im allgemeinen Tagungsband ist angestrebt. Zum Abschluss des Forschungskolloquiums findet am Abend eine Lesung mit Nicol Ljubic statt.

Programm

Kontakt

Yannic Federer

Universität Bonn, Institut für Germanistik, Vgl. Lit.- und Kulturwissenschaft, Am Hof 1d 53113 Bonn

forschungskolloquium-jugoslawien@uni-bonn.de