Sportgeschichte als Gesellschafts- und Kulturgeschichte am Beispiel Westfalens. "Westfälische Forschungen" 63/2013

Sportgeschichte als Gesellschafts- und Kulturgeschichte am Beispiel Westfalens. "Westfälische Forschungen" 63/2013

Veranstalter
Westfälische Forschungen
Veranstaltungsort
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.04.2012 -
Deadline
01.04.2012
Website
Von
Olaf Stieglitz

Die vom LWL-Institut für westfälische Landesgeschichte herausgegebene Zeitschrift "Westfälische Forschungen" versteht sich als wissenschaftliches Publikationsorgan der modernen Regionalgeschichte Westfalens. Für Band 63/2013 ist ein Schwerpunkt zum Thema "Sportgeschichte als Gesellschafts- und Kulturgeschichte am Beispiel Westfalens" geplant. Hiermit fordern wir interessierte Historikerinnen und Historiker auf, sich mit Beiträgen für diese Publikation zu bewerben.

Die Sportgeschichtsschreibung hat sich in den letzten etwa zwanzig Jahren sehr verändert. Seither haben sporthistorische Arbeiten ihre sie lang bestimmende Ausrichtung auf einzelne Vereine und Verbände, bedeutende Athleten oder Atheltinnen, Mannschaften und ihre Rekorde zugunsten zunächst sozialhistorischer und dann auch kulturhistorischer Fragestellungen erweitert und somit dabei zentrale Verschiebungen der Historiografie insgesamt nachvollzogen und auch mitgeprägt. Im Einklang mit der sozial- und gesellschaftsgeschichtlichen Forschung nutzt die Sporthistoriografie Sport und Bewegungskultur als Linse für die Beobachtung und Analyse weiträumiger gesellschaftlicher Zusammenhänge. Sie fragt, wie Menschen im Sport und durch den Sport vermittels kategorialer Fremd- und Selbstzuschreibungen in soziokulturellen Ordnungen agieren und innerhalb derart strukturierter Räume um Teilhabe und Zugriffsmöglichkeiten auf Ressourcen jedweder Art (ökonomischer, sozialer, kultureller,...) ringen. Sportgeschichtsschreibung in diesem Sinne ist eine Geschichte der Gesellschaft, welche die hohe Bedeutung und Popularität dieses Feld zum Ausgangspukt nimmt, um darin Spuren sozialer Stratifizierung, von Ungleichheit, Macht, politischer Regulierung oder medialer Repräsentation zu finden.

Diese sozialhistorische Akzentuierung wird seit einigen Jahren kulturhistorisch erweitert, und zwar nicht konfrontativ, sondern ergänzend. Innerhalb eines solchen Analyserahmens sind Sozial- und Kulturgeschichte ineinander verschränkt, und sie bekräftigen sich wechselseitig. Die eher kulturhistorisch zu erfassenden Fremd- und Selbstzuschreibungen von Bedeutungen und Identitätsfacetten wirken elementar in den sozialhistorisch beobachtbaren Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten unterschiedlicher Menschen in Gesellschaften sowie auf deren Zugriffsmöglichkeiten auf Ressourcen - und vice versa.

Im Zuge dieser Entwicklung ist die Sportgeschichtsschreibung internationaler geworden, sowohl in ihrer akademischen Kooperation und Vernetzung als auch in ihren Fragestellungen und Themen. Kategorien des „Nationalen“, des „Regionalen“ wie des „Lokalen“ sind dabei oft zugunsten von Perspektiven auf Verschränkung, Transfer, Austausch und Kontakt aufgegeben worden. Vor diesem Hintergrund möchte der vorgeschlagene Band bewusst und aktiv die Frage angehen, welche Rolle und welche Funktionen einer ausdrücklich regional fokussierten Sportgeschichtsschreibung in der Gegenwart zukommen. Wie fügt sich eine Regionalgeschichte des Sports und der Bewegungskulturen am Beispiel Westfalens in eine sich methodisch-theoretisch rasch verändernde und sich konzeptionell wie inhaltlich internationalisierende historische Sportforschung? Wie fügen sich alltagsgeschichtliche Forschungen in den Rahmen ein? Wie kann und sollte die regionale oder lokale Perspektive dabei helfen, übergeordnete Aspekte in den Blick zu nehmen? In welchen Wechselverhältnissen stehen regionale oder lokale Aspekte des Sporttreibens mit solchen auf nationaler oder gar internationaler Ebene? In welcherlei Hinsicht ist die Sportgeschichte Westfalens mit derjenigen anderer deutscher oder internationaler Regionen verknüpft, inwieweit lassen sich Trends in anderen Regionen in Westfalen wiederentdecken oder warum kommt es zu besonderen Entwicklungen?

Mögliche Themenfelder für die Gliederung des Bandes:
- Sportgeschichte im Wandel / Regionalgeschichte und Sportgeschichte
- Sport & Wirtschaft (z.B. Sponsoren, Kommerzialisierung, Tourismus, Wirtschafsförderung durch Imagebildung etc.)
- Sport & Medien (z.B. Presselandschaft, Regionalsport in Radio, TV, neuen Medien, unabhängige Medien, Museen, Sportkonsum)
- Sport & Politik (z.B. das Politische im „unpolitischen“ Sport, Manipulation u. Indienstnahme von Sport durch Politik, Sportförderung, Sportinfrastruktur)
- Sport und Gesellschaft (z.B. Fragen von Sport & Geschlecht, Leistungs- und Breitensport, Sport & Migration, Sport & Behinderung, Vereinskultur vs. unorganisierter Sport, Sport & Sozialisation / Bildung / Kirchen, Fankulturen usw.)
Weitere Themenfelder für den Band sind selbstverständlich denkbar.

Die Beiträge sollen in der Regel etwa 12-15 Seiten nicht überschreiten. Bitte schicken Sie Vorschläge für mögliche Artikel bis zum 01. April 2012 an Dr. Olaf Stieglitz (Universität zu Köln), Email: olaf.stieglitz@googlemail.com. Deadline für die zur Publikation ausgewählten Artikel ist dann der 01. September 2012.

Programm

Kontakt

Olaf Stieglitz
Universität zu Köln, Historisches Institut
olaf.stieglitz@googlemail.com


Redaktion
Veröffentlicht am
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Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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