Der Staat - ein Kunstwerk? Die Erfindung des Staates in der Renaissance

Der Staat - ein Kunstwerk? Die Erfindung des Staates in der Renaissance

Veranstalter
Dr. Michael Spieker, Akademie für Polititsche Bildung Tutzing; Prof. Manuel Knoll, Fatih University Istanbul; Dr. Stefano Saracino, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltungsort
Ort
Tutzing
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.01.2012 - 01.02.2012
Deadline
19.01.2012
Website
Von
Stefano Saracino

Wann entstand eigentlich der Staat? Sicher ist, dass es ihn nicht immer schon gegeben hat. Weder die griechische Polis, noch das Reich der Römer war ein Staat. So streitet die Gelehrtenwelt, ob der Staat nun schon im Mittelalter, in der italienischen Renaissance oder erst im französischen Absolutismus das Licht der Welt erblickte. Es war der Basler Historiker Jacob Burckhardt, demzufolge in der Renaissance „der moderne europäische Staatsgeist“ aufgeschienen ist. Dabei brachte er das Staatsverständnis der Renaissance mit dem individualistischen Menschenbild, aber auch mit dem Kunstsinn der Epoche in eine enge Verbindung. Die Auffassung des Staates als Kunstwerk und der Staatsführung als Kunstfertigkeit (Staatskunst) sind zweifellos Vermächtnisse der Renaissance an die Neuzeit. Wenn der Staat ein künstliches Konstrukt ist oder nach Hobbes ein „künstlicher Körper“, dann erscheinen aber auch sein Bestehen und seine Erhaltung als kontingent, vielleicht gar als vorübergehend. Jedenfalls gibt es den Staat nicht von Natur.

Burckhardts Akzentuierung der Bedeutung der Renaissance für die Entstehung des Staates mag eng verbunden sein mit seiner Neigung zum Ästhetisieren, - einem nostalgischen Reflex des gebildeten Bürgertums im 19. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund der mittlerweile fragwürdig gewordenen Thesen Burckhardts wird sich die Tagung mit dem Staatsdenken in der italienischen Renaissance befassen. Dies geschieht auf den Ebenen des politischen Denkens, der Moralphilosophie, der Dichtung und der Kunst. Darauf aufbauend gehen wir der Aktualität des politischen Denkens der Renaissance für heutige Fragestellungen, die die Zukunft des Staates betreffen, nach. Eine interessante Spiegelbildlichkeit kommt dabei in Betracht: der Hinwendung zum Staat im Denken und in der geschichtlichen Entwicklung der Renaissance steht der grundlegende Wandel von Staatlichkeit und Regieren in der heutigen Zeit zu einer politischen Ordnung jenseits des Staates gegenüber. Wie lassen sich gegenwärtige Phänomene wie der Staatszerfall, die Rückkehr des Söldnerwesens, die Staatsbankrotte, und letztlich eines Hyperkapitalismus, der dem Staat außer Kontrolle geraten ist, aus Sicht der Renaissance beschreiben und analysieren?

Programm

Montag 30.1.2012

Ab 9.00h
Anreise und Kaffee im Foyer

10.45h Begrüßung und Einleitung
Dr. Michael Spieker
Prof. Dr. Manuel Knoll, Fatih University Istanbul
Dr. Stefano Saracino, LMU München

11.00h
I. Die Grundlegung des Staatsdenkens der Renaissance im Mittelalter

Marsilius von Paduas Staatsdenken
Prof. Dr. Pierpaolo Portinaro (Universität Turin)

12.30h
Mittagessen

14.00h
Kaffee

15.00h
Dantes Verständnis politischer Ordnungsformen
PD Dr. Dirk Lüddecke (LMU München)

16.30h Pause

17.00h
II. Der Bürgerhumanismus

Das honestum bei Palmieri und Alberti
Prof. Dr. Eckhard Keßler (LMU München)

18.30h Abendessen

20.00h
Produktive Zweifel.
Politische Tugendreflexionen im Bürgerhumanismus
Apl. Prof. Dr. Alexander Thumfart (Universität Erfurt)

Dienstag, 31.1.2012

8.15h Frühstück

9.00h
III. Das Staatsdenken in der Generation Machiavellis
Rom vs. Venedig, Land- vs. Seerepublik? Die Bedeutung des Raums und der Zeit für den Staat in der frühen republikanischen Machiavellikritik
Dr. Stefano Saracino (LMU München)

11.00h
Machiavellis anthropologische Staatsbegründung
Prof. Dr. Manuel Knoll (Fatih Universität Istanbul)

12.30h Mittagessen

14.00h
Kaffee

14.30h
Antwort auf Machiavelli? Die Staatsutopie des Thomas Morus
Dr. Thomas Schölderle, APB Tutzing

15.30h
IV. Die Bedeutung der Kunst
Kunst im Sinne Machiavellis - Leonardo, Michelangelo und die Fresken im Ratssaal von Florenz
Benjamin Schmid (LMU München)

16.30h Pause

17.00h Politisches Denken auf Frontispizen der Renaissance
Prof. Dr. Henning Ottmann (LMU München)

18.30h
Abendessen

Mittwoch, 1.2.2012

8.15h Frühstück

9.00h
V. Ausblick auf die Zukunft des Staates

Zukunft des Staates - Zukunft der Demokratie
Prof. Dr. Rüdiger Voigt (Netphen)

11.00h
Podiumsdiskussion
Prof. Voigt, Prof. Portinaro, Prof. Ottmann, Prof. Knoll

12.30h Mittagessen und Tagungsende

Kontakt

Renate Heinz

Akademie für Politische Bildung Tutzing, Buchensee 1, 82327 Tutzing

08158-256-50
08158-256-51
r.heinz@apb-tutzing.de


Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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