Die Shoa in Schule und Öffentlichkeit. Erfahrungen, Erwägungen, Empfehlungen

Die Shoa in Schule und Öffentlichkeit. Erfahrungen, Erwägungen, Empfehlungen

Veranstalter
Prof. Béatrice Ziegler, Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik der Pädagogischen Hochschule der FHNW am Zentrum für Demokratie Aarau; Prof. Peter Gautschi, Pädagogische Hochschule Zentralschweiz, Luzern
Veranstaltungsort
Pädagogische Hochschule FHNW, Gebäude Nordpark B, Küttigerstrasse 42, 5000 Aarau (CH)
Ort
Aarau (CH)
Land
Switzerland
Vom - Bis
21.01.2012 - 21.01.2012
Deadline
12.01.2012
Von
Schneider, Claudia

Die Shoa ist ein Pflichtthema für den Unterricht und omnipräsent in der Öffentlichkeit. Im Umfeld des «Tag des Gedenkens an den Holocaust» vom 27. Januar finden an zahlreichen Orten schulische Aktivitäten statt. Am Samstag, 21. Januar 2012, organisiert die PH FHNW eine Veranstaltung zum Umgang mit der Shoa in Schule und Öffentlichkeit. Hier tauschen Fachleute aus verschiedensten Institutionen (Schulen, Hochschulen, geschichtskulturelle Öffentlichkeit) ihre praktischen Erfahrungen und daraus abgeleitet ihre empirischen Erkenntnisse und theoretischen Erwägungen aus und überlegen gemeinsam in verschiedenen Workshops, wie die Shoa im regulären Unterricht und am Gedenktag thematisiert werden kann.

Die Plenarversammlung der EDK beschloss am 12. Juni 2003, den «Nationalen Tag des Gedenkens an den Holocaust und der Verhütung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit» ab 2004 jeweils am 27. Januar durchzuführen. Drei Aspekte des Themas wurden festgelegt: die Erinnerung an den Holocaust, die Erinnerung an die Genozide, die die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert prägten, Überlegungen zu den Menschenrechten, zur Toleranz sowie zum interreligiösen und interkulturellen Dialog.

Es gibt Argumente dafür, Völkermorde in der Schule nicht aufzu-greifen: Das Sichtbarmachen von abscheulichen Verbrechen kann schockieren oder abstumpfen. Es wird auch argumentiert, dass Schule nicht der richtige Ort sei, Schreckliches zu thematisieren. Dafür sei ein geschützter Rahmen mit anderen Kommunikationsformen besser geeignet. Auch wird darauf hingewiesen, dass die multikulturelle Zusammensetzung von Lerngruppen ein Konfliktpotential in sich berge.

Trotzdem haben viele Lehrpersonen unterschiedlicher Stufen, Dozierende vieler Hochschulen und Akteure verschiedenster geschichtskultureller Institutionen in den letzten Jahren Erfahrungen in der Thematisierung der Shoa gemacht, diese Erfahrungen zum Teil systematisch ausgewertet und ihre Konzepte und Theorien dazu geschärft. An der Tagung wird ein Reflexionsfeld aufgespannt, das einerseits die Zielgruppen möglicher Vermittlungsaktivitäten unterscheidet (Schüler/innen der Primar- und Sekundarstufen I und II; Studierende in Hochschulen; Öffentlichkeit in geschichtskulturellen Institutionen und mittels Medien) und das andererseits die drei didaktischen Grundfragen nach Zielen, Themen und Inszenierungen beleuchtet.

Diese auf die Vermittlungspraxis ausgerichtete Veranstaltung ist bereits die dritte im Rahmen des Zyklus der PH FHNW «Erinnerung – Verantwortung – Zukunft: Gedenktag an die Verbrechen gegen die Menschlichkeit». Während im Jahr 2010 politische und strategische Überlegungen im Zentrum der Tagung standen, so rückten im Jahr 2011 wissenschaftliche Untersuchungen und Erkenntnisse ins Zentrum. Unter dem Titel «Die Schweiz und die Shoa. Von Kontroversen zu neuen Fragen» diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Thema unter verschiedensten Gesichtspunkten (vgl. dazu Tagungsbericht unter http://www.fhnw.ch/ph/pbgd/veranstaltungen/die-schweiz-und-die-shoa/bericht-zur-tagung-die-schweiz-und-die-shoa.-von-kontroversen-zu-neuen-fragen). Die an der Tagung präsentierten Erkenntnisse werden im Tagungsband «Die Schweiz und die Shoa – Von Kontroversen zu neuen Fragen» publiziert (Chronos Verlag, 2012).

Programm

08:30 Eintreffen, Kaffee, Gipfeli

09:00 Begrüssung, Tagungseröffnung (Peter Gautschi, Pädagogische Hochschule Zentralschweiz Luzern)

09:15 Wie umgehen mit dem Zivilisationsbruch Holocaust? Gedanken zur Thematisierung des Unaushaltbaren
(Meik Zülsdorf-Kersting, Universität Osnabrück)

Anschliessend Diskussion im Plenum

10:15 Pause

10:45 Sektionen 1 und 2
Moderationen: Meik Zülsdorf-Kersting und Peter Gautschi
Die Sektionen 1 und 2 finden zeitgleich statt.

1 Schulpraxis

Die Zeit des Holocaust in Vorstellungen von Grundschulkindern
(Andrea Becher, Universität Osnabrück)

Holocaust, ein Thema für die Primarschule?
(Christian Mathis, Natalie Urech, Pädagogische Hochschule Nordwestschweiz)

Eine Studie über Holocaust-Education in der deutschsprachigen Schweiz (2011–2013)
(Ruth Kempnich, Revital Ludewig, Pädagogische Hochschule St. Gallen und Universität St. Gallen)

Diskussion

2 Zeugnisse

Das virtuelle Zeugnis – eine geschichtsdidaktische Herausforderung
(Martin Lücke, Alina Bothe, Freie Universität Berlin)

Die Judenkartei Gailingens 1936–1940: ein einzigartiges Dokument für die Schule
(Markus Kübler, Pädagogische Hochschule Schaffhausen)

Begegnungen zwischen Holocaust-Überlebenden und SchülerInnen aus pädagogischer Sicht
(Miriam Victory Spiegel, Tamach Zürich)

Diskussion

12:15 Mittagpause; Verpflegung; Materialausstellung

14:15 Sektionen 3 und 4
Moderationen: Meik Zülsdorf-Kersting und Peter Gautschi
Die Sektionen 3 und 4 finden zeitgleich statt.

3 Hochschulpraxis

"Betroffenheit ist nicht genug": Überlegungen zum Modul "Holocaust genocide and modern Humanity" der Kean University, NJ, USA
(Monique Eckmann, Haute école de travail social Genève)

Jüdische Perspektiven auf den Holocaust – Erinnerungsliteratur im Unterricht
(Christian Kuchler, Universtität Regensburg)

Zur Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust in Schule und Universität – ein Projektbericht
(Gerald Lamprecht, Universität Graz)

Diskussion

4 Schauplatz

"Die Exkursionen nach Dachau müssen Sie unbedingt beibehalten": Originale Orte und ihre Bedeutung für die Vermittlung des Holocaust
(Daniela Zunzer, Kollegium St. Michael Freiburg)

"Vom Ort des Grauens ins Schulzimmer", Bericht über eine Studienreise nach Auschwitz
(Urs Urech, Leiter von Begegnungen in Schulklassen mit Schoa Überlebenden)

Von der Leichtigkeit des Einfühlens in die Opfer und von der Schwierigkeit des Verstehens der Täter
(Daniel Gerson, Universität Basel)

Diskussion

15:15 Kaffeepause

15:45 Bericht im Plenum; Diskussion; Perspektiven

16:30 Schluss

Kontakt

Pädagogische Hochschule FHNW
Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik
Zentrum für Demokratie Aarau
Küttigerstrasse 21
5000 Aarau
claudia.schneider@fhnw.ch

http://www.zdaarau.ch
Redaktion
Veröffentlicht am
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Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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