Die Bezeichnung „Arabischer Frühling“ für die Umbrüche des letzten Jahres in der MENA-Region ist in Europa schnell in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen und lenkt den Blick vor allem auf das regionale Ausmaß der Krise. Die aktuellen Entwicklungen zeigen jedoch, dass die Situationen in den einzelnen Ländern äußerst heterogen sind. Sowohl die Akteure und ihre Forderungen wie auch die Reaktionen der jeweiligen Regime unterscheiden sich teilweise in einem solchen Maß, dass eine regionale Verortung der Krise durchaus als problematisch angesehen werden kann. Gleichzeitig sind auch kontextübergreifende geo-politische und sozio-ökonomische Strukturen globaler Reichweite von Bedeutung, sodass sich auch über die arabische Region hinaus „frühlingshafte“ Bewegungen abzeichnen, die vielmehr auf eine globale Krise hindeuten.
In dem Workshop wird anhand von aktuellen Beispielen aus Tunesien, Algerien, Marokko und Syrien das Spannungsfeld von länderspezifischen Ursachen und Entwicklungen einerseits sowie regionalen Gemeinsamkeiten und globalen Zusammenhängen andererseits beleuchtet. Hierbei wird auf die verschiedenen länderspezifischen Konstellation von Akteuren, den Formen ihres Widerstands und dem Verhalten der staatlichen Autoritäten eingegangen. Übergreifende strukturelle Ursachen der Krise(n) sollen dabei ebenso untersucht werden wie die Frage, warum diese Krise zu diesem spezifischen Zeitpunkt ausgebrochen ist und in welchem Verhältnis sie zu globalen Krisenerfahrungen und Protestbewegungen steht.