Handeln in Hungerkrisen. Neue Perspektiven auf Hunger als Folge klimatischer und sozialer ‚Vulnerabilität‘

Handeln in Hungerkrisen. Neue Perspektiven auf Hunger als Folge klimatischer und sozialer ‚Vulnerabilität‘

Veranstalter
DFG-Graduiertenkolleg „Interdisziplinäre Umweltgeschichte“ - Projektbereich B "Hungerkrisen in Mitteleuropa", Georg-August-Universität Göttingen
Veranstaltungsort
Heyne-Haus, Universität Göttingen, Papendiek 16, 37073 Göttingen
Ort
Göttingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.10.2011 - 28.10.2011
Deadline
17.10.2011
Von
Dr. Dominik Collet

Hungerkrisen sind jüngst wieder verstärkt in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt. Die Welternährungskrise 2008, die Hungerunruhen der arabischen Welt sowie die Zunahme von Klimaflüchtlingen haben zu einer Neuentdeckung dieses „alten“ Themas durch die Forschung geführt.

Im Zuge der Debatte um Klimawandel und –katastrophen zeichnet sich dabei ein neuer, umweltgeschichtlicher Forschungszugang ab, der naturale Umwelt und menschliches Handeln als eng miteinander verflochten begreift. Eine zentrale Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Konzept der „Vulnerabilität“ menschlicher Gesellschaften, Gruppen und Individuen. Der schillernde Begriff verweist auf einen Perspektivwechsel, der gezielt mit rein technologiezentrierten Ansätzen bricht, die Konzentration auf Armut als alleinigen Faktor zu überwinden sucht und daneben zu Vergleichen zwischen westlichen und nicht-westlichen sowie modernen und historischen Gesellschaften ermutigt.

Die ältere Hungerforschung hat das Zusammenspiel von Mensch und Umwelt dagegen entweder als starr determiniert interpretiert oder ganz auf politische Faktoren wie Armut oder Ungleichheit abgehoben. Hunger erscheint so als unabwendbare Folge klimatischer Schocks oder aber als gesellschaftliche Herausforderung, die durch „Entwicklung“ und Demokratisierung zu überwinden ist. Diese Dichotomie von natürlichen und menschlichen Faktoren ist durch die jüngere Umweltgeschichte nachhaltig hinterfragt, historisiert und konzeptionell aufgehoben worden. Sie betont stattdessen die gegenseitige Verknüpfung von „built environments“ und der „agency of nature“, die im Handeln der Betroffenen fassbar wird.

Der Workshop findet vom 26.-28.10.2011 am Göttinger Graduiertenkolleg „Interdisziplinäre Umweltgeschichte“ statt und wird von dessen Projektbereich B "Hungerkrisen in Mitteleuropa" ausgerichtet. Er richtet sich an Nachwuchswissenschaftler und Doktoranden aus dem Bereich der Geschichtswissenschaften, der Politik- und Entwicklungswissenschaften oder der Umweltwissenschaften.

Anmeldung:
Anmeldungen müssen verbindlich bis zum 17.10.2011 per E-Mail an dcollet@gwdg.de erfolgen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Eine Teilnahmegebühr von 10€ wird vor Ort erhoben.

Programm

DONNERSTAG, 27. OKTOBER 2011

9.00-9.30 Dominik Collet (Göttingen):
Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema

9.30-10.30 Gerd Spittler (Bayreuth):
Handeln in einer Hungerkrise - das Beispiel der Tuareg

10.30-11.00 Kaffeepause

11.00-11.30 Christiane Berth (St. Gallen):
Hungerkrisen in Nicaragua zwischen 1972 und 2000 - eine historische Fallstudie

11.30-12.00 Sabine Dorlöchter-Sulser (Berlin):
Historischer Rückblick auf die Hungersnöte der 1960er und 1970er Jahre im Niger. Klimatische und anthropogene Faktoren als Ursache für erhöhte Verwundbarkeit

12.00-14.00 Mittagessen

14.00-14.30 Heike Wieters (Frankfurt/O.):
Vom eigenen Hunger zum Hunger der Anderen. Die Debatten um das Welternährungsproblem in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

14.30-15.00 Robert Kindler (Berlin):
Sowjetisierung durch Hunger - Die kasachischen Nomanden und die Hungersnot von 1931-1934

15.00-15.30 Kaffeepause

15.30-16.00 Steven Engler (Essen):
Entwicklung eines „Famine Analysing Models“ (FAM) für vergangene Hungersnöte

16.00-16.30 Thore Lassen (Göttingen):
Landesherrliche Maßnahmen gegen Teuerungen im frühen 18. Jhd.

16.30-17.00 Sascha Weber (Mainz):
Kurmainz und die Hungerkrise 1771/72. Ursachen, Umgang, Folgen

FREITAG, 27. OKTOBER 2011

9.00-9.30 Daniel Krämer (Bern):
Das „Jahr ohne Sommer 1816“ und die soziale Verletzlichkeit der Schweiz

9.30-10.00 Ansgar Schanbacher (Göttingen):
Kartoffelkrankheit und Nahrungskrise im Königreich Hannover 1845-1850

10.00-10.30 Kaffeepause

10.30-11.00 Michael Hecht (Münster):
Handeln in der Hungerkrise 1846/47. Nahrungsmangel und "Krisenmanagement" in Preußen

11.00-12.00 Abschlussdiskussion

Kontakt

Dominik Collet

GK Umweltgeschichte
Universität Göttingen
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen

dcollet@web.de

http://www.anthro.uni-goettingen.de/gk/