11.15–13 Uhr
Vortrag
Dr. Claudia Bade: Wehrmachtrichter und die „Kriegsnotwendigkeiten"
Im Anschluss gibt es Gelegenheit für Fragen und Diskussionen.
Das Forschungsprojekt „Lebensläufe und Spruchpraxis von Wehrmachtrichtern“ wurde nach der Begutachtung durch die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig in das Förderprogramm für geisteswissenschaftliche Forschung des Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst aufgenommen und wird seit 2010 gefördert. In Kooperation mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der Technischen Universität Dresden und dem Dokumentations- und Informationszentrum Torgau / Stiftung Sächsische Gedenkstätten hat das Forschungsprojekt zum Ziel, eine Kollektivbiografie der Wehrmachtrichter zu erarbeiten.
Die militärische und politische Führung wies der Wehrmachtjustiz die Aufgabe zu, die Funktionsfähigkeit der Wehrmacht als Teil des NS-Regimes zu gewährleisten. Bisher ist über Werdegang, Motivation, Effizienz, Ideologie und Praxis der Wehrmachtjuristen nicht allzu viel bekannt. Dem will das Forschungsprojekt abhelfen, indem es Täterbiografien und Spruchpraxis auf empirischer Basis verbindet. Strukturen und Funktionsprinzipien werden auf der Grundlage einer Auswertung von Personal- und Prozessakten ausgewählter Kriegsgerichte analysiert. Auf diese Weise sollen Erklärungsansätze für die in der deutschen Rechtsgeschichte beispiellose Urteilsbilanz der NS-Militärjustiz entwickelt werden.
Der Vortrag wird das Forschungsprojekt und seine Entstehung vorstellen, die Recherche nach Quellen beschreiben sowie Forschungsprobleme bei der Erarbeitung einer Kollektivbiografie skizzieren. Zur Veranschaulichung wird am Beispiel einiger sächsischer Wehrmachtrichter gezeigt, ob für die Richter auch Handlungsspielräume bestanden und wie ihre Karrieren – auch nach 1945 – verliefen.