Inszenierung als Legitimation? Monarchy and the Art of Presentation. Die Monarchie in Europa im 19. und 20. Jahrhundert. Ein deutsch-englischer Vergleich

Inszenierung als Legitimation? Monarchy and the Art of Presentation. Die Monarchie in Europa im 19. und 20. Jahrhundert. Ein deutsch-englischer Vergleich

Veranstalter
Prof. Dr. Dieter Weiß, Prinz-Albert-Gesellschaft e.V. / Professur für bayerische und fränkische Landesgeschichte, Universität Bayreuth; Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Technische Universität Chemnitz; Priv.-Doz. Karina Urbach Ph.D., Institute of Historical Research, University of London
Veranstaltungsort
Riesensaal, Schloss Ehrenburg, Coburg
Ort
Coburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.09.2011 - 10.09.2011
Von
Prinz-Albert-Gesellschaft Coburg e. V.

Zu den auffälligsten Merkmalen in der Geschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zählt die Spätblüte monarchischer Herrschaft – fast überall in Europa, besonders jedoch in England und in den mittleren und kleineren Fürstenstaaten Deutschlands. Nach den Erschütterungen der Französischen Revolution und den Umwälzungen des Napoleonischen Zeitalters war die Stellung der Monarchie in ganz Europa eine angefochtene, die Rückkehr zu absolutistischen Herrschaftsformen älterer Provenienz schien kaum mehr möglich. Dort, wo man sie – wie in Frankreich nach 1815 – dennoch versuchte, blieb ein längerfristiger Erfolg versagt.

Angesichts dieser Situation bedurfte es neuer, zeitgemäßerer Formen einer Legitimation der existentiell bedrohten Königsmacht. Hier gab es im 19. Jahrhundert eine ganze Reihe miteinander konkurrierender und einander ergänzender Deutungsangebote: Die liberale Theorie vom „neutralen Königtum“, das als Vermittler zwischen unterschiedlichen Interessengruppen in Staat und Gesellschaft fungierte, bis heute einen Wert besitzt und gute Dienste leistet; die Theorie konstitutionellen Königtums, das die Modalitäten moderner Verfassungsstaatlichkeit grundsätzlich akzeptiert und im Rahmen des „monarchischen Prinzips“ vorlebt; die Theorie vom Königtum der sozialen Reformen, dem als Anwalt der gesellschaftlich unterprivilegierten Schichten die Rolle eines Motors sozialpolitischer Entwicklungen zukommen sollte; schließlich das Phänomen des „kulturellen Königtums“, dessen Vertreter die konventionelle Mäzenatenrolle und damit die Grenzen traditioneller fürstlicher Kunst- und Wissenschaftspflege weit überschritten und zu produktiven, eigenschöpferischen Leistungen von künstlerischem Rang fanden.

Einige dieser Modelle und Möglichkeiten werden im Rahmen der Tagung in fünf Sektionen im deutsch-britischen Vergleich vorgestellt und diskutiert. Sektion I fragt nach den innovativen Elementen, die das britische und das preußische Königtum im 19. Jahrhundert Anschluß an Modalitäten und Mechanismen des beginnenden Massenzeitalters finden ließ. Sektion II untersucht die verfassungspolitischen, verfassungstheoretischen und verfassungsrechtlichen Grundlagen der Monarchie, orientiert an den Begriffen „monarchisches Prinzip“, „Konstitutionalismus“ und „parlamentarische Monarchie“. Sektion III analysiert die Reaktionen des Königtums auf das wohl drängendste politische Problem der Zeit: die soziale Frage. Sektion IV geht der Frage nach, wie die Monarchie ihre vielerorts nicht mehr unbestrittene Stellung durch Inszenierung und Kult neu zu fundieren und international zu vernetzen vermochte. Sektion V öffnet sich Fragen und Problemen des Medienzeitalters im Blick auf die Zurschaustellung populärer Symbolleistungen der Krone bis an die Schwelle der Gegenwart.

Die Tagung, die von deutschen und britischen Historikern und Kulturwissenschaftlern paritätisch bestückt wird, möchte auf diese Weise einen Beitrag zur derzeit in vollem Gang befindlichen kulturellen Neuverortung der Wechselbeziehungen und Spannungsgefüge zwischen den Phänomenen Hof, Monarch und Politik im 19. Jahrhundert leisten – in gesamteuropäischer Perspektive.

Programm

Donnerstag/Thursday, 8. September 2011
Veste Coburg

Eröffnung der Ausstellung
„Prinz Albert - Ein Bild von einem Mann“

18.00 Uhr
Eröffnung und Begrüßung, Dr. Klaus Weschenfelder (Direktor der Kunstsammlungen der Veste Coburg)
Grußwort, Prof. Dr. Dieter Weiß (1. Vorsitzender der Prinz-Albert-Gesellschaft)
Einführung in die Ausstellung, Claudia Däubler-Hauschke

Empfang

Freitag/Friday, 9. September 2011
Coburg - Riesensaal, Schloss Ehrenburg

09.00 Uhr
Eröffnung der Tagung und Begrüßung, Dieter Weiß (Bayreuth)
Verleihung des Duke of Gloucester’s Essay Prize, Norbert Tessmer (BM Stadt Coburg)

09.30 Uhr
Einführung / Introduction: Modernität des Unzeitgemäßen. Monarchien im 19. und 20. Jahrhundert, Frank-Lothar Kroll (Chemnitz)

I. Monarchische Innovationspotentiale
Moderation/Chair: Dieter Weiß (Bayreuth)

10.00 Uhr
Zwischen Gefühl und Kalkül: Inszenierungsstrategien Queen Victorias, Karina Urbach (London)

10.30 Uhr
Kaffeepause/Coffeebreak

11.00 Uhr
Das „monarchische Projekt“ Friedrich Wilhelms IV. von Preußen, David E. Barclay (Kalamazoo)

11.30 Uhr
Diskussion/Discussion

II. Die Monarchie im Verfassungsgefüge
Moderation/Chair: Carl-Christian Dressel (Coburg)

11.45 Uhr
Konstitutionalismus als Modernisierungsprogramm? Bayern und Württemberg im Vergleich (1818/19 bis 1918), Matthias Stickler (Würzburg)

12.15 Uhr
Crown and Consensus. Walter Bagehot‘s Reflections on a Theory of Monarchy, Simon Heffer (London)

12.45 Uhr
Mittagspause/Lunch

14.00 Uhr
Konservatives Staatsdenken zwischen Beharrung und Wandel: Das „Monarchische Prinzip“ bei Carl Ernst Jarcke und Friedrich Julius Stahl, Marc von Knorring (Passau)

14.30 Uhr
Diskussion/Discussion

III. Monarchie und Soziale Frage
Moderation/Chair: David E. Barclay (Kalamazoo)

14.45 Uhr
Die Idee eines sozialen Königtums im 19. Jahrhundert, Frank-Lothar Kroll (Chemnitz)

15.15 Uhr
Kaffeepause/Coffeebreak

15.30 Uhr
The Making of a Welfare Monarchy in England, Frank Prochaska (Oxford)

16.00 Uhr
Das Christentum und die Legitimation der deutschen Monarchien des 19. Jahrhunderts, Silke Marburg (Dresden)

16.30 Uhr
Diskussion/Discussion

17.00 Uhr
Mitgliederversammlung der Prinz-Albert-Gesellschaft

Weißer Saal, Schloss Ehrenburg

19.30 Uhr
Empfang anlässlich des 100. Geburtstags des Gründungsvorsitzenden der Prinz-Albert-Gesellschaft, Kurt Kluxen

20.00 Uhr
Dinner im Weißen Saal des Schlosses Ehrenburg

Samstag/Saturday, 10. September 2011

IV. Inszenierung und Kult
Moderation/Chair: Frank-Lothar Kroll (Chemnitz)

09.00 Uhr
Fürstliche Rituale in drei europäischen Monarchien - Sachsen-Coburg, Belgien und Großbritannien (bis 1861) im Vergleich, Thomas Nicklas (Reims)

09.30 Uhr
Königsutopien im 19. Jahrhundert, Christine Tauber (München)

10.00 Uhr
Kaffeepause/Coffeebreak

10.15 Uhr
Hof und höfisches Zeremoniell unter Wilhelm II., Martin Kohlrausch (Bochum)

10.45 Uhr
Diskussion/Discussion

V. Mediale Praxis
Moderation/Chair: Karina Urbach (London)

11.00 Uhr
Manipulation oder Kooperation? Die Pressepolitik der Royal Family zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Ein Erfahrungsbericht, Ulrike Grunewald (Mainz)

11.30 Uhr
Abschlussdiskussion/Discussion

12.00 Uhr
Ende der Tagung

Fakultativer Besuch einer Sonderausstellung im Schloss Rosenau mit Besichtigung der Privatgemächer Prinz Alberts.

Kontakt

Prof. Dr. Dieter Weiß

Prinz-Albert-Gesellschaft e. V.
0921/553931

prinz-albert-gesellschaft@uni-bayreuth.de

http://www.prinz-albert-gesellschaft.uni-bayreuth.de/de/index.html
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