Industriekultur 2020. Positionen und Visionen für Nordrhein-Westfalen

Industriekultur 2020. Positionen und Visionen für Nordrhein-Westfalen

Veranstalter
Land NRW; Landschaftsverbände LVR und LWL; Regionalverband Ruhr (RVR); Stadt Dortmund
Veranstaltungsort
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern u.a.
Ort
Dortmund
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.11.2011 - 12.11.2011
Deadline
20.10.2011
Von
Abeck, Susanne

In Nordrhein-Westfalen ist in den letzten Jahrzehnten eine weltweit einmalige industriekulturelle Landschaft entstanden ‒ mit Industriemuseen, denkmalgeschützten Erinnerungsstätten der Industriearbeit, Symbolen des Strukturwandels und Spielstätten für die Kultur. Die Industriekultur ist ein Alleinstellungsmerkmal für ganz NRW, dessen Stärken in ihrer authentischen Substanz sowie in ihren Themen und Angeboten für Kultur, Bildung und Tourismus in einem bis heute vitalen Industrieland liegen.

Vor diesem Hintergrund führen die Akteure der Industriekultur in Nordrhein-Westfalen am 11. und 12. November 2011 gemeinsam die Tagung „Industriekultur 2020. Positionen und Visionen für Nordrhein-Westfalen“ durch und diskutieren mit Vertretern und Vertreterinnen aus den Bereichen Kultur, Bildung, Politik, Wissenschaft und Touristik über Gegenwart und Zukunft der Industriekultur.

Vier Leitfragen stehen am ersten Tag im Mittelpunkt: Welche Rolle kommt der Industriekultur in Zukunft zu, über ihre Bedeutung für die Identitäten von Teilregionen wie dem Ruhrgebiet hinaus, als ein Alleinstellungsmerkmal eines Kernlandes der Industrie? Welche Funktion kann die Industriekultur im Spannungsfeld ökonomischer Interessen und kultureller Belange für die Entwicklung der Kommunen und einzelner Regionen im Prozess des Strukturwandels einnehmen? Wie kann die Vielfalt dieser industriekulturellen Landschaft in ihrer ganzen Bandbreite vom Weltkulturerbe bis zum bürgerschaftlichen Netzwerk nachhaltig gesichert und konsolidiert werden? Wo verortet sich Industriekultur im Konzert der kulturellen Angebote, im Spannungsfeld von Event- und Erinnerungskultur, wo liegen dabei Zukunft und Rolle der klassischen Industriemuseen?

In den Sektionen des zweiten Tages öffnet sich die Industriekultur dem interdisziplinären Dialog mit Denkmalpflege und Kunst, Wissenschaft und Schule, um ihre Zukunftspotentiale auszuloten und zu klären, wie der Schritt von der Bewahrung der industriellen Erinnerungskultur hin zur Teilnahme an der Gestaltung der postindustriellen Gegenwart und Zukunft erfolgen kann. Die Sektionen beschäftigen sich mit den Industriemuseen als Lern- und Bildungsorte in einer durch kulturelle Vielfalt geprägten postindustriellen Gesellschaft, mit den für die Industriekultur charakteristischen regionalen und internationalen Netzwerken, mit nachhaltigen Trägerstrukturen sowie mit dem Industriedenkmal als Ressource und Potential. Den roten Faden bildet dabei die Frage nach kritischer Bilanz und anschlussfähiger Weiterentwicklung.

Ein zentrales Ergebnis der Tagung soll die Verabschiedung einer gemeinsamen Erklärung über die künftige Entwicklung der Industriekultur in Nordrhein-Westfalen werden.
„Industriekultur 2020“ richtet sich an die kulturpolitischen Akteure in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus an Vertreter und Vertreterinnen aus der Politik, der Museumsszene, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, an Denkmalpfleger, Städtebauer und Touristiker, Fachwissenschaftler und Studierende sowie an interessierte Laien, Angehörige industriekultureller Initiativen und Geschichtsvereine.

Programm

Freitag, 11.11.2011

09.00
Anmeldung

09.30
LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch, LVR-Direktorin Ulrike Lubek, Ullrich Sierau, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Carola Geiß-Netthöfel, Direktorin des RVR: Positionen und Visionen.
Moderation: Anke Bruns

10.00
Harry K. Voigtsberger, Minister für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: Erfolge, Potentiale und Chancen der Industriekultur in NRW

10.30
Prof. Dr. Helmuth Albrecht (TU Freiberg): NRW-Industriekultur im kritischen nationalen und internationalen Vergleich

11.00
Kaffeepause

11.30
Sektion 1: Industriekultur im Spannungsfeld äußerer Ansprüche

Prof. Dr. Hans-Peter Noll (RAG Montan Immobilien GmbH) : Industriedenkmale als Nukleus für Stadterneuerung und –entwicklung

Dipl.-Betriebswirtin (FH) Christiane Baum (concept & beratung, ERIH): Industriekultur und Tourismus – eine schwierige Beziehung?

12.30
Mittagessen

14.00
Sektion 2: "Flagschiffe" versus Netzwerke der Industriekultur

Prof. Dr. Jörg Haspel (Landeskonservator Berlin, Vizepräs. Deutsches Nationalkomitee ICOMOS): Industriekulturelles Welterbe zwischen Einzeldenkmal und industriell geprägter Kulturlandschaft

Eusebi Casanelles (ehem. Präsident TICCIH): Einheit in der Vielfalt: regionale Netzwerke in Europa

15.00
Sektion 3: Industriekultur zwischen Geschichtsvermittlung und Eventkultur

Dr. Norbert Sievers (Kulturpolit. Gesellschaft), Prof. Dr. Ulrich Borsdorf (Ruhr Museum), Dr. Meinrad Grewenig (Völklinger Hütte).
Moderation: Anke Bruns

16.00
Kaffeepause

16.30
Sektion 4: Wege und Visionen
Moderation: Anke Bruns

- Stephan Sensen (WasserEisenLand e.V.): Möglichkeiten und Grenzen der ehrenamtlichen Arbeit in den Netzwerken
- Dr. Dieter Nellen (RVR): Industriekultur zwischen Innovation und regionaler Gestaltungsautonomie
- Jörg Stüdemann (Kulturdezernent Stadt Dortmund) und Andreas Bomheuer (Kulturdezernent Stadt Essen): Bündelung der industriekulturellen Kompetenz für Denkmalpflege, Stadtentwicklung, Raumplanung und Vermarktung
- Dr. Barbara Rüschoff-Thale (LWL-Kulturdezernentin): Bildung, Erlebnis und Vielfalt. Die Industriemuseen in der postindustriellen Gesellschaft
- Milena Karabaic (LVR-Kulturdezernentin): Netzwerke neu denken: Eine Charta „Zukunft Industriekultur in NRW“

18.00
Cocktails / Führung Maschinenhalle Zeche Zollern
Intervention „Auf Immer und Ewig“: Studierende der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur / HS OWL, Leitung: Prof. Dipl.-Ing. Rebekka Reich, Prof. Frank Nickerl

20.30
Abfahrt zur Kokerei Hansa
Abendessen
Nachtlichtführung durch die Kokerei Hansa

Samstag, 12.11.2011

09.00
3 Parallelsektionen

Sektion 5: Innovation durch Partizipation. Industriemuseen in der postindustriellen Gesellschaft, Tagungsort: Zeche Zollern
Begrüßung und Einführung: Dr. Dagmar Kift (LWL)

09.30
Impulse: Anforderungen an die Industriemuseen als Bildungsorte
Moderation: Beatrix Commandeur (LVR)

- Prof. Dr. Bernd Faulenbach (Ruhr-Universität Bochum)
- Viola Kelb (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung)
- Anja Hoffmann (Bundesverband Museumspädagogik)
- Birger Gesthuisen (WDR)

10.45
Kaffeepause

11.15
Modellprojekte

- Mats Staub (Verein zwischen_produktionen): Das Langzeitprojekt „Meine Großeltern | Erinnerungsbüro“ (angefragt)
- Susanne Gesser (historisches museum frankfurt): Das „Stadtlabor“ im partizipativen Museum
- Dr. Anja Dauschek (Stadtmuseum Stuttgart): Stadtgeschichte und Zuwanderung
- Mag. Regina Wonisch (Universität Klagenfurt): Interventionen. Das Projekt „Frauenzimmer und Männerwelten“ des Wien Museums
- Dr. Carola Marx (Deutsches Hygienemuseum Dresden): Lernen im Museum
- Dr. Gordon Kampe (Folkwang Universität der Künste): „Ruhrgebietsklänge“ cross-over

13.00
Mittagessen

14.00
Parallelworkshops

Workshop: Generationswechsel und Zielgruppenvielfalt
Moderation: Anja Hoffmann (LWL)

Der demografische Wandel hat den Blick der Museumsmacher auf ihre Gäste geschärft. Frühkindliche Bildung, lebenslanges Lernen, kulturelle Teilhabe für alle bestimmen die aktuellen Leitbilder und Angebote eines Museums. Das stellt die Industriemuseen vor die Herausforderung, neue Formen von Partizipation, Interaktion und Inklusion zu entwickeln, die auf den besonderen Möglichkeiten dieses speziellen Museumstyps aufbauen. Sie sollen im Workshop aus unterschiedlichen Perspektiven heraus diskutiert werden. Teilnehmende:

- Nicole Scheda (LVR): Inklusion im LVR-Industriemuseum
- Anette Plümpe (Schulkoordinatorin Heldenwerkstatt): Bildungspartnerschaft Schule und Museum
- Claudia Ohmert (Kunsthalle Emden): Realismus-Kontor. Ein interaktives Kunstprojekt (angefragt)
- Claudia Wasner (Sächsisches Industriemuseum): Die Arbeit mit Ehemaligen

Workshop: Kulturelle Vielfalt
Moderation: Dr. Dagmar Kift (LWL)

Arbeitsmigration war ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung der modernen Industriegesellschaften und nimmt im Zuge der Globalisierung weiter zu. Der Schwerpunkt der musealen Darstellung von Migration lag zunächst auf den Aspekten Zuwanderung und Integration und verschiebt sich nun allmählich auf den Gesichtspunkt der kulturellen Vielfalt. Das erfordert für die Zukunft eine Erweiterung des Themenspektrums und des Sammlungsbestandes sowie eine Überprüfung der Vermittlungsformate. Diskutiert werden soll, wie die Industriemuseen künftig den Anforderungen nach Partizipation und Dialog Rechnung tragen können, welche Probleme es gibt und wo die Chancen liegen. Teilnehmende:

- Dietmar Osses (AK Migration im DMB): Migration und Museum
- Annette Kritzler (Borsigplatz Verführungen): Kulturvielfalt vor Ort
- Dietmar Paaß (VHS Bergisch Gladbach): Deutsch lernen im Industriemuseum
- Dr. Katharina Neufeld (Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte): Heimat und Integration
- Mehmet Soyhun (Beauftragter der DITIB für interreligiösen Dialog Dortmund/Essen): Islam im Dialog

Workshop: Kompetenzvielfalt
Moderation: Beatrix Commandeur (LVR)

Industriemuseen sind begeh- und „begreif“bare Denkmale, kommentierte authentische Orte mit der zusätzlichen Faszination der alte Technik in Funktion. Damit sprechen sie in besonderer Weise alle Sinne ihrer Besucherinnen und Besucher an. Handlungsorientierte Vermittlungsangebote vermitteln hier nicht nur industriegeschichtliches Wissen, sondern fördern auch andere Kompetenzen wie technische Fertigkeiten oder Teamwork. Sie erfahren derzeit eine Erweiterung ihres Themen- und Methodenspektrums, und die Industriekultur wird Material und Inspiration für künstlerische Projekte, vor allem mit Schülern. Im Dialog mit Vertretern von Schule und Lehrerausbildung zieht der Workshop eine erste kritische Bilanz und diskutiert die Zukunftsfähigkeit der alten und neuen Vermittlungsformate. Teilnehmende:

- Christiane Syré (LVR): „History Slam“
- Anke Troschke (Freie Museumspädagogin): “Leonardo for ever”
- Barbara Kolb (Staatliches Textil‐ und Industriemuseum Augsburg TIM): Künstlerisch‐praktische Experimente mit Kindergartenkindern
- Kristina Lange (Studienseminar Recklinghausen): Industriemuseen als Bildungsorte. Perspektiven aus der zweiten Phase der Lehrerausbildung (Vorbereitungsdienst)

15.30
Kaffeepause

16.00
Zusammenführung der Ergebnisse

Sektion 6: Industriekultur(netzwerke) in den Regionen - am Beispiel des Bergischen Landes, Treffen und Abfahrt: Parkplatz Zeche Zollern

Industriekultur ist in vielen alten Industrieregionen Nordrhein-Westfalens seit langer Zeit Gegenstand der Denkmalpflege, der Musealisierung und schließlich des Standortmarketings. Die Rahmenbedingungen sind jeweils spezifisch, nicht alle Regionen verfügen über Leuchtturmprojekte von überregionaler Ausstrahlung. Doch an vielen Stellen sind Netzwerk-Strukturen zur musealen und touristischen Aufarbeitung des industriekulturellen Erbes entstanden. Auf einer Exkursion in das Bergische Land sollen die Schwierigkeiten und Chancen diskutiert und die Kooperation zwischen den relevanten Akteuren weiterentwickelt werden.

09.00
Abfahrt

10.00
Besichtigung Museum Wülfing, Radevormwald-Dahlerau

10.45
Rainer Klenner (Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen): Industriekultur-Netzwerke in NRW

11.15
Fahrt nach Solingen
Hans Joachim de Bruyn-Ouboter: Der Bergische Ring

12.00
Besichtigung LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs

12.30
Mittagessen

13.30
Vorträge

Dr. Jochem Putsch: Das LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs und seine Netzwerke

Stephan Sensen: Das Netzwerk WasserEisenLand

14.10
Statements
Moderation: Dr. Markus Krause (LVR)

- Bodo Middeldorf (Bergische Entwicklungsagentur)
- Wilhelm Matthies (Netzwerk Industriekultur Bergisches Land e.V.)
- Dr. Walter Hauser (LVR-Industriemuseum)
- Dr. Eberhard Illner (Historisches Zentrum Wuppertal)
- Hans-Jochen de Bruyn-Ouboter (Der Bergische Ring)

14.35
Diskussion

15.15
Rückfahrt nach Dortmund

Sektion 7: Das Industriedenkmal als Ressource und Potential, Tagungsort: Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund (mit Exkursion zur Kokerei Zollverein)

Tagungsort: Dortmunder U

Seit den 1970er Jahren hat sich die Erhaltung von historischen Industriebauten zu einem regelrechten Boomsektor der Denkmalpflege entwickelt. Heute stehen neugenutzte Wassertürme und Fördergerüste, Gasometer oder Speicherbauten nicht nur für einen progressiven Umgang mit der industriellen Vergangenheit: Die Stadtwerbung nutzt historische Industriebauten als „Logos“, und die markante Silhouette des Doppelbock-Fördergerüstes der Weltkulturerbe-Zeche Zollverein XII diente der erfolgreichen Bewerbung Essens (und des Ruhrgebietes) um den Rang der „Kulturhauptstadt Europas 2010“ als Flaggschiff. Die Sektion stellt ein breites Spektrum unterschiedlicher, nicht-musealer Transformationen vor und diskutiert die Gründung eines Netzwerkes, das das mittlerweile erworbene Wissen um Erhaltung, Umnutzung und Vermarktung bündelt und zugänglich macht.

08.45
Begrüßung und Einführung: Dipl.-Ing. Norbert Tempel (LWL, TICCIH)

09.00
Vorträge

- Axel Föhl (ehem. Industriedenkmalpfleger LVR, TICCIH): Vierzig Jahre Industriedenkmale NRW. Neuer Nutzen im industriellen Erbe
- Ursula Mehrfeld (Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur): Umnutzung von Industriedenkmalen. Praxisbeispiele aus der Arbeit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
- Heinz Hueppe (Phoenix-See-Entwicklungsgesellschaft): Strukturwandel und Entwicklung der Gelände Phoenix-West und Phoenix-See in Dortmund

10.30
Kaffeepause

11.00
Exkursion zur Kokerei Zollverein, Essen

12.00
Vorträge

- Heinrich Böll (Architekten): Umbau und Umnutzung von Industrieanlagen
- Dr. Hildebrand de Boer (ehem. Industriedenkmalpfleger NL): Rettung von Industriedenkmalen durch neue Modelle kommunaler Altstandortentwicklungen in den Niederlanden (angefragt)
- Dr. Stefan Brüggerhoff (Deutsches Bergbaumuseum Bochum): Erfahrungen verfügbar machen. Vom Aufbau einer Expertenplattform zur Erhaltung von Industriedenkmälern

13.30
Mittagessen

14.30
Zukunftsworkshop "Transferstelle Industriekultur"

Impulse: Jörg Studemann (Kulturdezernent Stadt Dortmund)

15.30
Rückfahrt nach Dortmund

16.30
Plenum Zeche Zollern: Kurzberichte, Verabschiedung. Moderation: LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale / Dirk Zache (Direktor LWL-Industriemuseum)

17.30
Transfer zum Dortmunder Hauptbahnhof

Auf Zeche Zollern: Jahrestreffen TICCIH

Kontakt

Dr. Dagmar Kift

LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Grubenweg 5, 44388 Dortmund
0231-6961140
0231-6961140
dagmar.kift@lwl.org

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