'Translating Europe'. Europabilder und ihre Übersetzungen

'Translating Europe'. Europabilder und ihre Übersetzungen

Veranstalter
Frank Bösch/Ariane Brill/Florian Greiner, Verbundprojekt "Lost in Translation. Europabilder und ihre Übersetzungen"
Veranstaltungsort
Hauptgebäude Uni Gießen, Ludwigstraße 23, Gustav-Krüger-Saal
Ort
Gießen
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.06.2011 - 02.07.2011
Von
Frank Bösch

Europa ist kein festes geographisches, politisches oder kulturelles Gebilde. Vielmehr ist es ein durch Diskurse geschaffenes Konstrukt und somit ein „imaginärer Kontinent“. So entsteht Europa dort, „wo Menschen von Europa reden und schreiben […], wo Menschen Europa imaginieren und visualisieren […]“ (Wolfgang Schmale). Europavorstellungen sind folglich historisch das Ergebnis eines komplexen und fortwährenden Aushandlungs- und Übersetzungsprozesses, welcher auf den verschiedensten gesellschaftlichen Ebenen abläuft. Damit ist es keinesfalls auf die Ebene der Politik oder Höhenkammliteratur beschränkt, sondern kommt ebenso in alltäglichen Kontexten zum Vorschein. Die bisherige Forschung wählte jedoch oft eine „top down“-Perspektive auf die Europäisierung im 20. Jahrhundert und blickte vornehmlich auf die Außen- und Integrationspolitik der europäischen Nationen sowie ihre Ideengeschichte. Dagegen untersucht die Tagung Wege, Formen und Folgen des Europabewusstseins jenseits der offiziellen Europäischen Integrationsgeschichte. Wie diese Vorstellungen zwischen unterschiedlichen Ländern, Öffentlichkeiten und Akteuren übersetzt wurden, bildet eine Leitfrage der Konferenz.

Eine Teilnahme an der Tagung ist kostenlos möglich.

Programm

Donnerstag, den 30.6.2011

13.00-13.30 Uhr Empfang und Anmeldung

13:30-14:00 Uhr Einführung
Frank Bösch (Gießen): „Translating Europe“: Zugänge zu Europavorstellungen im 20. Jahrhundert

14:30-16:15 Uhr Die „europäische Moderne“ vor 1945
Florian Greiner (Gießen): Die europäische Idee in der Hochmoderne. Printmediale Europa-Übersetzungen, 1914-1945

Jürgen Nielsen-Sikora (Köln): Zeit der Hölle und Engel der Geschichte. Die europäische Moderne in Walter Benjamins geschichtsphilosophischen Schriften der 1930er-Jahre

Kommentar: Wolfgang Schmale (Wien)

Kaffeepause

16:45-18:30 Uhr Religiöse Europabilder in der Hochmoderne
Sabine Lauderbach (Mainz): Papst Benedikt XV. und die Entwicklung des Europagedankens (1914-1922)

Regine Hömig (Mainz): Katholische Europa-Konzeptionen in der Zwischenkriegszeit in Deutschland und Österreich

Kommentar: Guido Thiemeyer (Cergy-Pontoise)

19:00 Uhr Keynote [im Margerete-Bieber-Saal]

Wolfgang Schmale (Wien): „Der europäische Mensch“: Europa- und Kolonialdiskurse nach 1945

Ca. 20:30 Uhr Abendessen (Takt, Ludwigsstraße 30)

Freitag, den 01.07.2011

9:00-10:45 Uhr Europabilder in der kolonialen Agitation
Florian Wagner (Freiburg): Kolonialverbände in Deutschland, Frankreich und Spanien: Von der kolonialpraktischen Kooperation zum „europäischen Ideal“ (1880-1940)

Christian Methfessel (Berlin): Europavorstellungen und die Darstellung von Kolonialkriegen und imperialistischen Interventionen in der englischen und deutschen Presse von der Mitte der 1890er Jahre bis 1911

Kommentar: Winfried Speitkamp (Kassel)

Kaffeepause

11.15-13.00 Uhr Europabilder in kolonialen Imaginationen
Sarah Ehlers (Berlin): Europäer in den Kolonien. Internationale Kooperation in den Schlafkrankheitskampagnen 1900-1945

Susanne Grindel (Braunschweig): Europa als koloniale Erinnerungsgemeinschaft? Die Darstellung des europäischen Kolonialismus in deutschen, englischen und französischen Schulbüchern
Kommentar: Dirk van Laak (Gießen)

13:00-14:30 Uhr Mittagspause

14.30-16.45 Uhr Transnationale mediale Europadiskurse nach 1945
Ariane Brill (Gießen): Antikommunistische Wirtschaftsgemeinschaft? Europa-Diskurse in deutschen, britischen und amerikanischen Printmedien 1945-1980

Sven de Roode (Den Haag): Europa im Spiegel der Nation: die Bedeutung nationaler Selbst- und Fremdbilder in der Wahrnehmung der europäischen Integration in der deutschen, englischen und niederländischen Presse in den 1950er und 1990er Jahren

Christina Norwig (Gießen/Göttingen): Junges Europa: Textliche, visuelle und performative Übersetzungen von Europakonzepten in Jugendprojekten und -publikationen der 1950er Jahre

Kommentar: Adelheid von Saldern (Hannover)

Kaffeepause

17:00-18:45 Uhr Osteuropäische Europabilder
Christian Domnitz (Frankfurt a.d. Oder): Zwischen Untergrund und Parteidiktion. Transfer und Aneignung von Europanarrativen im Staatssozialismus 1975-1989

Paulina Gulińska-Jurgiel (Potsdam): Europa als Prüfstein. Postdiktatorische Diskurse des polnischen Parlaments

Kommentar: Claudia Kraft (Erfurt)

19.30 Uhr Abendessen

Samstag, den 02.07.2011

9:00-11:45 Uhr Europakonstruktionen von außen

Keynote: Adelheid von Saldern (Hannover): Vertraute Alterität. Europa im Blick amerikanischer Gesellschaftsdiskurse des frühen 20. Jahrhunderts

Jan Logemann (Washington): Transatlantic Perspectives: Europe in the Eyes of European Immigrants to the United States, 1940-1980

Jens Ruppenthal (Köln): Europa vom Wasser aus. Die Form des Kontinents aus der Sicht deutscher Segler 1950-1980
Kommentar: Hartmut Kaelble (Berlin)

Kaffeepause

12:00-ca. 12:30 Uhr Abschlussdiskussion
Moderation: Frank Bösch (Gießen)

Kontakt

Florian Greiner

Historisches Institut, JLU Gießen

<Florian.Greiner@geschichte.uni-giessen.de>

http://www.lost-in-translation.org/
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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