Preisbildung auf städtischen Kunstmärkten des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit

Preisbildung auf städtischen Kunstmärkten des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit

Veranstalter
XII. Irseer Arbeitskreis für vorindustrielle Wirtschafts- und Sozialgeschichte / Prof. Dr. Mark Häberlein; Dr. Markwart Herzog; Christof Jeggle; Dr. Heinrich Lang; in Kooperation mit Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke
Veranstaltungsort
Schwabenakademie
Ort
Irsee
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.03.2012 - 01.04.2012
Deadline
30.06.2011
Von
Christof Jeggle

- see English version below -

Kunstwerke gelten als besondere Objekte, um Verfahren der Preisbildung zu erforschen, denn sie entziehen sich weitgehend einem instrumentellen, über die Absicht ästhetischer Repräsentation hinausführenden Gebrauch. Bei der Wertschätzung von Kunstwerken dominierte die Bewertung der ästhetischen Gestaltung diejenige des materiellen Wertes in dem Maß, wie Künstler als eigenständige Berufsgruppe und deren Werke von kunsthandwerklicher Produktion unterschieden wurden. Für die Existenz der Produzenten von Kunstwerken war die Differenz zwischen Materialwert und Verkaufspreis entscheidend. Der Produktionsprozess beeinflusste ebenfalls die Bewertung von Kunstwerken.

Bei Einzelstücken, die einem Auftraggeber zugeeignet waren, wurden in Verträgen die Größe der Objekte, die zu verwendenden Materialien, die Auswahl der Motive und bei namhaften Künstlern auch der Anteil, den die Meister selbst auszuführen hatten, vereinbart und durch Preise bewertet. Erfolgreiche Künstler konnten ihren Namen als eine Art Markenproduktlabel einsetzen und diese Qualität in die Preisbildung einfließen lassen. Neben den Einzelwerken etablierte sich die serielle Produktion von Kunstwerken, die die Nachfrage nach Werken bestimmter ästhetischer Strömungen, nach unterschiedlichen Materialien und Techniken oder stilistischen Moden bediente.

Im Laufe ihrer Existenz konnten Kunstwerke beider Provenienzen erheblichen Schwankungen und Konjunkturen bei der Bewertung durch Preise unterliegen. Die Kunstmärkte differenzierten sich: Neben dem Verkauf durch die Künstler selbst entwickelten sich durch (Kunst-)Agenten Einkaufsnetzwerke sowie ein professionalisierter Kunsthandel mit variierenden Vertriebsformen wie Galerien, Auktionen, denen verschiedene Preisbildungsverfahren zugrunde lagen, öffentlichen Kunstmärkten und dem Handel auf Gebrauchtwarenmärkten. Da der Evaluierung ästhetischer Qualitäten nur zum Teil objektivierbare Kriterien zugrunde liegen, waren die kennerhafte Einschätzung sowie die Expertise von Connaisseuren im Kunsthandel von großer Bedeutung und kunstkritische Diskurse beeinflussten durch ihre Bewertungen die Preisbildung.

Ausgehend von diesen Überlegungen werden für die 12. Tagung des Irseer Arbeitskreises für vorindustrielle Wirtschafts- und Sozialgeschichte, die vom 30. März bis 1. April 2012 in der Schwabenakademie Irsee stattfinden wird, Vorschläge (mit Titel, Abstrakt, Name, Anschrift) für Beiträge aus allen einschlägigen Fachgebieten gesucht, die Prozesse der Preisbildung auf städtischen Kunstmärkten des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit in systematischen und empirischen Fallstudien untersuchen und sich nicht auf den Ankauf einzelner Objekte zum Beispiel durch Höfe beschränken. Die Vorschläge bitte bis 30. Juni 2011 an Christof Jeggle <c.jeggle@web.de> und Andreas Tacke <tacke@uni-trier.de> schicken.

Die Vortragsdauer beträgt 30 Minuten, für jeweils zwei Vorträge sind 30 Minuten Diskussion vorgesehen. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Die Tagung wird in Kooperation mit dem ERC-Projekt artifex durchgeführt.

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Price formation on late medieval and early modern urban art markets

Works of art are considered of being particularly interesting objects for analysing procedures of price formation, because they escape instrumental use beyond the aim of aesthetic representation. In the pricing of works of art, the aesthetic design dominated the evaluation in favour of the material value as much as artists constituted a professional group of their own and their works were distinguished from craftwork. For the survival of the producers of works of art the margin between the value of the material and the price of sale was crucial. The processes of production also influence the pricing of works of art.

For single pieces, dedicated to a particular patron, the size of the object, the materials to be used, the selection and arrangement of the motifs and in case of well-known artists also the part the masters had to do themselves were precisely settled and priced in written contracts. Successful artists could employ their name as a kind of branded label and include this quality in the formation of prices. Besides the single pieces serial productions of works of art were established to serve the demand for particular aesthetic trends, varying materials or techniques and fashions.

During their existence works of art of both proveniences could pass through significant changes and varying trends in the evaluation of their prices. Different kinds of art markets developed, besides the sales of the artists themselves agents (specialized on art) constituted networks for selling art, a professionalized art trade was established with galleries and art auctions with different procedures of price formation, as well as the trade on second hand markets. Since the evaluation of aesthetic qualities is only in part based on objective criteria, the expertise and knowledge of connoisseurs were of great relevance for the art trade and discourses of art criticism influenced the formation of prices.

The Irsee working group for preindustrial economic and social history is organizing annually conferences at the Schwabenakademie Irsee to offer an international and interdisciplinary fore for discussing current topics of research. The organizers are looking for proposals for papers (with title, abstract, name, address, affiliation) from all relevant fields of research analyzing the formation of prices on medieval and early modern urban art markets in systematic and empirical case studies. These should not be restricted to the sale of single pieces of works of art to a court etc. Please send your proposal until 30 June 2011 to Christof Jeggle <c.jeggle@web.de> and to Andreas Tacke <tacke@uni-trier.de>. The time for each presentation will be 30 minutes, for two presentations there will 30 minutes of discussion. The conference languages are German and English. The conference is organized in cooperation with the ERC-project artifex.

Programm

Kontakt

Christof Jeggle

Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Neuere Geschichte
DFG-Projekt « Märkte - Netzwerke - Räume »
Fischstr. 5/7
D-96045 Bamberg

Mail: c.jeggle@web.de

http://www.uni-bamberg.de/hist-ng/leistungen/transfer/irseer-ak/
Redaktion
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