GSU-Nachwuchstagung Stadtgeschichte

GSU-Nachwuchstagung Stadtgeschichte

Veranstalter
Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU)
Veranstaltungsort
TU Darmstadt
Ort
Darmstadt
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.09.2011 - 23.09.2011
Deadline
04.04.2011
Website
Von
Dieter Schott

Neue Deadline: 4. April 2011

Die GSU betrachtet als eine ihrer wichtigsten Aufgaben die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich der historischen und interdisziplinären Stadt- und Urbanisierungsforschung. Dazu veranstalten wir in zweijährigem Rhythmus Nachwuchstagungen, auf denen einschlägige Dissertations- und Habilitationsprojekte präsentiert und diskutiert werden. Die nächste Nachwuchstagung wird im September 2011 in Darmstadt stattfinden und zeitlich mit einem Workshop der GSU zum Thema „Stadt und Moderne“ gekoppelt sein.

Zur Teilnahme sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgerufen, die mit klarem Stadtbezug in historischer Perspektive zu folgenden Themenfeldern arbeiten:

Protest und Gewalt – Segregation – Religion –1970er-Jahre als Umbruchsphase

Protest und Gewalt

Unbefriedigt bleibende Ansprüche auf Partizipation an städtischen, aber nicht nur städtischen Angelegenheiten sind seit dem Mittelalter immer wieder der Anlass für Proteste im städtischen Raum gewesen, ohne mit dieser Allgemeinaussage voreilige Parallelen zwischen Zunftunruhen und Stuttgart 21 ziehen zu wollen. Dabei waren die Formen dieses Protestes ungemein vielfältig. Er konnte gewalttätig ausfallen, musste es aber nicht. Umgekehrt besaß nicht jeder kollektive Gewaltausbruch den Charakter des Protestes. Da eine klare Grenzziehung aber kaum möglich ist und etwa die Kriminalität jugendlicher Banden um 1900 durchaus auch als Protest zu interpretieren ist, zielt die Sektion der GSU-Nachwuchstagung auf eine zeitlich und thematisch breite Gesamtschau von Protest- und Gewaltformen im städtischen Raum.

Segregation

Die Segregation verschiedener Bevölkerungsgruppen in städtischen Teilräumen wurde von der älteren Stadtgeschichts- und Sozialforschung primär als Ausgangspunkt sozialer Missstände und Konflikte betrachtet und daher kritisch bewertet. In letzter Zeit werden verstärkt auch andere Aspekte, wie z.B. die Funktion homogener sozialer Milieus als „erster Anlaufpunkt“ für Immigranten, hervorgehoben und teilweise neue Ansätze („Fragmentierung“, „kommunikative Brücken“ usw.) für die Analyse der komplexen Ursachen und Folgen von Segregation entwickelt. Vor allem aber richtet sich das Interesse jetzt dezidiert über die ältere, auf soziale Schichten konzentrierte Segregations-Forschung hinaus auch auf ethnische, alters- und lebensstilbezogene Dimensionen. In diesem Zusammenhang sind Beiträge zum Wechselverhältnis zwischen sozialer Segregation, Vielfalt und Wandel von Haushaltsformen und Familienstrukturen und ihre Auswirkungen etwa auf neue Wohnformen bzw. auf städtische Planungs- und Entwicklungspolitik erwünscht.

Religion

Während die Frage nach der Bedeutung von Religion im städtischen Handlungsrahmen in der Mittelalter- und Frühneuzeitforschung lange etabliert ist, wird die Rolle von Religion in der urbanen Moderne selten thematisiert. Innerhalb des Säkularisierungsparadigmas wird ihr höchstens ein Platz in der Sphäre des Privaten eingeräumt. Dagegen hat vor allem die Geschlechtergeschichte betont, dass Religion im 19. und 20. Jahrhundert ein vitaler Faktor bei der Gestaltung des öffentlichen Raums blieb: als (weibliche) Handlungsressource, etwa im Rahmen städtischer Fürsorgeaktivitäten, aber auch als Terrain von Konflikten und Gewalt. In dieser Sektion sollen Projekte vorgestellt werden, die religiöse Praktiken und Erfahrungen in verschiedenen Epochen thematisieren; etwa die Rolle religiöser Diaspora-Identitäten für MigrantInnen, Umnutzungen von Kirchen für profane bzw. Fabrikgebäuden für sakrale Zwecke, Zusammenhänge von Konsum und Kult, religiöse Konnotationen von Stadtutopien und (anti-)urbanen Reformbewegungen u.v.a.m.

1970er-Jahre als Umbruchsphase

Im städtischen Kontext stehen die 1970er-Jahre für eine Umbruchsphase: Seit Mitte der 1950er-Jahre war die Stadtentwicklung von einem auf technische Innovationen und stetiges Wirtschaftswachstum gegründeten Fortschrittsglauben geprägt. Dies manifestierte sich im Bau von industriell-standardisierten Großsiedlungen und dem Konzept der autogerechten Stadt. Nachdem der Glaube an eine primär an Wirtschaft orientierte Entwicklung nach dem Krisenjahr 1973 wich, wandten sich die Städte stärker ihrem historischen Kern zu und werteten die Kultur als Element der Stadtentwicklung auf. Wie sahen die Vorstellungen über das Leben in der "nachökonomischen Stadt" aus? Von welchem Kulturbegriff wurden sie getragen? In dieser Sektion sollen Projekte diskutiert werden, die aus verschiedenen Perspektiven diesen Paradigmenwechsel untersuchen, vor allem hinsichtlich Stadtpolitik und -planung, Akteurskonstellationen (Verwaltung, Bürgerinitiativen, öffentliche Foren) sowie innovativen Wohn-, Kultur- und Freizeitformen.

Besonderes Interesse besteht an theoriegeleiteten, methodisch innovativen und interdisziplinär anschlussfähigen Projekten.

Die Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung übernimmt die Kosten für die Unterkunft der Referenten / Referentinnen und leistet einen Zuschuss zu den Reisekosten.

Erwartet wird ein ca. 20-minütiger Vortrag, dem sich eine etwa gleich lange Diskussion anschließt. Von den ReferentInnen wird außerdem etwa zwei Wochen vor der Tagung ein Text von 4.000-6.000 Worten als Diskussiongrundlage erwartet.

Interessenten schicken bitte bis zum 04. April (neuer Bewerbungsschluss) eine Kurzfassung ihres Forschungsvorhabens (1/2 – 1 Seite) sowie einen kurzen Lebenslauf per Mail bitte an:

Prof. Dr. Dieter Schott
Institut für Geschichte, FB 02
TU Darmstadt
Marktplatz 15
64283 Darmstadt

e-mail: amenta@pg.tu-darmstadt.de

Eine Auswahl der eingereichten Projekte erfolgt bis Mitte Mai 2011

Programm

Kontakt

Dieter Schott

Institut für Geschichte, TU Darmstadt
06151-162044
06151-163992

schott@pg.tu-darmstadt.de


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Deutsch
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