Ausgestelltes Wissen - Ausstellungen als Modus und Medien der Wissenskommunikation im 20. Jahrhundert. Workshop für NachwuchsforscherInnen

Ausgestelltes Wissen - Ausstellungen als Modus und Medien der Wissenskommunikation im 20. Jahrhundert. Workshop für NachwuchsforscherInnen

Veranstalter
Christian Sammer / Thomas Steller (Universität Bielefeld); Christian Vogel (Universität Tübingen)
Veranstaltungsort
Internationales Begegnungszentrum; Morgenbreede 35; 33615 Bielefeld
Ort
Bielefeld
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.07.2011 - 23.07.2011
Von
Christian Sammer (Bielefeld); Thomas Steller (Bielefeld); Christian Vogel (Tübingen)

Während Museen in ihrer thematischen und phänomenologischen Bandbreite sowie in ihrer Rolle als bedeutende „Sinnstifter“ spätestens seit Mitte der 80er Jahre in den Fokus interdisziplinärer Forschung geraten sind, wurde einem eng verwandten Präsentationsformat bislang weniger Aufmerksamkeit geschenkt: der Ausstellung.

Ausstellungen entwickelten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu eigenständigen kulturellen “Demonstrations- und Repräsentationsveranstaltungen“’. Verwandt mit Jahrmärkten, Messen und Museen verbanden sie Bildung und Aufklärung mit Vergnügen, Information mit Wissensvermittlung und zogen Besucherzahlen im zweistelligen Millionenbereich an. Im Hinblick auf den Doppelcharakter von Ausstellungen als Medien der Wissensvermittlung und als besondere Formen der Wissenspräsentation liegt es nahe, sie als Elemente einer Beziehungsgeschichte von Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit zu begreifen. Ausstellungen erscheinen vor diesem Hintergrund als Produkte unterschiedlicher Wissensgehalte und vielfältiger Systemrationalitäten. Als „boundary objects“ kommen in ihnen Rationalitäten unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilsysteme in jeweils eigenwillig ausgehandelten Mischverhältnissen materialisiert zum Ausdruck.

Der Nachwuchsworkshop richtet sich an diejenigen, die sich mit Ausstellungen als ausgehandelte Präsentationen von Wissensbeständen oder als Medien von Wissensvermittlung aus einer vornehmlich historischen Perspektive beschäftigen. Er soll deutsche und internationale ForscherInnen mit unterschiedlichen Forschungsperspektiven zusammenführen. Es handelt sich hierbei um ein teils exploratives Vorgehen, das thematisch und methodisch als auch im Hinblick auf die untersuchten Ausstellungen (z.B. Weltausstellungen, Spezialausstellungen, Museumsausstellungen) breit angelegt ist.

Folgende Fragenkomplexe können Inhalte des Workshops werden:

- Bei der Kommunikation wissenschaftlicher Wissensbestände wird angenommen, dass sich Ausstellungen in einem Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen Akteuren und Wissensbeständen befinden. Wie finden diese Aushandlungsprozesse statt? Wie werden diese auf diskursiver und/oder organisatorischer Ebene (z.B. Akteursnetzwerke, Finanzierungsmodi und beteiligte Institutionen) sichtbar? Welche Untersuchungsmethoden bieten sich an?

- Eine explizite Auseinandersetzung mit der Materialität und Medialität von Ausstellungen stellt ein besonderes Desiderat der Forschung dar. In diesem Zusammenhang sind Fragen nach den Praktiken des Ausstellens, Aspekten der Herstellung von Präsentationen und Objekten, stadtplanerischen Geschichtspunkten sowie nach der Zusammenarbeit von unterschiedlichen Berufsfeldern interessant.

- Welchen charakteristischen Logiken gehorchen Ausstellungen? Worin liegt dieser (medial) begründete Eigensinn von Ausstellungen und wie lässt sich dieser von anderen wissensvermittelnden Medien abgrenzen?

- Des Weiteren soll sich der Workshop der Frage nach einer systematischen und historischen Typologie von Ausstellungen sowie deren Kriterien widmen. Eine Leitfrage wäre hierzu: Inwiefern ändern sich abhängig von der Zielgruppe die Präsentationslogik der Objekte, ihre Rahmung und ihre Inszenierung?

- Ferner wird angestrebt, die Besonderheiten von Ausstellungen als historische Quellen methodologisch zu reflektieren: Wie können Ausstellungen als zeitlich wie räumlich beschränkte Quellen historiographisch untersucht werden? Wie und wodurch können diese in der Analyse kontextualisiert werden?

- Das konkrete Ausstellungserlebnis von Besuchern zu erfassen ist für die historische Forschung unter dem Schlagwort Rezeptionsforschung eine große Herausforderung. Hierfür sind Anregungen aus aktuellen museologischen Debatten willkommen.

Behandelt werden sollen diese Fragenkomplexe anhand verschiedener Fallbeispiele mit einem Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert. Sowohl historische Längs- als auch thematische Querschnitte bieten sich an (z.B. Kolonialausstellungen, Industrieschauen, medizinisch-hygienische Ausstellungen sowie Ausstellungen beispielsweise zu den Themen Geschlechtskrankheiten, AIDS, Raumfahrt). Beabsichtigt sind Vorträge von zwanzigminütiger Dauer mit anschließender, ausführlicher Diskussion. Zuschüsse für Übernachtungskosten und Reisekosten können vorbehaltlich der Finanzierung gewährt werden. Um die Zusendung eines Abstracts auf deutsch oder englisch (max. 500 Wörter) mit einem kurzen CV wird bis zum 02.05.2011 an Christian Vogel (vogel@wiss.gess.ethz.ch) gebeten.

Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge und eine anregende Diskussion.

Unterstützt von der Bielefeld Graduate School in History and Sociology der Universität Bielefeld

Programm

Vorläufiges Veranstaltungsprogramm

21.07.2011:
20:00 Abendessen

22.07.2011:
09:15 − 09:45 Einführung
09:45 − 11:15 2 Vorträge
11:15 − 11:45 Pause
11:45 − 13:15 2 Vorträge
13:15 - 14:15 Mittag
14:15 − 16:45 3 Vorträge
16:45 − 17:15 Pause
17:15 − 19:45 3 Vorträge
20:00 Abendessen

23.07.2011:
09:00 − 10:30 2 Vorträge
10:30 − 11:00 Pause (Getränke)
11:00 − 12:30 2 Vorträge
12:30-13:15 Abschlussdiskussion& Verabschiedung

Kontakt

Christian Sammer

Institut für Wissenschafts- und Technikforschung; Universität Bielefeld
Postfach 100131; D-33501 Bielefeld
+49(0)521-106-4690
+49(0)521-106-6418

christian.sammer@uni-bielefeld.de

http://www.uni-bielefeld.de/iwt/ag/dhmd/
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung