Vom Blutzeugen zum Glaubenszeugen. Formen und Vorstellungen des christlichen Martyriums im Wandel

Vom Blutzeugen zum Glaubenszeugen. Formen und Vorstellungen des christlichen Martyriums im Wandel

Veranstalter
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart; Arbeitskreis für hagiographische Fragen, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; Dr. Dieter R. Bauer; Dr. Gordon Blennemann; Prof. Dr. Klaus Herbers
Veranstaltungsort
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Tagungshaus Weingarten, Kirchplatz 7, D-88250 Weingarten
Ort
Weingarten (Oberschwaben)
Land
Deutschland
Vom - Bis
31.03.2011 - 03.04.2011
Deadline
16.03.2011
Von
Blennemann, Gordon

Das Opfer des eigenen Lebens als Besiegelung einer Überzeugung mit Blut erscheint unüberbietbar. Im Christentum wird das Martyrium in besonderer Weise zum wichtigsten Zeugnis vor Gott, stehen doch Märtyrer in der Schar der Heiligen an erster Stelle. Vor diesem Hintergrund werden in epochenübergreifender Perspektive die historischen Phänomene „Martyrium“ und „Märtyrer“ in christlicher Tradition in den Blick genommen. Bild- und Textzeugnisse stehen dabei gleichberechtigt nebeneinander. In religionswissenschaftlich vergleichendem Zugriff sollen zudem Vorstellungen von Opfer und Selbstopfer thematisiert und auch die langfristige Wirkmächtigkeit solcher Vorstellungen wie deren Ursachen untersucht werden.

Gefragt wird unter anderem nach den spätantiken Grundlagen von Martyriumskonzeptionen sowie nach deren Tradition und Vermittlung in Mittelalter und Neuzeit. Gefragt wird aber auch nach dem Wandel in der Wahrnehmung der Figur des Märtyrers, der zunächst geprägt vom antiken Ideal des Heroen bald zum zentralen Bezugspunkt kultischer Verehrung aufstieg. Auch wenn Märtyrer in den unterschiedlichsten Auseinandersetzungen als Leitfiguren instrumentalisiert werden konnten, so bestand in der mittelalterlichen und neuzeitlichen Gesellschaft doch Konsens über ihre Bedeutung als personifizierte Glaubensideale. Dieser Konsens eröffnete vielfältige Wege und Möglichkeiten der Adaption und Rekontextualisierung, deren Ursachen und Funktionsweisen zu untersuchen sein werden.

Besonders diejenigen, die sich wissenschaftlich mit der Thematik auseinandersetzen, darüber hinaus aber auch alle anderen an der Sache Interessierten laden wir herzlich nach Weingarten ins Tagungshaus der Akademie ein.

Programm

Donnerstag, 31. März 2011

bis 13.30 Uhr
Anreise – Kaffee/Tee

14.00 Uhr
Begrüßung (mit einleitenden Informationen)

Vorbemerkungen
Prof. Dr. Klaus Herbers / Dr. Gordon Blennemann

I. Spätantike Grundlagen
Sektionsleitung: Prof. Dr. Sebastian Scholz, Zürich

14.30 Uhr
Non poena sed causa facit martyrem. Glaubens-, Blut- und Lebenszeugnis in der Alten Kirche: Begriff und Sache
Prof. Dr. Peter Gemeinhardt, Göttingen

15.30 Uhr
Plinius' Christenprozesse in Bithynien
Dr. Mario Ziegler, Erlangen

16.30 Uhr
Pause

17.00 Uhr
Martyrium in der Spätantike – ein Wandel vom Blut- zum Glaubenszeugnis?
Dr. Steffen Diefenbach, Konstanz

18.00 Uhr
Abendessen

II. Adaptionsformen im frühen Mittelalter
Sektionsleitung: Prof. Dr. Michele C. Ferrari, Erlangen

19.30 Uhr
Apokryphe Apostelgeschichten und Apostellegenden als „feministische“ Narrative
Prof. Dr. Felice Lifshitz, Miami

Freitag, 1. April 2011

8.00 Uhr
Morgenimpuls in der Hauskapelle

Frühstück

9.00 Uhr
L’idée du martyre dans l’hagiographie monastique (VIIIe–IXe siècles)
Prof. Dr. Anne-Marie Helvétius, Paris

10.00 Uhr
Altestamentarische „Heilige“ in neuem Gewand. Die Makkabäer bei Hrabanus Maurus
Dr. Gordon Blennemann, Erlangen

11.00 Uhr
Kaffee/Tee

11.30 Uhr
The Cult of the Apostles in the Early Medieval West. From Eye-Witnesses to Blood-Witnesses
Dr. Els Rose, Utrecht

12.30 Uhr
Werkstattbericht:
Formen und Funktionen von Gewalt in der merowingischen Hagiographie des 7. Jahrhunderts
Jennifer Dobschenzki, Regensburg

13.00 Uhr
Mittagessen

III. Bild und Semantik
Sektionsleitung: Prof. Dr. Hedwig Röckelein, Göttingen

14.30 Uhr
Die Martyrien der heiligen Wenzel, Ludmilla und Sigismund als Sujet in den Bildkünsten des hohen und späten Mittelalters
Dr. Marco Bogade, Oldenburg

15.30 Uhr
Frühchristliche Märtyrer und ihr Tod in mittelalterlichen Darstellungen
Prof. Dr. Bruno Reudenbach, Hamburg

16.30 Uhr
Kaffee/Tee

17.00 Uhr
Stigmatisierung und Martyrium
Prof. Dr. Gábor Klaniczay, Budapest

IV. Missions- und Expansionsprozesse
Sektionsleitung: Prof. Dr. Felicitas Schmieder, Hagen

18.00 Uhr
Les martyrs missionnaires franciscains au XIIIe et XIVe siècle
Prof. Dr. Isabelle Heullant-Donat, Reims

19.00 Uhr
Abendessen

20.00 Uhr
Abendvortrag:
Das „geistige Opfer“. Der Übergang vom Blutopfer zum Selbstopfer
Prof. Dr. Arnold Angenendt, Münster

Samstag, 2. April 2011

8.00 Uhr
Morgenimpuls in der Hauskapelle

Frühstück

9.00 Uhr
Vom „Dulder“ zum „Kämpfer“. Erweiterung des Märtyrergedankens durch Krieg (11. und 12. Jh.)?
Prof. Dr. Ernst-Dieter Hehl, Mainz

10.00 Uhr
ingens martyrium non posse esse martyrem. Das Motiv des heroischen Sterbens in Übersee im konfessionellen Zeitalter
Dr. Christoph Nebgen, Mainz

11.00 Uhr Kaffee/Tee

V. Identität und Aktualität
Sektionsleitung: Dr. Dieter R. Bauer, Stuttgart

11.30 Uhr
Das neuentdeckte Martyrium für die Papstkirche des 19. Jahrhunderts
Prof. Dr. Stefan Samerski, München

12.30 Uhr Mittagessen

14.00 Uhr
Märtyrer in Córdoba. Identitätsbildung und Martyriumsvorstellungen auf der Iberischen Halbinsel im 8.–11. Jahrhundert
Dr. Christofer Zwanzig, Erlangen

15.00 Uhr
Martyrium im Massenmedium. Die „Pariser Bluthochzeit“ 1572 zwischen Konfession und Medienmarkt
Prof. Dr. Birgit Emich, Erlangen

16.00 Uhr Kaffee/Tee

16.30 Uhr
„Gottesmenschen“ der Gegenwart. Johannes Paul II., Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Lady Diana
Prof. DDr. Hubertus Lutterbach, Essen

18.00 Uhr Abendessen

20.00 Uhr
Zusammenfassung der Ergebnisse
Prof. Dr. Klaus Herbers / Dr. Gordon Blennemann

Schlussdiskussion

Sonntag, 3. April 2011

ab 7.30 Uhr
Frühstück

8.30 Uhr
Einladung zum Gottesdienst
in der Basilika (Choralmesse)

Tagungsende

Kontakt

Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
– Geschäftsstelle –
Im Schellenkönig 61, D-70184 Stuttgart
Telefon: +49 711 1640-600

Referatsassistentin Geschichte:
Kerstin Hopfensitz M.A.
Telefon: +49 711 1640-752; Telefax: +49 711 1640-852
E-Mail: Hopfensitz@akademie-rs.de

http://www.akademie-rs.de/veranstaltungen.html
Redaktion
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