Öffentlichkeit, Medien und Politik - Intellektuelle Debatten und Wissenschaft im Zeitalter digitaler Kommunikation

Öffentlichkeit, Medien und Politik - Intellektuelle Debatten und Wissenschaft im Zeitalter digitaler Kommunikation

Veranstalter
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (Claus Leggewie/Friedrich Jaeger) und Deutsches Historisches Institut Paris (Gudrun Gersmann/Mareike König)
Veranstaltungsort
Kulturwissenschaftliches Institut Essen, Goethestr. 31, 45128 Essen
Ort
Essen
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.02.2011 - 15.02.2011
Deadline
07.02.2011
Website
Von
Friedrich Jaeger

Die Tagung widmet sich der Frage, wie sich gegenwärtig unter dem Einfluss digitaler Medien und des Web 2.0 die Struktur der Wissenschaftskommunikation und damit zugleich die öffentliche Bedeutung der Intellektuellen als Akteure dieser Kommunikation verändert. Auf der semantischen Ebene verbinden sich mit dem Begriff des Intellektuellen seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert vor allem drei Merkmale: erstens das Wirken im öffentlichen Raum; zweitens die gezielte Nutzung von Massenmedien; und drittens schließlich die bewusste Applikation von Wissen auf Praxis. Jenseits eines bloßen "Fachmenschentums" im Sinne Max Webers – sei es als Wissenschaftler, Künstler oder Literaten – erweisen sich die modernen Intellektuellen damit als Virtuosen der öffentlichen Meinungsbildung, die auf der Grundlage einer ausgeprägten Sensibilität für aktuelle Problemlagen in die gesellschaftlichen Debatten ihrer Zeit intervenieren, woraus sich auch ihre häufig polarisierende Wirkung erklärt.

In historischer Perspektive liegt die Bedeutung der Intellektuellen für den Markt der öffentlichen Meinung seit der Kommunikationsrevolution des 18. Jahrhunderts vor allem in ihrer ausgeprägten Mediennutzung sowie in ihrem damit verbundenen Einfluss auf die diskursiven Netzwerke moderner Gesellschaften begründet. Dies gilt für die Kaffeehäuser und Salons der Aufklärungsepoche ebenso wie für die Feuilletons des sich im 19. Jahrhundert ausdifferenzierenden Zeitungswesens oder für die multi- und massenmedial geprägte Öffentlichkeit unserer Tage.

Auf welche Weise beeinflussen und verändern jedoch die sich gegenwärtig herausbildenden digitalen Medien die gesellschaftliche Bedeutung der "public intellectuals"? Gelingt es diesen, sich auch in den neuen Medien als einflussreiche Interpreten herausfordernder Problemlagen zu etablieren, oder aber mindern die kommunikativen Strukturen der Blogs und Foren die Chancen ihrer öffentlichen Einflussnahme? Macht sich in ihnen vielleicht sogar ein unterschwelliger Anti-Intellektualismus breit, der die historisch tradierte Rolle von Intellektuellen als Akteure der Zivilgesellschaft infragestellt bzw. zugunsten neuer Formen der Wissenskommunikation unterläuft?

Derartigen Fragen nähert sich die Tagung auf zwei Wegen: Während der erste Tag dem gegenwärtigen Wandel der soziokulturellen Rolle und politischen Bedeutung der Intellektuellen nachspürt, stehen in den Sektionen des zweiten Tages die entscheidenden Veränderungen der Wissenschaftskommunikation im Web 2.0 auf dem Prüfstand. Im Rahmen einer abschließenden Diskussionsrunde sollen dabei auch unterschiedliche 'Generationen' der digitalen Wissenschaftskommunikation zu Wort kommen, um Gewinne und Probleme, Vorteile und Grenzen der mit den digitalen Medien verbundenen Transformationen unseres kulturellen Wissens zu erörtern.

Programm

Montag, 14. Februar

15:30 – 16:00
Begrüßung und Einführung
Claus Leggewie und Gudrun Gersmann

16:00 – 18:30
Podiumsdiskussion: "J’accuse" per Twitter? Intellektuelle im digitalen Zeitalter
(Moderation: Gudrun Gersmann)

Jens Hacke, Hamburg (Impulsreferat)
Ute Daniel, TU Braunschweig
Stefan Münker, Universität Basel
Anne Roth, Annalist Berlin
Mike Sandbothe, Hamburg

18:30 – 20:00 Uhr
Abendvortrag
Christoph Bieber, Universität Gießen
Metamorphosen des politischen Intellektuellen

20:00 Uhr
Empfang im KWI

Dienstag, 15. Februar

9:00 – 10:15 Uhr
Autorschaft und kollaboratives Publizieren: Wissenschaft und 'Werk' im digitalen Zeitalter
(Moderation: Friedrich Jaeger)

Gerhard Lauer, Universität Göttingen
Die Geburt des Autors aus den Daten. Urheberschaft im Petabyte-Zeitalter

Daniela Pscheida, Universität Halle-Wittenberg
Wissensmo(nu)mente. – Fünf Thesen zum 'Werk' im digitalen Zeitalter

10:15 – 11:30 Uhr
Qualitätsstandards und institutionelle Kontexte digitaler Wissenschaftskommunikation
(Moderation: Cornelius Puschmann)

Gregor Horstkemper, Bayrische Staatsbibliothek München
Orientierung, Recherche, Zugang: Klassische Bibliotheksaufgaben neu definiert

Jochen Johannsen, HBZ Köln
Rechnung 2.0 - Ökonomische Aspekte digitaler Wissenschaftskommunikation

Martin Warnke, Universität Lüneburg
Top Hits und der Long Tail. Oder: Das Ende des Mittelmaßes

11:30 – 11:45
Kaffeepause

11:45 – 13:00 Uhr
Öffentlichkeit und Wissenschaftskommunikation im digitalen Zeitalter: Mythen und Realitäten
(Moderation: Mareike König)

Steffen Albrecht, TU Dresden
Onlinediskurse als Reflexionsspiele. Veränderungen öffentlicher Kommunikation durch die neuen Medien

Torsten Reimer, JISC London
Forschung im galaktischen Zoo. Neue Medien, neue Wissenschaftskommunikation, neue Wissenschaft?

Rainer Winter, Universität Klagenfurt
Das Internet und die Konstitution einer transnationalen Öffentlichkeit

14:00 – 17:30 Uhr
Delphi-Runde: Digitale Wissenschaftskommunikation – Drei Generationen der Mediennutzung
(Moderation: Claus Leggewie und Cornelius Puschmann)

Björn Brembs, FU Berlin
Stephan Humer, Universität der Künste Berlin
Jens Klump, Geoforschungszentrum Potsdam
Felix Lohmeyer, SUB Göttingen
Sonja Palfner, TU Berlin
Patrick Sahle, Universität Köln
Jan Schmidt, Hans Bredow Institut für Medienforschung, Hamburg
Manfred Thaller, Universität Köln
Bernadette Fritzsch, Alfred Wegener Institut für Polar und Meeresforschung (angefragt)

17:30 – 18:00 Uhr
Schlussdiskussion
(Moderation: Gudrun Gersmann und Claus Leggewie)

Kontakt

Maria Klauwer
Kulturwissenschaftliches Institut, Goethestr. 31, 45128 Essen
0201 7204 153
0201 7204 111
maria.klauwer@kwi-nrw.de


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