Ecclesia disputans. Die Konfliktpraxis vormoderner Synoden zwischen Religion und Politik

Ecclesia disputans. Die Konfliktpraxis vormoderner Synoden zwischen Religion und Politik

Veranstalter
Christoph Dartmann, Andreas Pietsch, Sita Steckel, Exzellenzcluster "Religion und Politik in Kulturen der Vormoderne und der Moderne" WWU Münster
Veranstaltungsort
Katholisch Theologische Fakultät, Raum KThS I, Johannisstraße 8-10, 48143 Münster
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.02.2011 - 24.02.2011
Website
Von
Christoph Dartmann

Seit Beginn der Christenheit mussten auf verschiedenen Ebenen der Kirche beziehungsweise Kirchen Konflikte gelöst werden. Synoden und deren Umfeld von Beratungen und Verhandlungen stellten das wichtigste Instrument überlokaler Koordination dar, das zur Verfügung stand. Auf ihnen wurden dogmatische Auseinandersetzungen ebenso ausgetragen wie Streitigkeiten um kirchliche Rechte oder Fragen innerkirchlicher Disziplin. Ihr Anspruch auf Verkörperung und Selbstdarstellung der Kirche und zugleich die Präsenz und das vielfach bezeugte Eingreifen von Herrschern machten sie zu eminent politischen Veranstaltungen, bei denen sich weltliche und religiöse Motive in untrennbarer Weise miteinander verquickten.

Die Tagung geht der Frage nach, wie gleichermaßen religiös wie politisch aufgeladene Konfliktkonstellationen während vormoderner Synoden behandelt und zu einer Entscheidung geführt wurden. Obwohl gerade die Zeitgenossen oft zu suggerieren suchten, dass eine Entscheidung in ‚traditioneller‘ Form und somit ‚korrekt‘ und ‚legal‘ zustande gekommen sei, erweisen sich Mechanismen der Entscheidungsfindung im Umfeld von Synoden als historisch äußerst wandelbar. Indem die Tagung dieses Thema aufgreift, will sie zum einen die kulturhistorische Diskussion über vormoderne Konfliktpraxis um einen wesentlichen Aspekt bereichern. Zum anderen will sie dafür eintreten, die Spezifika kirchlicher Formen des Konfliktaustrags im Spannungsfeld von Religion und Politik zu diskutieren. Das soll für verschiedene historische Konstellationen zwischen der Spätantike und der Frühen Neuzeit geleistet werden.

Programm

Di, 22. Februar 2011

15:30-16:00
Andreas Pietsch (Münster) und Sita Steckel (Münster/Cambridge, MA): Einführung in die Tagung

16:00-17:30
Christoph Dartmann (Münster): Non enim se Deus discutere iubet sed credere. Synoden und Konfliktgeschehen im westgotischen Spanien
Kommentar Steffen Patzold (Tübingen)

18.00
Thomas Graumann (Cambridge): Altkirchliche Konzilien zwischen theologischer Disputation und rechtlichem Disput

Mi, 23. Februar 2011

9:00-12:30
Ernst-Dieter Hehl (Mainz): Suchen und Finden, Inszenieren und Verstecken von „Wahrheit“. Überlegungen zu Synoden des 10. und frühen 11. Jahrhunderts
Kommentar Gerd Althoff (Münster)

Pause

Sita Steckel (Münster/ Cambridge, MA): Gravis et clamosa querela. Zur Legitimierung der Entscheidungsfindung in der Verhandlung des Bettelordensstreits vor Papst und Konzilien
Kommentar Constant Mews (Melbourne)

14:30-18:00
Sylvain Piron (Paris): Franciscan quarrels before Clement V and at the Council of Vienne (1309–1312)
Kommentar Melanie Brunner (Leeds)

Pause

Thomas Prügl (Wien), Die Disputation mit den Hussiten auf dem Basler Konzil
Kommentar Claudia Märtl (München)

Do, 24. Februar 2011

9:00-12:15
Volker Leppin (Tübingen): Disputation – Religionsgespräch – Synode. Formen reformatorischer Wahrheitsfindung
Kommentar Barbara Stollberg-Rilinger (Münster)

Pause

Andreas Pietsch (Münster), Die junge Republik und ihre Konfession. Wahrheits- und Interessenkonflikte auf der Synode von Dordrecht (1618/9)
Kommentar Nicola Stricker (Paris)

12:30-13:30
Johannes Helmrath (Berlin): Zusammenfassung und Abschlussdiskussion

Kontakt

Benjamin Wolf

EXC "Religion und Politik", Johannisstr. 1-4, 48143 Münster

b_wolf04@uni-muenster.de


Redaktion
Veröffentlicht am